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Zu Besuch bei Cinderella

07.01.2016 14:31 Uhr
Setra S 511
© Foto: Daimler

Manches geschieht bekanntlich nur im Märchen. So wie bei Aschenputtel, die im Märchenschloss Moritzburg auf ihren Traumprinzen trifft. Genau wie ein Märchen liest sich aber auch die Geschichte der Kleinen bei Setra. Was mit dem S 6 1955 begann, hat im Jahr 2015 seinen vorläufigen Höhepunkt gefunden.

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Anfang war der S 6. Gerade mal 6.700 Millimeter misst das Fahrzeug, ein Zwerg im Vergleich zum aktuellen S 511 HD, der auf stolze 10.465 Millimeter kommt. Gut, es passten auch nur bis zu 25 Fahrgäste in den Bus, das sind gut zehn Passagiere ­weniger als beim S 511 HD. Und dennoch steht der Längenzuwachs stellvertretend für ein neues Selbstverständnis im Fahrzeugbau. Mehr Sicherheit, mehr Technik und mehr Komfort benötigen eben auch mehr Platz. Der S 6 war übrigens der dritte Typ innerhalb der ersten Setra-Baureihe 10 und er repräsentierte einen, nein DEN Meilenstein in der Setra-­Geschichte, vor ziemlich genau 60 Jahren nämlich wurde der erste selbsttragende Setra-Bus der Welt vorgestellt. Einfach war die Umsetzung eines solchen Fahrzeuges nicht, denn für einen kompakten Bus war ein Überhang von notwendigerweise über 2,6 Meter nicht möglich. Zudem fehlte der Platz für eine ­normale Federung. Die Lösung fanden die Konstrukteure in einem Fahrwerk, das mit Einzelradaufhängung vorne und Schwing­achsen hinten mit progressiv wirkenden, wartungsfreien Gummitorsionsfedern ausgestattet war, und dessen Triebwerk in Blockbauweise Motor, Getriebe und Differenzial vereinigte.  Mit einer Gesamtbreite von gerade einmal 2.250 Millimetern übertrifft der S 6 heute nur geringfügig einen Sprinter-Bus, dennoch gefiel das Fahrverhalten. Dazu kam die Panoramaverglasung, die eine neue Freiheit bei der Aussicht brachte. Kleiner Nachteil im Sommer, bei langsamer Fahrt sorgte die fehlende Klima­anlage für ein eher schweißtreibendes Reiseerlebnis. Insgesamt aber war der S 6 ein voller Erfolg. Er wurde bis 1964 1.172-mal verkauft.

Die Aussicht aus dem S 511 HD ist auch heute noch spektakulär, Grund dafür sind seine im Vergleich zu Vorgängern riesigen Seitenscheiben. Eine Dachrandverglasung, geschweige denn ein Glasdach jedoch fehlt und wird wohl auch nicht kommen. Grund ist die Zuordnung des Fahrzeuges zur ComfortClass-Familie. Damit wandert auch die Klimaanlage zwingend auf das Dach, was ein Panoramadach unmöglich macht.

Setra S 208 H
© Foto: Daimler

Auf den S 6 folgte 1965 der S 7

Gut zehn Jahre später, 1965, präsentierte Setra mit dem S 7 den Nachfolger des S 6. Besondere Merkmale waren die Einzelradaufhängung vorne und die eigens konstruierte Hinterachse, die einen sehr kurzen hinteren Überhang möglich machte. Als Weiterentwicklung des S 7 ging bereits im März 1968 der S 80 der Baureihe 100 in Serie. Der 34-Sitzer war 2.300 Millimeter breit, hatte eine Gesamtlänge von 7.670 Millimetern. Fahrwerk, Lenkung und Sitzkomfort, des nunmehr acht Sitzreihen umfassenden Busses, waren wie im größeren Fernreisebus ausgelegt. Von 1975 an bot die Marke Setra diesen Fahrzeugtyp zusätzlich mit einer Außenbreite von 2.500 Millimetern an. Die kürzeste Version der Baureihe 200 war der S 208 H, der im Mai 1979 in Turin als Prototyp präsentiert wurde. Während alle Modelle der Setra-Baureihe 200 im eigens entwickelten Baukastensystem gefertigt wurden, musste man bei der kurzen Variante S 208 H aus ­konstruktiven Gründen auf das modifizierte Umlenkgetriebe an der Hinterachse zurückgreifen. Auf den Einbau einer Hecktüre verzichtete man zugunsten des Mitteleinstiegs. Zudem hatte der S 208 H im Gegensatz zu allen anderen Fahrzeugen der Baureihe 200 keine Luftfederung und keinen Retarder. Der Wende­kreis betrug nur 14,6 Meter, weshalb der Bus vor allem für schmale Passstraßen besonders geeignet war. Wie alle anderen Reisebusse verfügte er jedoch über Komforteinrichtungen wie die neuartige Querstrombelüftung und Heizung. Von April 1980 an rüstete man das Fahrzeug mit Scheibenbremsen an der Vorderachse aus. Ebenso konnte der Bus auf viel­fachen Kundenwunsch mit einer Toilette, einer Klimaanlage sowie mit der schmalen Aufbaubreite von 2.300 Millimetern bestellt werden. In die Ahnengalerie der Setra-Clubbusse gehört auch der S 210 HD. Der 9.340 Millimeter lange Bus war nach der Einstellung des S 208 H im Jahr 1983 der erste Hochdecker unter den Kompaktbussen sowie das erste Modell, das mit konventionellem Heckantrieb ausgerüstet war. Vorbei war die Zeit der Sonderantriebe, die für S 6, S 80 und S 208 H noch erforderlich waren. Wie alle anderen Fahrzeuge der Baureihe profitierte der S 210 HD von der elek­tronisch geregelten Heizungs- und Klimaanlage sowie von der Einführung des ABS-Systems im Jahr 1984. Mit dem S 309 HD zeigte Setra im Jahr 1994 in der Baureihe 300 einen Reisebus, der die Neun- Meter-Marke nicht überschritt. Für dieses 8.870 Millimeter lange Fahrzeug ließen die Konstrukteure den Sonderantrieb mit einem auf hö­here Drehmomente und Leistung angepassten Differenzialgetriebe noch einmal aufleben. Auch ein Retarder war nun serienmäßig verbaut.
Setra S 511 und S 6
© Foto: Daimler

Der S 511 HD ist der vorläufige Höhepunkt

Ein echter Meilenstein war 2001 die Einführung der Baureihe 400 und mit ihr der 10.160 ­Millimeter lange S 411 HD. Nach der umfangreichen Modellpflege der Setra-Reisebusse im Jahr 2008 standen seine kompakte Länge, ein Radstand von 3.760 Millimetern sowie 2.215 Millimeter Überhang vorne und 2.960 Milli­meter hinten nach wie vor für Wendigkeit. Mit 3.760 Millimetern Höhe war der S 411 HD so hoch wie der S 415 HD mit ComAir-Klima­anlage und auch mit 2.550 Millimetern Breite bot das Fahrzeug die Ausmaße eines voll­wertigen Hochdecker-Reisebusses. 2014 dann der vorläufige Höhepunkt bei den Setra-Kompaktbussen: Der S 511 HD rollte an. Zum direkten Vorgänger hat er noch einmal um gut 30 Zentimeter in der Länge zugelegt. Allerdings fiel die Entscheidung, ihn der ComfortClass-Familie zuzuordnen. Wirklich tragisch ist das nicht, denn die CC500 zählt zu den modernsten und sichersten Bussen, die derzeit zu bekommen sind. Allerdings wurden der ComfortClass bisher einige Komfort-Elemente vorenthalten. Dazu zählt der Spritspar-Assistent Predictive Powertrain Control (PPC), der digitale Multifunktionsschlüssel oder die neue Klimacenter-Bedienung. Erstmals im Clubbus und dann nach und nach auch in den „normalen“ ComfortClass-Bussen halten diese nützlichen Features nun Einzug. Dass der S 511 HD in seiner Kategorie in einer eigenen, recht einsamen Liga unterwegs ist, lässt sich auch an dieser Sicherheitsaufzählung erkennen: Elektronisches Stabilitätsprogramm, Bremsassistent, Spurassistent, Abstandsregel-Tempomat mit Active Brake Assist (ABA 3), Eco Driver Feedback, Brandmeldeanlage, Regen-Licht-Sensor, Abbiegelicht, Atemalkohol-Messgerät mit ­Anlasssperre, Reifendruckkontrolle, Aufmerksamkeitsassistent, elektronische Niveauregulie­rung mit automatischer Fahrzeugabsenkung, Zusatzfunktion Stop-and-go für den ART. Nie war es sicherer, mit einem Clubbus unterwegs zu sein, auch wenn es bei seinen Abmessungen schwerfällt, einen Bogen zum allerersten Setra-Midi zu schlagen. Aber märchenhaft ist diese Story allemal. (sab)
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