Rund 800 Reisebusse werden heute als Korsos hupend durch Berlin sowie sechs weitere Städte rollen, um auf die dramatische wirtschaftliche Situation der Branche aufmerksam zu machen. In Folge der Corona-Pandemie wurde der Reisebusverkehr komplett stillgelegt, was Unternehmen 2,3 Millionen Euro pro Tag kostet. Mit ihren Slogans wollen die Demonstranten auch die Bedeutung des Busgewerbes für das gesellschaftliche Leben in den Vordergrund rücken.
„Bundestag ohne Reisebus ist wie Parlament ohne Besucher!“ steht auf dutzenden Bussen, die um das Berliner Regierungsviertel kreisen werden. Die dort arbeitenden Abgeordneten können beim Blick auf diesen Korso auch Botschaften wie „Kultur ohne Reisebus ist wie Künstler ohne Publikum!“ oder „Klimaschutz ohne Reisebus ist wie Klima ohne Schutz!“ lesen. Slogans, mit denen die Busreiseveranstalter auf die Systemrelevanz ihrer Branche aufmerksam machen. Auch in Düsseldorf, Kiel, Mainz, Stuttgart und Wiesbaden beteiligen sich Busunternehmer an diesem bundesweiten Aktionstag, der von den Branchenverbänden organisiert wird.
Verbände packen gemeinsam an
Karl Hülsmann, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmer (bdo): „Der staatlich verordnete Stillstand der Reisebusse kostet täglich 2,3 Millionen Euro. Das mittelständische Busgewerbe benötigt daher dringend passgenaue Soforthilfen und keine Kredite. Die Branche kann nicht länger auf versprochene Hilfen warten! Die Politik muss jetzt handeln, bevor es zu spät ist.“
Die zweite zentrale Forderung der Verbände zielt auf einen Neustart nach national und international einheitlichen Regeln. „Der derzeitige Flickenteppich von Lockerungsregelungen für die Reisebusbranche ist eine Zumutung für die Unternehmen und Verbraucher“, erklärt Benedikt Esser, Präsident des RDA Internationaler Bustouristik Verband e.V. Er begründet die Notwendigkeit wirksamer Hilfsprogramme für die Busbranche auch mit deren Relevanz für das gesellschaftliche Leben. „Der Reisebus ermöglicht breiten Bevölkerungsschichten nicht nur vielseitige Urlaubserlebnisse, sondern auch die Teilhabe an Bildung sowie an kulturellen und sportlichen Events.“
Mit Blick auf die geringen Emissionen von Treibhausgasen, mit denen der Reisebus in der Ökobilanz sogar noch besser als die Bahn abschneidet, rückt Hermann Meyering den Beitrag mittelständischer Busunternehmer für einen nachhaltigen Tourismus in den Fokus. „Wenn die Bundesregierung ihre eigenen Zielvorgaben zum Klimaschutz noch ernst nimmt, darf sie dem Untergang der Bustouristik jetzt nicht tatenlos zusehen“, ist der Vorsitzende der Gütegemeinschaft Buskomfort (gbk) überzeugt.
Lars GIEL