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Deutschlandticket zum Absahnen: Transdev sichert sich omnipotente URL - Kommentar

08.02.2023 19:29 Uhr | Lesezeit: 5 min
Deutschlandticket zum Absahnen: Transdev sichert sich omnipotente URL - Kommentar
Die Transdev Vertrieb GmbH hat sich die ultimative URL zum Deutschlandticket gesichert – www.deutschlandticket.de. Foto unter Verwendung eines denic-Screenshots, abgerufen am 8.2.2023, 19.27 Uhr. 
© Foto: iStock/Hiraman/juf

Wenn Sie Busunternehmer sind: Haben Sie gedacht, Sie könnten mit dem Deutschland-Ticket ein bisschen Geld verdienen? Ja? Nun, das könnte für nicht wenige von Ihnen noch vor dem Start des Tickets zu kaum mehr als einem Pustekuchen werden.

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Denn: Die Transdev Vertrieb GmbH hat sich die ultimative URL zum Ticket gesichert – www.deutschlandticket.de. Die Transdev Vertrieb GmbH ist eine 100-prozentige Tochter der Transdev GmbH und wurde nach eigenen Angaben speziell für die Vertriebsdienstleistungen von Transdev gegründet. „Transdev Deutschland“ ist dabei Teil der internationalen Transdev-Gruppe. „Der Mobilitätsanbieter“, ist auf der Homepage zu lesen, „mit Hauptsitz Paris ist auf fünf Kontinenten, in 18 Ländern, aktiv und verfügt über langjährige Erfahrungen im öffentlichen Personenverkehr. Anteilseigener sind Caisse des Dépôts sowie die RETHMANN-Gruppe“.

Nicht, dass man irgendjemandem gute Ideen missgönnt. Oder „alles aus einer Hand“ -Strategien bisweilen und unter bestimmten Umständen für bedenklich hält. Der Begünstigte sämtlicher oder jedenfalls des voraussichtlich maßgeblichsten Teils der Einnahmen aus einem Deutschlandticket darf gern auch ein global tätiges Unternehmen aus Frankreich sein.

Pikant ist dennoch, dass sich Transdev die URL „deutschlandticket.de“ offenbar schon am 20. Oktober 2022 gesichert hat, wenn man den Denic-Eintragungen Glauben schenken darf. Zugegeben, URLs kann sich sichern, wer will und wann er will. Eigenes Risiko – außer, man weiß, wozu es am Ende aller (Schein?)-Diskussionen kommt. Im Zeitalter des Lobbyismus, der „Affären“ zwischen Politik und Wirtschaft und dem verdächtigen Hin- und Her-Geschiebe von Geld, das diejenigen aufbringen müssen, die immer weniger davon haben, darf man aber schonmal freche Gedanken hegen.

Deutschlandticket - es lebe die Unausgegorenheit

Gerade erst hat der bdo in seiner Stellungnahme zum Deutschlandticket aufgezeigt, wie unausgegoren das Projekt Deutschlandticket ist und wie viele Unklarheiten bestehen – die empfindliche Konsequenzen insbesondere für kleine und mittelständische Busunternehmen nach sich ziehen können. Vor allem ist die Frage nach den Ausgleichszahlungen für Mindereinnahmen durch das Deutschlandticket ungeklärt. Ebenso die Frage, ob Ausgleichszahlungen rechtlich überhaupt zulässig sind.

Transdev könnte in Sachen Deutschlandticket der große Wurf gelungen sein – die URL wird in den Suchmaschinen das Suchergebnis für Kundenanfragen nach dem Deutschlandticket sein. Über kurz oder lang – vielleicht sogar schon von Beginn an – wird es nicht viele Mitverkäufer geben.

War das der Plan? Braucht es den Mittelstand künftig sowieso nur noch als weisungsgebundenen Erfüllungsgehilfen der „Global Player“ – wenn überhaupt? Wenn ja, lassen sich die durch „Corona“, Spritpreiskrise und Inflation ausgezehrten Unternehmen mithilfe des Deutschlandtickets so elegant an die Wand klatschen wie schon lange nichts mehr. Sollte mit Ausgleichszahlungen langfristig Abhilfe geschaffen werden (können), macht das den meisten Unternehmen wahrscheinlich nicht viel aus. Jeder Unternehmer samt seiner Beschäftigten ist dann aber in einer nicht mehr zu überwindenden Abhängigkeit – dauerhaft – und nicht zuletzt auch selber Steuerzahler. Und als solcher zahlt er sich letztliche auch seine Ausgleichszahlungen selber. Genau wie die Fahrgäste die Finanzierung ihres Tickets zahlen: Sie entrichten für ihr Deutschlandticket den „kleinen Preis“ an einen Monopolisten und merken gar nicht, dass sie für den schönen Schein viel tiefer in Tasche greifen als gedacht.

Aber vielleicht hat der Monopolist ja vor, mit den Einnahmen einen nicht unerheblichen Teil des ÖPNV in Deutschland zu sanieren. Und wenn er nach der Sanierung noch viel mehr Tochterunternehmen hat, ist ja alles gut.

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