Man sehe sich nach „wochenlangen erfolglosen Verhandlungen und weiterhin ausbleibenden finanziellen Hilfen von Aufgabenträgern, Land und Bund“ in Oberbayern gezwungen, mit einer Protestaktion auf die dramatische Lage der Busunternehmen im Zuge der Energiekrise aufmerksam zu machen, erklärte der Landesverband bayerischer Omnibusunternehmen (LBO). Der Verband kündigte in den Landkreisen Rosenheim, Mühldorf, Traunstein und Berchtesgadener Land Protestaktionen der Unternehmen an. So sollen Mittwochfrüh bis 9 Uhr einige Busse stehen bleiben. Anschließend soll der reguläre Fahrbetrieb wieder aufgenommen werden. An der Protestaktion beteiligen sich laut LBO zwölf Busunternehmen mit knapp 50 Bussen.
Die familiengeführten Verkehrsbetriebe, die überwiegend Buslinien im Auftrag für große Bahnbusunternehmen bedienen, stünden aufgrund der Dieselpreisexplosion und pandemiebedingten Fahrgeldausfällen „mit dem Rücken zur Wand“, erklärte der LBO und kritisierte: „Während in der Verkehrsministerkonferenz nur das 9-Euro-Ticket diskutiert wird, sehen sich die Verkehrsunternehmen kurz vor der Zahlungsunfähigkeit“.
Isabelle Brodschelm, Vizepräsidentin des LBO und Busunternehmerin aus Burghausen, sagte über die existenzbedrohende Lage: „Bei den letzten Verkehrsministerkonferenzen, aber auch bei vielen Gesprächen mit den zuständigen Ministerien scheint unsere finanzielle Lage und damit die Sicherung der Grundversorgung im ÖPNV keine Rolle zu spielen.“ Claudia Hollinger, Busunternehmerin aus Bad Aibling, fügte hinzu: „Wir sehen uns gezwungen, zu demonstrieren, welchen wichtigen Beitrag wir für die Mobilität der Bevölkerung leisten. Wenn wir nicht mehr da sind, kommen die Schüler morgens nicht in die Schule und Berufstätige nicht zu ihrem Arbeitsplatz.“
Abschlagszahlungen reichen nicht aus
In den vergangenen Wochen hätten den LBO „erschreckende“ Meldungen seiner Mitgliedsunternehmen erreicht. „Viele über Generationen geführte Familienunternehmen erwägen inzwischen, ihr Geschäft aufzugeben. Sie brauchen jetzt einen schnellen finanziellen Ausgleich“, sagte daher LBO-Geschäftsführer Stephan Rabl. Hier gehe es „nicht nur um den Erhalt des privaten Unternehmertums im Verkehrswesen sondern um Daseinsvorsorge. Die bayerischen Busunternehmen brauchen endlich nachhaltige Instrumente, um pandemiebedingte Fahrgeldausfälle auszugleichen. Der Rettungsschirm wurde uns schon im letzten Jahr versprochen, ist aber bis heute nicht verabschiedet. Dies führte zu einer deutlichen Finanzlücke“. Die zusätzlichen enormen Kostensteigerungen bei Diesel und AdBlue könnten von den Verkehrsunternehmen nicht mehr ausgeglichen werden. „Da helfen auch keine Abschlagszahlungen mehr“, beschrieb Rabl die aktuelle Lage.
Daher fordert der LBO endlich substanzielle Finanzhilfen für die Verkehrsbetriebe sowie eine Steuerreduzierung auf gewerbliche Dieselprodukte, wie es sie für die Landwirtschaft gibt. „Wenn die Politik nicht einlenkt, müssen wir unsere Busse bald ganz stehen lassen“, warnte Claudia Hollinger abschließend.