Der Fachkräftemangel verschärft sich weiter – so das Ergebnis des aktuellen Fachkräftereports der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). „Betroffen sind eigentlich alle“, sagte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks bei der Vorstellung des Berichts am Donnerstag, 12. Januar, in Berlin.
Mehr als die Hälfte der befragten fast 22.000 Unternehmen können demnach nicht alle offenen Stellen besetzen, weil sie keine geeigneten Fachkräfte finden. Insgesamt 53 Prozent nannten dies als Problem, nach 51 Prozent im Vorjahr. Das gehe auf Kosten der gesamten Gesellschaft, betonte Dercks. Denn damit gingen auch geringere Einnahmen bei Steuern und Sozialversicherung einher. Er sprach von knapp 30 Milliarden Euro, die den öffentlichen Haushalten nicht zur Verfügung stehen.
DIHK: Rund zwei Millionen Arbeitsplätze bleiben vakant
Die Probleme bei der Stellenbesetzung hätten sich im Vorjahresvergleich noch einmal vergrößert, obwohl die Betriebe vielfach ein wirtschaftlich schwieriges Jahr erwartet und ihre Personalplanung heruntergeschraubt hätten, so die DIHK. „Wir gehen davon aus, dass in Deutschland rund zwei Millionen Arbeitsplätze vakant bleiben“, betonte Dercks.
„Das Fehlen von Fachkräften belastet nicht nur die Betriebe, sondern gefährdet auch den Erfolg bei wichtigen Zukunftsaufgaben: Energiewende, Digitalisierung und Infrastrukturausbau – für diese Aufgaben brauchen wir vor allem Menschen mit praktischer Expertise“, mahnte Dercks. Deutschland sei noch nie ein Niedriglohnland gewesen, habe aber mit Energiesicherheit, stabilen Preisen oder beruflicher Bildung punkten können, so Dercks. Diese Vorteile gerieten nun jedoch ins Rutschen.
Verkehrsbranche besonders betroffen
Im Dienstleistungsbereich insgesamt berichten 52 Prozent der Firmen von Problemen, so die DIHK. In Verkehr und Logistik suchten 65 Prozent vergeblich nach Personal. Im Gastgewerbe klagten 60 Prozent über Engpässe, weniger als im Vorjahr – allerdings wurden laut DIHK vielerorts auch Angebote und Öffnungszeiten reduziert.
Besonders schwierig war die Personalsuche der Umfrage zufolge wenn es um Fachkräfte mit dualer Berufsausbildung ging – hier meldeten 48 Prozent der Befragten Probleme. Insgesamt 39 Prozent waren es bei Azubis. Überhaupt müsse berufliche Bildung besser anerkannt und auch gefördert werden, forderte Dercks.
Es sei wie mit dem Klimawandel, sagte Dercks: Man müsse lernen, mit dem Fachkräftemangel zu leben, sich aber gleichzeitig um seine Linderung bemühen. Neben einer stärkeren Digitalisierung könnten zur Entlastung der Unternehmen etwa bürokratische Auflagen abgebaut werden.
Mehr als ein Drittel (35 Prozent) der befragten Unternehmen hofft auf Fachkräfte aus dem Ausland, etwas weniger (31 Prozent) auf eine bessere Qualifizierung und Vermittlung Arbeitsloser.