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Fahrermangel: VDV sieht Spitze eines Riesen-Eisbergs

07.03.2023 13:31 Uhr | Lesezeit: 5 min
Fahrermangel: VDV sieht Spitze eines Riesen-Eisbergs
Die Verkehrsunternehmen werden jährlich bis zu 8000 Fahrer gewinnen müssen, so der VDV
© Foto: iStock/Oleksandr Filon

Laut einer VDV-Umfrage gehen bis 2030 in der Branche rund 80.000 Beschäftigte altersbedingt in den Ruhestand. Der bisherige Fahrermangel sei daher nur die Spitze eines gewaltigen Eisbergs, warnt der Verband.

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Im Nachgang der ersten VDV-Fachkräftekonferenz legte der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) die Gesamtauswertung seiner Branchenumfrage „Personal 2023“. Ein Ergebnis lautet: Jedes zweite Unternehmen musste 2022 aus personellen Gründen den Fahrbetrieb zumindest zeitweilig einschränken. An der VDV‑Personalumfrage 2023 hatten 182 Verkehrsunternehmen aus dem öffentlichen Personen- und dem Schienengüterverkehr teilgenommen.

„Die Fahrpläne wurden ausgedünnt und manche Linie gestrichen. Das tut natürlich weh. Das hatte 2022 auch mit außergewöhnlichen Krankheitswellen zu tun. Die tiefere Ursache ist jedoch, dass die Personaldecke infolge des demografischen Wandels immer kürzer wird. Um gegenzusteuern, würden die Verkehrsunternehmen gezielte Maßnahmen vorbereiten oder diese bereits umsetzen. Doch auch der Gesetzgeber ist in Bezug auf Führerscheinprüfungen, Mindestalter und Fachkräften aus dem Ausland gefordert“, sagte Harald Kraus, Vorsitzender des VDV-Personalausschusses und stellvertretender Vorsitzender der VDV-Akademie.

In der Umfrage gaben 48 Prozent der Unternehmen an, dass die Besetzung von Fahrdienst-Positionen aktuell die größte Herausforderung ist, gefolgt von gewerblich-technischen (14) und Ingenieurs-Positionen (13).

Arbeitnehmermarkt und Kulturwandel im Arbeitsalltag

Weiter gaben 62,4 Prozent der Unternehmen den Altersdurchschnitt mit über 46 Jahre an, den Frauenanteil mit rund 22 Prozent. „Wir müssen darauf mit mehr Flexibilität, mit mehr Teilzeit reagieren – das hilft nicht nur den Kolleginnen und Kollegen, die Familie haben“, sagte Kraus. Der Personalbedarf hat laut 61,6 Prozent der antwortenden Unternehmen zugenommen, 17 Prozent sagen sogar: „stark zugenommen“.

„Wir haben mittlerweile einen Arbeitnehmermarkt – und gleichzeitig einen Kulturwandel im Arbeitsalltag. Die Branche wird jährlich bis zu 8000 Fahrerinnen und Fahrer für Bus und Tram gewinnen müssen, um das altersbedingte Ausscheiden von Kollegen kompensieren zu können“, betonte Kraus.

Insgesamt haben 82 Prozent der Verkehrsunternehmen 2022 mehr Personal eingestellt als noch 2021 – obschon bereits im Vorjahr und trotz Corona die Zahlen zugelegt hatten. 39 Prozent der Unternehmen nehmen ein „gesteigertes Interesse an der Arbeit in der Branche wahr“, jedes Zweite registriert eine gleichbleibende oder höhere Zahl an Bewerbungen. Branche und Politik müssten dennoch neue Wege gehen, unsere guten Jobs besser, flexibler machen, die Ausbildung modernisieren und unsere Mitarbeiterschaft zufriedener machen.

Laut VDV gehen 80.000 Beschäftigte bis 2030 in den Ruhestand

„Viel ist in diesen Tagen von der spielverändernden Wirkung des Deutschland-Tickets die Rede. Zu wenig sprechen wir noch vom Gamestopper Personalmangel: Wir sind uns einig, dass die Arbeitskräftesituation darüber entscheiden wird, ob unser Land die Klimaschutzziele im Verkehrssektor wird erreichen können. 2030 wird man wehmütig auf die noch vergleichsweise entspannten anfänglichen 2020er Jahre zurückblicken. Vom Riesen-Eisberg, auf den wir zusteuern, sehen wir bislang nur die Spitze“, warnte Kraus.

Nach Angaben des VDV gehen in der gesamten Branche rund 80.000 Beschäftigte („Baby Boomer“) bis 2030 altersbedingt in den Ruhestand – und die Bus- und Bahnunternehmen haben einen besonders hohen Boomer-Anteil, da die Branche über Jahre hinweg wegen politischer Sparvorgaben kaum Nachwuchs einstellen konnte.

Gleichzeitig wird in der Branche Kritik an Bildungspolitik geübt: 77 Prozent der Unternehmen sagen, dass sich die Qualifikation der Bewerber verschlechtert oder sogar stark verschlechtert hat.

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