Tag für Tag gehen zahlreiche Kommentare auf Fernbusse.de ein, in denen Kunden auf noch bestehende Lücken im Fernbus-Netz hinweisen. Im letzten halben Jahr wünschten sich die Nutzer des Vergleichsportals 611 spezifische Busverbindungen und 121 Haltestellen. Die Redaktion von Fernbusse.de hat nun all diese Fernbus-Wünsche ausgewertet und kategorisiert, um herauszufinden, welche Linien tatsächlich noch fehlen.
Bei den gewünschten Haltestellen fiel der Name einer Stadt besonders häufig: Cottbus. Die zweitgrößte Stadt Brandenburgs wurde bisher noch nicht von Fernbussen angesteuert – ein Zustand, dem in der vergangenen Woche Abhilfe geschafft wurde. Bereits am 29. Mai 2015 hielt Cottbus Einzug in das Netz des Fernbus-Anbieters Postbus. Somit sind unter anderem Fahrten nach Düsseldorf, Berlin und Hamburg möglich. Dasselbe gilt für Görlitz: Auch für die östlichste Stadt Deutschlands wünschten sich die Kunden eine Fernbus-Haltestelle – ein Wunsch, den Postbus kürzlich erfüllte.
Neben den Wünschen nach Haltestellen deuteten auch jene nach spezifischen Busverbindungen auf ein ausbaufähiges Fernbus-Angebot in den neuen Bundesländern hin: Von den elf am häufigsten angefragten Linien verlaufen fünf in Ostdeutschland. Die Kunden von Fernbusse.de beanstandeten das Fehlen der Verbindungen Erfurt–Magdeburg, Halle–Chemnitz, Dessau–Berlin und Berlin–Neubrandenburg. Besonders oft fiel der Wunsch nach einer Linie von Leipzig nach Chemnitz.
Betrachtet man die Länge der gewünschten Strecken, stellt man fest, dass sich ein Trend hin zu kürzeren Fahrten abzeichnet. So ist keine der elf Top-Verbindungen länger als 300 Kilometer. Im Durchschnitt ergab sich für die am häufigsten angefragten Strecken eine Länge von 176 Kilometern, was einer Fahrtdauer von rund zwei Stunden entspricht. Auffällig ist außerdem, dass als Ziel zahlreicher Wunschstrecken Großstädte wie Berlin oder Stuttgart angegeben wurden, die weitläufig als Knotenpunkte im Fernbus-Netz und daher als gut angebunden gelten. Hier verdeutlicht sich auch die Nachfrage nach grenzüberschreitenden Verbindungen. Von deutschen Metropolen aus möchten Reisende vor allem Städte in Österreich und der Schweiz per Fernbus erreichen. Häufig genannt wurden unter anderem Strecken nach Basel, Graz, Linz und Zürich. Geht es um deutsche Großstädte an sich, genügt ein Blick auf die Liste der 100 größten Städte der Bundesrepublik, um Lücken im Netz aufzuzeigen. 18 der 100 größten deutschen Städte sind noch nicht direkt mit dem Fernbus zu erreichen. Die drei einwohnerstärksten Städte ohne Fernbus-Haltestelle sind Gelsenkirchen, Mülheim an der Ruhr und Neuss.
Nicht jede Lücke im Fernbus-Netz ist allerdings als Makel zu interpretieren: Dass die drei größten deutschen Städte ohne Fernbus-Haltestelle allesamt in Nordrhein-Westfalen liegen, hängt mit der hohen Städtedichte des Bundeslandes zusammen. Fernbus-Anbieter machen sich dies zunutze, indem sie Knotenpunkte in ausgewählten Städten etablieren, die auch von außerhalb einfach und bequem erreichbar sind. Reiselustige aus Gelsenkirchen können beispielsweise in weniger als zehn Minuten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln den Essener Hauptbahnhof erreichen, wo ihnen zahlreiche Fernbusse zur Verfügung stehen. Auch Umsteigemöglichkeiten können trotz der fehlenden Direktverbindung ans gewünschte Ziel führen – sei es durch einen Wechsel von Fernbus zu Fernbus oder eine Kombination verschiedener Verkehrsmittel. (ah)