Die zweite Welle der Corona-Pandemie hat die konjunkturelle Erholung in Deutschland zunächst ausgebremst. Doch nach einer Stagnation zum Jahresende und im ersten Quartal 2021 wird die deutsche Wirtschaft ab dem Frühjahr 2021 wieder auf Wachstumskurs gehen – vorausgesetzt, die Impfstoffe gegen Covid-19 sind tatsächlich so wirksam und so schnell verfügbar wie derzeit abzusehen ist.
Im Jahresdurchschnitt 2021 wird das deutsche Bruttoinlandsprodukt um 4,9 Prozent zulegen - nach einem Rückgang um 5,0 Prozent in diesem Jahr. Zur weiteren Erholung trägt in erster Linie der private Konsum bei, aber auch Außenhandel und Investitionen liefern im kommenden Jahr positive Wachstumsbeiträge.
Die Arbeitslosenquote sinkt wieder leicht von 5,9 Prozent im Jahresmittel 2020 auf durchschnittlich 5,7 Prozent 2021 (detaillierte Zahlen unten), das Vorkrisenniveau bei der Erwerbstätigkeit wird aber bis Ende 2021 längst nicht wieder erreicht. Das ergibt die neue Konjunkturprognose des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung.
Gegenüber ihrer letzten Vorhersage setzen die Ökonominnen und Ökonomen ihre wirtschaftlichen Erwartungen geringfügig herauf: Im September rechneten sie noch mit einem BIP-Einbruch um -5,2 Prozent in diesem Jahr. Die Prognose für 2021 bleibt unverändert. "Die wirtschaftliche Erholung wird durch die zweite Infektionswelle und die notwendigen Gegenmaßnahmen unterbrochen. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Die wirtschaftliche Grunddynamik ist stark genug, und die Stützungspolitik von Regierung und Europäischer Zentralbank wirkt", sagt Prof. Dr. Sebastian Dullien, der wissenschaftliche Direktor des IMK.
Da der Lockdown Branchen wie Gastronomie, Freizeiteinrichtungen, Reisen und Teile des Handels erneut lahmlegt, prognostiziert das IMK für die kommenden Monate eine gesamtwirtschaftliche Stagnation, wobei ein gewisses Risiko einer neuen "Mini-Rezession" über den Jahreswechsel besteht, also zweier aufeinanderfolgender Quartale leicht schrumpfender Wirtschaftsleistung.
Die verfügbaren Einkommen stagnieren im Jahresdurchschnitt 2020 real nahezu. 2021 nehmen sie real um zwei Prozent zu. Die realen privaten Konsumausgaben brechen laut IMK in diesem Jahr um durchschnittlich 5,1 Prozent ein. Infolge mangelnder Konsummöglichkeiten sparten die privaten Haushalte in erheblichem Maße. Die Sparquote steigt in diesem Jahr im Durchschnitt stark auf 15,5 Prozent, 2021 sinkt sie wieder auf 12,9 Prozent. Für das kommende Jahr prognostiziert das IMK bei den privaten Konsumausgaben dann eine reale Zunahme um 5,0 Prozent.