Beim Auftakt des Landtagswahlkampfes der SPD hat Spitzenkandidatin Manuela Schwesig versprochen, das in einigen Regionen des Landes bestehende Rufbussystem auf ganz Mecklenburg-Vorpommern auszuweiten. Es helfe vielen Menschen im ländlichen Raum, von einem Ort zum anderen zu kommen, „dort, wo es vielleicht keinen Linienbus gibt, keine Bahn“, sagte Schwesig am Mittwoch, 18. August, in Brüel (Landkreis Ludwigslust-Parchim), der ersten Station ihrer Wahlkampftour.
„Dieses Rufbussystem wollen wir in ganz Mecklenburg-Vorpommern einführen.“ Die Kosten bezifferte die Ministerpräsidentin auf fünf Millionen Euro im Jahr, die das Land tragen soll. Der Rufbus versorgt in Ludwigslust-Parchim seit einigen Jahren auch abgelegenere Gemeinden nach einem festen Fahrplan alle zwei Stunden mit dem ÖPNV. Wer mitfahren will, muss sich spätestens zwei Stunden vorher anmelden. Der Rufbus fährt dann die Haltestellen an, für die eine Buchung vorliegt. Im Osten des Landes gibt es ein ähnliches System mit dem Namen „Ilse“. Die Rufbusse verkehren in Teilen der Landkreise Vorpommern-Greifswald und Mecklenburgische Seenplatte, auch kreisgrenzenübergreifend. Im Landkreis Rostock fährt seit Mai der Rufbus „rubi“ in den Ämtern Mecklenburgische Schweiz, Gnoien und Tessin sowie der Stadt Teterow.
Situation in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern am schlechtesten
Die Situation ist in vielen Gegenden des Landes aber noch unbefriedigend – außer dem Schulbus fährt mancherorts kein öffentlicher Nahverkehr. Und die Wege zu Bus- und Bahnhaltestellen sind nach Angaben der Fahrgast-Organisation Allianz pro Schiene nirgendwo so weit wie in Mecklenburg-Vorpommern. Wie der Verband unter Berufung auf Daten des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung mitteilte, erreichen im Nordosten nur 78,9 Prozent der Einwohner Bus und Bahn in einer angemessenen Zeit. Für diese Personen liege die nächste Bushaltestelle in einem Radius von 600 Metern Luftlinie oder der nächste Bahnhof in einem Umkreis von 1200 Metern. Im bundesweiten Durchschnitt treffe das auf 91,4 Prozent der Bevölkerung zu. Die Daten stammen aus dem Jahr 2020.
Besonders in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern sei der öffentliche Verkehr in der Fläche stark ausgedünnt, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene. „Das stellt der Landespolitik dort kein gutes Zeugnis aus.“ Ausgesprochen dichte Netze an Haltestellen und Bahnhöfen gebe es im Saarland und in Hessen. Doch stellt die Allianz pro Schiene im Vergleich zur Erhebung von 2018 auch Verbesserungen fest. Damals habe die gute Erreichbarkeit bundesweit noch bei einem Wert von unter 90 Prozent gelegen und in Mecklenburg-Vorpommern bei 75 Prozent. „Bus und Bahn kommen zurück in die Fläche“, stellte Flege fest.