„Die Zahl der im Straßenverkehr Getöteten hat nach 2014 leider auch 2015 zugenommen. Diese Entwicklung ist ein Alarmzeichen dafür, dass wir nicht nachlassen dürfen, uns weiterhin anzustrengen, diese Entwicklung wieder umzukehren. Nach wie vor werden täglich neun Menschen auf unseren Straßen getötet, rund 1.000 verletzt. Die Entwicklung zeigt, dass stetig sinkende Unfallzahlen kein Selbstläufer sind, sondern kontinuierliche und große Anstrengungen notwendig sind“, kommentiert Walter Eichendorf, Präsident des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR), die Unfallzahlen.
Besonders gefährdet sind Zweiradfahrer und Fußgänger. „Bedenklich stimmen die Zunahme der getöteten Motorradfahrer um rund neun Prozent, die ebenfalls gestiegene Zahl bei den tödlich verunglückten Fußgängern um 2,7 Prozent und die nur um 3,3 Prozent gesunkene Zahl bei den Radfahrern“, sagt der DVR-Präsident. Die Tatsache, dass Unfälle, an denen Fußgänger oder Radfahrer beteiligt waren, überwiegend auf Regelverstöße anderer Verkehrsteilnehmer zurückzuführen seien, mache deutlich, dass besonders die sogenannten „schwächeren“ Verkehrsteilnehmer besser geschützt werden müssten.
Positiv bewertet der DVR die nach der Reform der Straßenverkehrsordnung (StVO) erleichterte Anordnungsmöglichkeit von Tempo 30 an Unfallschwerpunkten und in schutzwürdigen Bereichen wie zum Beispiel vor Kindergärten, Schulen oder Altenheimen. Der DVR geht allerdings noch weiter und plädiert dafür, einen Modellversuch durchzuführen, in dem die Regelgeschwindigkeit innerorts von 50 auf 30 km/h umgekehrt wird. „Im Sinne der Sicherheitsstrategie Vision Zero müssen die Höchstgeschwindigkeiten auch innerorts den Gefährdungen angepasst werden“, meint Eichendorf. Ein wissenschaftlich begleiteter Modellversuch sei hilfreich, um zu gesicherten Erkenntnissen hinsichtlich der festgelegten Wirkungen, der Reduktionspotenziale von Unfällen und deren Übertragbarkeit zu gelangen. Durch zu hohe Geschwindigkeiten in der Stadt seien besonders Radfahrer und Fußgänger, Kinder und ältere Menschen gefährdet.
„Es gibt noch viel zu tun. Wir müssen weitere Sicherheitspotenziale ausschöpfen, um das im Verkehrssicherheitsprogramm des Bundes festgeschriebene Ziel, von 2011 bis 2020 die Zahl der Getöteten im Straßenverkehr um 40 Prozent zu reduzieren, zu erreichen“, sagt Eichendorf. (ah)