Mit einer Jubiläumsveranstaltung im Römerkastell in Bad Cannstatt hat der Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS) 30 Jahre regionaler Busverkehr im Verbund gefeiert. „Verbundstufe II“ hieß die Integration der Busverkehre in den VVS, mit der alle Verkehrsunternehmen zu einer „großen Familie“ zusammengewachsen seien, sagte Esslingens Landrat Heinz Eininger stellvertretend für alle Landkreise. „Nahverkehr aus einem Guss – das war damals und ist auch heute noch der Grundgedanke und das Erfolgsrezept von Verkehrsverbünden. Ein Ticket, ein einheitlicher Tarif und ein abgestimmter Fahrplan“, so der Landrat.
„Der Bus ist und bleibt im VVS unverzichtbar. Ohne ihn geht es nicht. Er ist für die Feinverteilung in der Fläche notwendig und hat außerdem eine wichtige Zu- und Abbringerfunktion zum Schienenverkehr. Der Bus leistet einen wichtigen Beitrag zur Mobilität unserer Einwohner“, unterstrich Heinz Eininger die Bedeutung des Busverkehrs im VVS.
Den VVS gibt es seit 45 Jahre, der regionale Busverkehr ist aber erst seit 30 Jahren Teil des Verkehrs- und Tarifverbunds. Seit 1993 gelten alle VVS-Tickets auch in den regionalen Busunternehmen in den Landkreisen Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg und dem Rems-Murr-Kreis. Erst mit der Vollintegration des Landkreises Göppingen 2021 war der VVS also komplett.
Steigende Bedeutung des Busverkehrs
Die Bedeutung des Busverkehrs im VVS hat in diesen 30 Jahren deutlich zugenommen, so der VVS. Daran haben auch die Landkreise ihren Anteil, die den stetigen Ausbau des Busverkehrs vorangetrieben haben. „Von den 1,3 Millionen täglichen Fahrten im Verbund werden mehr als die Hälfte mit dem Bus durchgeführt. Rund ein Drittel davon mit den regionalen Bussen“, erklärte VVS-Geschäftsführer Thomas Hachenberger.
Horst Windeisen, der Geschäftsführer der GbR der Busunternehmen im VVS, sagte zum Stellenwert der Busse im Verkehrsverbund: „Ohne die rund 1200 regionalen Busse, die jährlich über 60 Millionen Kilometer zurückgelegt und dabei mehr als 66 Millionen Euro Einnahmen erzielt haben, wäre der heutige VVS nicht denkbar. Denn über ein Drittel unserer Fahrgäste im VVS fahren tagtäglich mit den Bussen der regionalen Verkehrsunternehmen.“
Landrat Eininger verwies in diesem Zusammenhang auf die laufenden Vergabeverfahren der Verbundlandkreise: „Wir geben teilweise einen dichteren Takt, eine verbesserte Linienführung, mehr Fahrten abends und am Wochenende, verlässliche Anschlüsse zum Schienenverkehr und den Einsatz hochmoderner barrierefreier Busse mit einem hohem Qualitätsstandard vor.“
Auf vielen Linien fahren Busse laut VVS bereits im 15-Minuten-Takt. Nach und nach sollen nun auch On-Demand Verkehre eingeführt werden. In Wernau und in Leinfelden-Echterdingen – beides im Landkreis Esslingen – sind bereits Kleinbusse unterwegs, die auf Abruf fahren. Das „VVS-Rider“-Angebot soll auf alle Verbundlandkreise ausgeweitet werden.
Problem Busfahrermangel
„Wir haben uns in den 30 Jahren gehörig weiterentwickelt“, sagte Horst Windeisen. „Ich möchte nur ein paar Stichworte nennen: Investitionen in qualitativ hochwertige Fahrzeuge, moderne Niederflur-Busse sind wie Echtzeitinformationen für die Fahrgäste inzwischen Standard. Heute können Bordrechner und Verkaufsgeräte E-Tickets und Handy-Tickets lesen. Klimaanlagen wie auch Monitore mit Informationen zu Fahrtverlauf und Anschlüssen sind seit vielen Jahren selbstverständlich.“
In einer Leistungsschau haben die Busunternehmen im VVS heute innovative Busse am Römerkastell in Bad Cannstatt ausgestellt. Darunter waren unter anderem verschiedene E-Busse und auch Busse, die Daten aus dem Automatischen Fahrgastzählsystem (AFZS) an ein gemeinsames Hintergrundsystem beim VVS liefern sowie Busse, Fahrgästen besonderen Komfort im Innenraum bieten. „Wir Verkehrsunternehmen gehen mit der Zeit. Wir liefern Lösungen für drängende Probleme in Sachen Klimaschutz. Wir sind Teil der dringend notwendigen Mobilitätswende und tragen deshalb auch gerne technologische Neuerungen mit“, so Horst Windeisen weiter.
Ein massives Problem ist aber auch im VVS wie anderswo der Mangel an Busfahrern. „Wir haben aktuell einen Fahrpersonalmangel: In Baden-Württemberg fehlen 2500 Busfahrerinnen und Busfahrer – Tendenz steigend“, sagt Horst Windeisen. Das Ausscheiden vieler Kollegen in den nächsten Jahren bereite den Verkehrsunternehmen große Sorgen und stellt sie täglich vor große Herausforderungen.
„Die Gewinnung von neuem Personal steht ganz oben auf unserer Liste. Ich appelliere deshalb an die Politik die Barrieren für den Beruf des Busfahrers abzubauen. Stichwort: Busfahrerführerschein. Der kostet bei uns rund 12.000 Euro – das Vierfache im Vergleich z.B. zu Österreich. Außerdem müssen endlich auch ausländische Führerscheine unbürokratisch anerkannt werden“, forderte Horst Windeisen.