Mit Blick auf die Einführung eines bundesweiten 49-Euro-Tickets lautet für den Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen (WBO) die zentrale Fragestellung: Wie kommt das Geld zu den Verkehrsverbünden und Unternehmen, die dieses Projekt schultern müssen. Das 49-Euro-Ticket „wird andere Verbundtickets ersetzen“, gibt der WBO zu bedenken. Wie und wie schnell das Geld zu den Unternehmen kommt, müsse daher vor dem Start feststehen. Und hier drängt die Zeit, denn nach dem Willen der Bundesregierung soll das bundesweite Ticket – das Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) als „Klimaticket bezeichnet – bereits zum 1. Januar 2023 eingeführt werden.
„Das 49-Euro-Ticket ist ein Geschenk an die Verbraucher, das große Löcher in die ÖPNV- Finanzierung reißt. Und das in einer Situation, in der die Unternehmen finanziell mit dem Rücken zur Wand stehen“, ist WBO-Geschäftsführer Witgar Weber mit Blick auf das neue Ticketmodell, das als Nachfolger für das 9-Euro-Ticket kommen soll, skeptisch. Ohne eine gesicherte Finanzierung kann das 49-Euro-Ticket aus seiner Sicht nicht starten. „Die Einnahmeaufteilung und der finanzielle Ausgleich durch die öffentliche Hand müssen VOR dem Start gesichert sein“, betonte Weber.
Die durch Corona und die aktuellen massiven Kostensteigerungen gebeutelten privaten Verkehrsunternehmen seien finanziell am Limit, so Weber weiter. Die Verkehrsunternehmen müssen die Differenz zwischen den „ursprünglichen“ Einnahmen und verbilligtem 49-Euro-Ticket zeitgleich mit dessen Startschuss auf den Konten haben. „Beim 9- Euro-Ticket hat das im Großen und Ganzen funktioniert“, berichtete Weber. Für das Nachfolgeticket sei das aber noch nicht in Sicht. Offen ist auch, ob es ein rein digitales Ticket sein wird und wer dieses verkaufen kann und darf. Es sind also noch viele Fragen ungeklärt, weshalb beispielsweise Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter einen Start zum 1. Januar für unrealistisch hält. Mehr dazu lesen Sie hier.
WBO: Mit dem 49-Euro-Ticket droht ein „Verkehrskiller“
Wenn das neue Ticket nicht ausreichend finanziert wird, drohe das 49-Euro-Ticket zum „Verkehrskiller“ zu werden, warnt WBO-Geschäftsführer Witgar Weber und fragt: Müssen dann Leistungen im ÖPNV abbestellt werden, damit das Geld insgesamt reicht? Was passiert, wenn das Verbrauchergeschenk doch größere Löcher in die Verbundkassen reißt als prognostiziert? Gibt es eine Nachschusspflicht des Bundes?
Überhaupt hätten die Busunternehmen im Land aktuell den Eindruck, dass aktuell vorrangig Verbraucherinteressen Rechnung getragen wird. Viele Unternehmen hingegen wüssten nicht, „wie lange sie sich den teuren Diesel noch leisten können, den sie brauchen, um die Schülerinnen und Schüler in die Schule und die Berufstätigen zur Arbeit zu befördern“. Die Kosten steigen an allen Ecken und Enden. Daher sagte Weber abschließend: „Wenn die finanziellen Sorgen der Busunternehmen vom Land und seinen Aufgabenträgern nicht endlich ernst genommen werden und auf Worte keine Taten folgen, dann bleiben Busse zum Jahresende stehen – mit oder ohne Klimaticket.“