Busse und Lkw sollen künftig weniger CO2 ausstoßen dürfen. Die EU-Kommission hat am Dienstag, 14. Februar, entsprechende Vorschläge präsentiert. 2019 hatte sich die EU erstmals darauf geeinigt, dass künftig verbindlich vorgeschrieben wird, wie viel CO2 sogenannte schwere Nutzfahrzeuge verursachen dürfen. Neue Lastwagen und Busse sollten diesem Kompromiss zufolge bis 2030 fast ein Drittel weniger klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) ausstoßen als ältere Modelle.
Vertreter aus Industrie und Wirtschaft hatten vergangene Woche Befürchtungen geäußert, dass sogenannte E-Fuels durch die Überarbeitung der Regeln künftig nicht mehr in Nutzfahrzeugen eingesetzt werden könnten. Dies ist umstritten, da ein klimafreundlicher Verkehr mit diesen Kraftstoffen durchaus möglich ist. Kritiker bemängeln jedoch, dass der Kraftstoff nicht in ausreichender Menge verfügbar sein könnte und dass E-Fuels viel Energie bei der Herstellung benötigen.
Wie die Brüsseler Behörde am Dienstag in Straßburg vorschlug, sollen neue Lkw und Busse ab dem Jahr 2040 90 Prozent weniger CO2 ausstoßen als noch 2019. Als Zwischenziel sollen schwere Nutzfahrzeuge ab 2030 bereits 45 Prozent weniger CO2 ausstoßen. Den Plänen der EU-Kommission zufolge sollen die Vorgaben für Lkw ab einem Gewicht von fünf Tonnen sowie Busse im Nah- und Fernverkehr gelten. Neue Stadtbusse sollen sogar schon ab 2030 gar keine Emissionen mehr ausstoßen.
Wirtschaft kritisiert unrealistische Vorgaben
Dies hat umgehend die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW) kritisiert. Die Nutzfahrzeugindustrie stehe zu den Klimazielen von Paris und befinde sich mitten in der Transformation, betonte die VBW, erklärte aber: „Damit diese erfolgreich gelingt und die ehrgeizigen Ziele erreicht werden, müssen aber nicht nur die Produkte, sondern auch die Rahmenbedingungen stimmen. Das ist aktuell nicht der Fall: Insbesondere der Ausbau der Ladeinfrastruktur hält nicht Schritt.“ Ein ausreichend dichtes Netz von Elektroladesäulen und Wasserstofftankstellen für Nutzfahrzeuge sei „noch nicht einmal annähernd vorhanden“, kritisierte VBW-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.
Als problematisch bezeichnete der Verband ferner, dass die EU einseitig auf Elektroantriebe, die aus Batterien oder Brennstoffzellen gespeist werden, setzt. „Auch synthetische Kraftstoffe müssen berücksichtigt werden und sollten ihre Chance bekommen. Es war noch nie so deutlich sichtbar wie heute, wie wichtig Technologieoffenheit ist“, erklärte Brossardt.
Erfüllung der Euro 7-Norm als weiteres Problem
Hinzu kommt aus Sicht des VBW, dass schwere Nutzfahrzeuge laut Vorschlag der EU-Kommission bereits ab 2027 zugleich auch die Euro 7-Norm erfüllen müssten.
Die Vorgaben seien „bis dahin technologisch kaum realisierbar“, sagte Brossardt. Um die Norm zu erfüllen, müssten Nutzfahrzeughersteller „Ressourcen aufbringen, die dann wiederum bei der Weiterentwicklung von Batterie- und Brennstoffzellen-Elektrofahrzeugen fehlen“. Um eine erfolgreiche Transformation nicht zu behindern, müssten die Regulierungen zu CO2 und Euro 7 „zeitlich aufeinander abgestimmt werden. Sonst müssten sich die Unternehmen parallel auf mehrere Entwicklungspfade begeben und die Dekarbonisierung des Transportsektors wird verlangsamt. Das kann nicht im Sinne der EU sein“, sagte Brossardt abschließend.