In einem Schreiben an die schwedische EU-Ratspräsidentschaft haben zwei große europäische Verkehrsverbände die Überarbeitung der EU-Führerscheinrichtlinie gefordert, um das Mindestalter für Berufskraftfahrer zu senken. Der Straßenverkehrssektor sei „mit einem beispiellosen und schwerwiegenden Fahrermangel konfrontiert, der sich bis 2026 verdreifachen dürfte, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden“, warnen dDie International Road Union (IRU) und der Verband European Passenger Transport Operators (EPTO) in ihrem Schreiben.
Die beiden Verbände schlagen vor, in der überarbeiteten EU-Führerscheinrichtlinie das Mindestalter für Berufskraftfahrer auf 18 Jahre festzulegen. In den meisten EU-Ländern liegt das Mindestalter für Kraftomnibusfahrer zwischen 21 und 24 Jahren, was ein großes Hindernis für die Anwerbung von Personen nach der Schule darstelle.
Schon bald könnten 100.000 Fahrer fehlen
„Der EU könnten bald rund 100.000 Busfahrer fehlen. Die Folgen eines solchen Mangels sind erschreckend“, sagte sagte Raluca Marian, IRU-Direktorin für EU-Lobbyarbeit. „Schon jetzt werden Linien des öffentlichen Verkehrs wegen Fahrermangels eingestellt.“ Die laufende Überarbeitung der EU-Führerscheinrichtlinie, um das Mindestalter für alle Berufskraftfahrer auf 18 Jahre festzulegen, sei eine Möglichkeit, den Beruf für mehr junge Menschen zu öffnen, erklärte Marian.
Laut IRU sind nur fünf der Busfahrer sind 25 Jahre alt oder jünger. Durch die Beseitigung von Zugangshindernissen für junge Menschen und die Herabsetzung des Mindestalters könne man die Lücke zwischen der Schule und dem Lenkrad schließen. IRU und EPTO erwarten, dass sich durch solche Maßnahmen der Anteil der Fahrer unter 25 Jahren bis 2030 verdoppelt werden könnte. Eine finanzielle Unterstützung durch die Regierungen sei ebenfalls erforderlich, um die Führerscheinkosten zu senken und neue Fahrer zu gewinnen.
Die Nachfrage nach Busfahrern wird in den kommenden Jahren voraussichtlich um 20 Prozent steigen, so eine Prognose der IRU. Der Verband weist darauf hin, dass der Gesamtumsatz von Reisebüros, Reiseveranstaltern, Reservierungsdiensten und damit verbundenen Tätigkeiten allmählich wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht und hier mehr Busleistungen nachgefragt würden.