Fahrerlose Fahrzeuge sollen bald in zwei Testgebieten im Rhein-Main-Gebiet Fahrgäste im ÖPNV befördern. Ab Mai werde das erste der Autos in einer Vorbereitungsphase durch Darmstadt fahren, teilte die Deutsche Bahn am Mittwoch mit. In den folgenden Monaten sollen 14 weitere Fahrzeuge dazu kommen, auch im Kreis Offenbach. Etwa ab dem Jahreswechsel sollen die Fahrzeuge für in den beiden Kommunen buchbar sein und vollständig autonom fahren. Sie verkehren als On-Demand-Verkehr und können per App bestellt werden.
Das Startmodell ist ein E-Auto mit insgesamt fünf Sitzen. In der ersten Testphase werde sich noch ein Fahrer an Bord befinden, dafür keine Kunden, erklärte die Deutsche Bahn. Später werden Testkunden transportiert. Die Fahrer sind zur Sicherheit an Bord, haben die Hände aber nicht mehr routinemäßig am Lenkrad.
Neben der Deutschen Bahn ist unter anderem der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) beteiligt. Unter dessen Dach sind bereits in neun Städten und Landkreisen On-Demand-Shuttles unterwegs. Das Angebot wurde in den vergangenen Jahren als Ergänzung des ÖPNV ausgebaut. Auch mehrere Tests mit autonomen Shuttles gab es schon in der Region, unter anderem am Frankfurter Mainufer. Dabei waren die Fahrzeuge allerdings nur langsam unterwegs. Beim aktuellen Vorhaben sollen die Autos mit normaler Geschwindigkeit fahren.
On-Demand-Verkehre als Ergänzung zu Bus und Bahn
Die neuen Shuttles sollen in die bereits bestehenden On-Demand-Angebote in Darmstadt, wo der „HeinerLiner“ verkehrt, und im Kreis Offenbach, durch den der „Hopper“ fährt, integriert werden.
Es handele sich um ein weltweit bislang einzigartiges Angebot im ÖPNV, erklärte die Deutsche Bahn. Geplant sei eine zweijährige Test- und Implementierungsphase, die vom Bundesverkehrsministerium mit vier Millionen Euro gefördert werde. Ziel sei, mit dem flexiblen Angebot neue Kundinnen und Kunden für den ÖPNV zu gewinnen. Dies solle einen signifikanten Beitrag zur Mobilitätswende und zum Klimaschutz leisten.
Knut Ringat, Geschäftsführer Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV), sagte zu den bisherigen Erfahrungen mit On-Demand-Verkehren und dem neuen Projekt: „On-Demand im RMV ist eine Erfolgsgeschichte und die ideale Ergänzung zu Bus und Bahn. Autonome Fahrzeuge sind dabei Revolution und logischer nächster Schritt zugleich. Ohne Fahrer sind die Fahrzeuge noch flexibler einsetzbar, was vor allem dem ländlichen Raum zugutekommt.“
Wissing sieht autonome Shuttles als Gamechanger
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) verwies auch auf den Fachkräftemangel bei Busfahrern. „Gerade auf dem Land stößt die Forderung nach mehr ÖPNV-Angebot bei gleichzeitig niedriger Nachfrage oft an ihre wirtschaftlichen Grenzen. Hinzu kommt, dass bis zum Jahr 2030 in Deutschland rund 87.000 Busfahrerinnen und Busfahrer fehlen werden. Diese Kombination stellt uns vor ein großes Problem, denn wir brauchen den ÖPNV dringend, um unsere Klimaziele zu erreichen. Selbstfahrende E-Shuttles, die auf Bedarf gerufen werden können, sind darum insbesondere für den ländlichen Raum ein echter Gamechanger. Und das Beste: Das ist keine Science-Fiction, sondern bereits ab kommendem Jahr Teil des regulären ÖPNV-Angebots in unserem Land.“
Die DB und der RMV arbeiten bereits seit 2020 beim deutschlandweit größten On-Demand-Netzwerk zusammen. Unter dem Dach des RMV gibt es das Angebot in insgesamt neun Städten und Landkreisen. Im Rahmen des Projektes werden zum Ende des Jahres mehr als 100 On-Demand-Fahrzeuge im Einsatz sein, die mehr als 3000 virtuelle Haltestellen bedienen. Aufgrund seiner Größe und der Verfügbarkeit fast rund um die Uhr ist das On-Demand-Angebot eine eigene Säule im Verkehrskonzept der Region.