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Pauschalreiserichtlinie: Touristiker warnen vor dramatischen Folgen

22.02.2024 11:42 Uhr | Lesezeit: 4 min
Busreisegäste vor einem weißen Reisebus in Spanien
Die erweiterten Haftungsbedingungen könnten dazu führen, dass kleine Unternehmen abgeschreckt werden, bestimmte Reisen überhaupt anzubieten, warnten Experten im Tourismusausschuss
© Foto: Xavier Arnau/e+/Getty Images

Mit der Novelle der europäischen Pauschalreiserichtlinie könnten auf kleinere Veranstalter und Reisebüro neue Haftungsrisiken zukommen, warnten Touristikexperten im Bundestag.

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Wie sich der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) auf die Anbieter von Reiseleistungen auswirkt und was die geplante Novelle der europäischen Pauschalreiserichtlinie für sie bedeutet, war am Mittwoch, 21. Februar, Thema bei einer Expertenanhörung im Tourismusausschusses im Deutschen Bundestag.

Dirk Inger, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Reiseverbandes (DRV), wies auf die Bedeutung des Thema Pauschalreiserichtlinie speziell für Deutschland hin. Nach Zahlen des DRV werden 41 Prozent aller Pauschalreisen in Europa in Deutschland verkauft, erklärte Inger. Mit der Novelle der Pauschalreiserichtlinie würden die Reisemittler als kleinste Marktteilnehmer für die Qualität des Produkts der großen Airlines oder großen Hotels haften. Inger nannte dies eine „dramatische Verlagerung vom großen zum kleinsten Marktteilnehmer“, was politisch nicht gewollt sein könne.

Solveig Mayer, Präsidiumsmitglied im Verband Internet Reisevertrieb (VIR), ergänzte, die erweiterten Haftungsbedingungen würden dazu führen, dass junge, kleine Unternehmen abgeschreckt werden könnten, bestimmte Produkte überhaupt anzubieten. Es gehe darum, die Bedingungen so zu gestalten, dass „wir international im Wettbewerb bestehen können“. Gebraucht würden praktikable Rahmenbedingungen, damit Innovation weiterhin stattfinden könne, sagte Mayer.

In seiner Stellungnahme schreibt der VIR: „Die Europäische Kommission hat hier leider einen Entwurf vorgelegt, der es Reisebüros und Reiseveranstaltern zukünftig deutlich erschwert, Pauschalreiseprodukte anzubieten. Der Entwurf belegt den Pauschalreisemarkt mit vielen praxisfernen und komplizierten Auflagen, die im Ergebnis zu einer hohen Belastung und Bürokratie führen und damit genau das Gegenteil erreichen, was digitalisierte Prozesse vereinfachen sollten.“

Enorme Ausweitung der Haftung droht

„Große Besorgnis“ angesichts der Brüsseler Pläne äußerte die Leiterin Regierungsbeziehungen/Public Affairs DACH beim Buchungsportal Booking.com, Alexandra Wolframm. Es gehe um die Ausweitung von Definitionen in der Pauschalreiserichtlinie, verbundene Reiseleistungen könnte zu einer Pauschalreise mit allen damit verbundenen Konsequenzen vor allem hinsichtlich der Haftung werden. Das treffe nicht nur ihr Unternehmen, sondern auch kleine Reisebüros.

Wenn die Richtlinie in jetziger Fassung komme, so die Sachverständige, würden Zusammenstellungen verschiedener Reiseleistungen viel früher zur „Pauschalreise“ werden. Dies würde bedeuten, dass der Reiseanbieter prüfen muss, ob Leistungsträger wie zum Beispiel ein kleines, entlegenes Hotel in der Lage wäre, den geforderten Insolvenzschutz abzusichern. Dies würde eine „enorme Ausweitung der Haftung“ darstellen, sagte Wolframm. Wenn das Risiko nicht eingegangen werden könnte, müssten technische Lösungen überlegt werden, um bestimmte Reiseleistungen ausschließen zu können. Damit würde „dynamischen Reisen“ viel Flexibilität genommen, zum Nachteil der Kunden und Leistungsträger.

KI-Tools als Entlastung im Alltag

Deutlich positiver fielen die Stellungnahmen der Experten beim Thema KI aus. So bezeichnete DRV-Hauptgeschäftsführer Inger die Rolle der KI in der Branche als „hilfreich und positiv“. Viele Arbeiten seien standardmäßige Informationen. Hier könne die KI helfen, diese schnell zu beschaffen und weiterzugeben.

Max Hübner, selbstständiger Projektmanager, sagte, die KI könne keine betriebswirtschaftlichen Systeme herstellen. Bei der Reisebuchung solle der individuelle, emotionale Bedarf des Kunden ermittelt werden, und dazu sei die KI noch nicht in der Lage. KI sei kein Allheilmittel.

Solveig Mayer sprach von „Entlastungen im Arbeitsalltag“ durch die KI, die bereits in der Pandemie-Zeit in großem Maße eingesetzt worden sei. KI stelle technologische Unterstützung von der Buchung bis zur Abwicklung des Geschäfts dar. „Wir brauchen Fachkräfte, die dann andere Aufgaben übernehmen“, betonte Mayer.

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