Die Unsicherheit hat die Tourismusbranche erreicht. Erstmals seit Jahren sank die Reiseintensität der Deutschen. Zu diesem Ergebnis kommt die 32. Deutsche Tourismusanalyse der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen. Für die Studie wurde ein repräsentativer Querschnitt der deutschen Bevölkerung – über 4.000 Personen ab 14 Jahren – in persönlichen Interviews (face-to-face) zum eigenen Reiseverhalten befragt.
Die Reiseintensität sank 2015 demnach um drei Prozentpunkte auf aktuell 54 Prozent. Der stärkste Rückgang ist bei der Generation 55plus (minus sechs Prozent) zu verzeichnen. Entgegen dem Trend stieg die Reiseintensität bei der mittleren Generation (35 bis 54 Jahre) um zwei Prozentpunkte. Erklären lässt sich dieser Rückgang laut Tourismusanalyse insbesondere durch die wachsende Unsicherheit der Bevölkerung im Hinblick auf Urlaub. Diese wird zum einen durch die (gefühlt) wachsende Zahl von Terroranschlägen geschürt, zum anderen zeigen zahlreiche Untersuchungsergebnisse der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen eine grundsätzlich zunehmende Zukunftsangst innerhalb der deutschen Bevölkerung. So geben aktuell 55 Prozent der Deutschen an, eher angstvoll in die Zukunft zu blicken. Hierbei zeigen sich besonders die älteren Bundesbürger skeptisch (rund zwei Drittel). Anlass zur Sorge gibt auch die Einschätzung der Deutschen zur wirtschaftlichen Entwicklung: Vier von fünf erwarten für 2016 eine Rezession in Deutschland. Bereits jetzt zeigen sie daher eine abnehmende Konsumlust und eine noch stärkere Preissensibilität. Beides betrifft hierbei nicht mehr ausschließlich den Versorgungskonsum, sondern wirkt sich auch zunehmend auf den Erlebniskonsum aus, zu dem auch die Urlaubsreise gehört.
Weitere zentrale Ergebnisse:
- Deutschland bleibt mit großem Abstand das beliebteste Reiseziel
- Gewinner im 10-Jahresvergleich ist Mecklenburg-Vorpommern
- Spanien war, ist und bleibt das beliebteste Auslandsreiseziel
- In der abgelaufenen Reisesaison verzeichneten die türkischen Urlaubsgebiete erstmals seit Jahren einen Rückgang bei den Besucherzahlen
- Verlierer im 10-Jahresvergleich sind Österreich und Frankreich
- Der Fernreisemarkt bleibt mit 11,3 Prozent stabil
- Die Gewinner im Fernreisemarkt sind Asien und die Karibik
Innerhalb Europas wird es laut Tourismusanalyse zu leichten Veränderungen kommen. Populär bleiben Spanien und Italien und auch Griechenland kann tendenziell Zuwächse erwarten. Zurückhaltender sind derzeit noch die Türkeibuchungen – hier werden die kommenden Monate zeigen, ob verlorenes Vertrauen zurückgewonnen werden kann. Sollte es jedoch zu negativen Meldungen kommen, so die Studie, werden die Bundesbürger auf andere mediterrane Ziele ausweichen. Die komplette Analyse kann weiter unten im Download-Kasten heruntergeladen werden. (ah)
- Tourismusanalyse 2016 (752.5 KB, PDF)