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Jagd nach dem Titel

12.09.2011 14:45 Uhr
Jagd nach dem Titel
© Foto: Igor Plotnikov/Shutterstock

Die Pyramiden von Gizeh, das Taj Mahal in Indien oder die Felseninsel Mont-Saint-­Michel im Ärmelkanal – diese herausragenden Kulturdenkmäler stehen in der Liste des „UNESCO-Welterbe“. Auch 2010 hat die erlesene Gemeinschaft Zuwachs bekommen.

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Er ist begehrt. Viele ­wollen ihn, nur wenigen wird die Ehre zuteil. Mit dem Titel „UNESCO-Welterbe“ verbinden Länder und Städte viel Ruhm und umso mehr Touristen. Ins­gesamt 911 Kultur- und Natur­erbestätten aus 151 Staaten aller Kontinente haben die Voraussetzungen für die Aufnahme in die Welterbe­liste bislang erfüllt. Dabei entscheidet ein zwischenstaatliches Komitee jährlich, welche Kulturstätten neu aufgenommen werden. Europa ist aktuell mit rund 400 Welterbestätten vertreten, zwei davon konnten erst im letzten Jahr den begehrten Status erlangen. Die Bischofsstadt Albi, 80 Kilometer nordöstlich von Toulouse am Ufer des Tarn gelegen, darf sich seit 2010 als „UNESCO-Welterbe“ bezeichnen. Sie gilt als ein re­präsentatives Zeugnis der Architektur- und Stadtgeschichte im Europa des Mittelalters und der Renaissance. Durch die konsequente Verwendung von gebranntem Backstein aus der ­Region ist ein besonders einheitliches und harmonisches Stadtbild entstanden. Mit den albigensischen Kreuzzügen im 13. Jahrhundert wurde Albi zur Bischofsstadt. Herausragende Bauwerke aus dieser Zeit sind der Bischofspalast und die gotische Kathe­drale Sainte-Cécile. Mit dem Bau der Kirche wurde 1282 begonnen, ihre Fertigstellung zog sich bis 1492 hin. Mit ihrem über 70 Meter hohen Glockenturm zählt diese Kathedrale zu den größten Backsteinkirchen der Welt. Zum Welterbe gehören außerdem die alte Brücke über den Tarn, die Kirche Saint-Salvi, deren Wurzeln bis in das 10. Jahrhundert zurückreichen, sowie das sie umgebende Viertel. Auf französischer Seite gab es im letzten Jahr noch weite­ren Grund zum Feiern: Auch der Vulkanlandschaft auf La Réunion wurde der „Welterbe“-Status zugesprochen. Der Amsterdamer Grachtengürtel wurde letztes Jahr ebenfalls als einzigartiges Städtebauprojekt in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Die ringförmig angelegten Wasserkanäle der historischen Innenstadt sind nicht nur ein städtebauliches Gesamtkunstwerk, sondern auch ein Symbol für die wirtschaftliche, politische und kulturelle Blüte Amsterdams im 17. Jahrhundert - dem goldenen Zeitalter. Damals war die Stadt eine führende Drehscheibe für den Welthandel. Amsterdam wurde als Verwirklichung einer idealen Stadt verstanden und zum Vorbild für die Stadtarchitektur in der modernen Welt. Die besondere Atmosphäre des Welterbes lässt sich bei einer Grachtenfahrt oder bei einem Hausboot-Besuch erleben. Zahlreiche Geschäfte entlang der Wasserkanäle laden zum Shoppen ein, für Entspannung danach sorgen die einzigartigen Uferterrassen.
© Foto: Lennart Preiss/dapd

In Deutschland

In Deutschland blieb es 2010 bei den bereits be­stehenden 33 UNESCO-Welterbestätten. Die Kulturerbestätte „Bergwerk Rammelsberg und Altstadt von Goslar“ wurde jedoch um die Oberharzer Wasserwirtschaft erweitert. Sie gilt als eines der weltweit größten vorindustriellen Energieversorgungssysteme. Zisterziensermönche des Klosters Walkenried hatten im frühen 13. Jahrhundert erste Teich- und ­Grabensysteme konstruiert, Bergleute bauten sie über die Jahrhunderte aus. Die technische ­Entwicklung des Bergbaus im Oberharz war Vorreiter in Europa. Die Oberharzer Wasserwirtschaft besteht aus 107 historischen Teichen, 310 Kilometern Gräben und 31 Kilometern Wasserläufen. Diese lassen sich zu Fuß auf den 22 Wasserwanderwegen erkunden, die entlang der Teichketten führen. Auf 300 Wappen- und 100 Informationstafeln erfahren die Besucher viel Wissenswertes über das Welterbe. Auf eine bedeutende Geschichte kann auch der Industriekomplex Zeche und Kokerei Zollverein zurückblicken. Als „ein repräsentatives Beispiel für die Entwicklung der Schwerindustrie in Euro­pa“ nahm das Welterbe­komitee die in Essen gelegene Anlage 2001 als Welt­erbestätte auf. Einst galt sie als schönste Zeche und größte Kokerei der Welt, heute ist sie das bekannteste Industriedenkmal und Zentrum für Kultur und Freizeit im Ruhrgebiet. Nachdem 1986 die letzte Kohle gefördert wurde, folgte 1993 die Stilllegung. Das Prinzip „Erhalt durch Umnutzung“ hielt Einzug. Die Kohlenwäsche, das größte Übertage­gebäude des Zollvereins, ist das beste Beispiel: Die Fassade und die Maschinen wurden saniert, moderne Technik und Versorgungseinrichtungen zogen ein, eine 58 Meter lange, freistehende Rolltreppe wurde angefügt und führt nun direkt in die 24-Meter-Ebene. Hier finden die Gäste das neue Besucherzentrum Ruhr, das Portal der Industriekultur, den Denkmalpfad Zollverein und das Ruhr Museum. Der Denkmalpfad Zollverein – im Originalzustand belassen – führt durch die Gebäude der ehemaligen Sieberei und der Kohlen­wäsche, vorbei an gigantischen Maschinen und Förderbändern, die vom Arbeitsalltag in Lärm und Staub erzählen. Die Besucher erwarten auch besondere Veranstaltungen. Während der ExtraSchicht, der Nacht der Industriekultur, verwandelt sich am 9. Juli 2011 der ganze Zollverein in einen gigantischen, magischen Klang- und Kunstraum. Im Sommer sorgt zudem das Werkschwimmbad für Abkühlung, während im Winter eine Eiskunstbahn vor den be­eindruckenden Koksöfen zum Schlittschuhlaufen einlädt.
© Foto: Pecold/Shutterstock

Einen Besuch wert

Einen Besuch wert sind auch die Altstädte von Stralsund und Wismar. Sie repräsentieren noch heute idealtypisch die entwickelte Hansestadt während der Blütezeit des Städtebundes im 14. Jahrhundert. Grund genug, sie 2002 in die Welterbeliste der UNESCO aufzunehmen. In seltener Authentizität hat sich in Wismar zum Beispiel das mittelalterliche Hafenbecken erhalten und vermittelt ein Bild vom eigentlichen Rückgrat einer mittelalterlichen Seehandelsstadt. Die zum Hafen fließende „Grube“ ist der letzte erhaltene künstlich angelegte mittelalterliche Wasserlauf in einer norddeutschen Altstadt. Innerhalb des historischen Stadtkerns stellen die drei monumentalen Backsteinkirchen ein einzigartiges Zeugnis der berühmten Sakralarchitektur im südlichen Ostseeraum dar. Zudem kann Wismar mit der nördlichsten Sektkellerei aufwarten. Die alten Kellergewölbe der Hanse Sektkellerei Wismar, zehn Meter unter der Erdoberfläche, mit ihren mehr als einen Meter dicken Mauern sind ein gastronomischer und touristischer Anziehungspunkt in Wismar. „Geschichte zum Anfassen“ heißt es in Wismar jährlich an jedem zweiten Sonntag im September. Am deutschlandweiten „Tag des offenen Denkmals“ bieten Baudenkmäler, die sonst nicht oder nur teilweise zugänglich sind, einen Einblick. Im Rahmen des Programms finden auch Fachvorträge und Stadtführungen zu thematischen Schwerpunkten statt. In Sachen Welterbe bleibt es auch weiterhin spannend. Die kurfürstliche Sommerresidenz im baden-württembergischen Schwetzingen und das markgräfliche Opernhaus Bayreuth wurden dieses Jahr von der Bundesrepublik Deutschland für die Aufnahme in die UNESCO-Weltkulturerbeliste nominiert. Eine Entscheidung fällt voraussichtlich 2012. Doch schon Ende Juni dieses Jahres wird das UNESCO-Welterbekomitee über die Aufnahme zweier anderer deutscher Vorschläge entscheiden. Das Fagus-Werk im niedersächsischen Alfeld, 1911 vom Architekten Walter Gropius erbaut, und die deutschen Buchenwälder sind Anwärter auf den begehrten Titel. Bei den deutschen Buchenwäldern handelt es sich um die fünf wertvollsten ­Relikte großflächiger naturnaher Buchenwälder in Deutschland, die das bereits seit 2007 bestehende slowakisch-ungarische Weltnaturerbe der „Buchen­wälder der Karpaten“ ergänzen sollen.
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