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Die Mega-Lader

28.03.2008 14:57 Uhr

Showdown am Rostocker Überseehafen: Wer fasst mehr, der mächtige Greifkran am Schüttgut-Pier oder der imposant wirkende Astromega am Fährterminal? Das Ergebnis lautet Patt, denn beides sind wahre Viel-Schlucker – jeder auf seinem Gebiet. Van Hool hat seinen Doppeldecker aufgefrischt, wir sind mitgefahren.

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Der Bus sieht einfach gut aus. „Mächtig gewaltig“, hätte Benni, Mitglied der legendären Olsenbande, ausgerufen. Und gewaltig wirkt der Astromega TD 925 ohne Frage. Die Abmessungen auf einen Blick: Länge 13,145 Meter, Höhe 4 Meter, Breite 2,55 Meter. Nun sind diese Zahlen allein noch nichts Außergewöhnliches, doch es ist das Gesamtbild, das das Paket stimmig wirken lässt. Umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass der Astromega nicht erst seit gestern auf unseren Straßen unterwegs ist. Wo steckt nur das Geheimnis der belgischen Busbauer, dass ihre Busse, ob Hochdecker oder Doppeldecker, den Wandel der Busmode anscheinend klaglos überdauern, ohne ihr eigenes Ich aufzugeben? Es ist wohl die absolute Konzentration auf die funktionale Sachlichkeit, gepaart mit unaufdringlichem Design. Natürlich erfahren auch Van Hool Busse im Laufe ihres Lebens die eine oder andere Anpassung. Doch diese erfolgt stets unauffällig. Der Astromega besitzt eine freundlich wirkende Front, die Blinker sitzen in einer Art Leuchtband, welches das Fahrzeug sympathisch umschließt. Gelungen auch die kleinen Punktscheinwerfer, die es gegen Aufpreis als Xenon-Scheinwerfer gibt. Abgesehen vom unteren Bereich besteht die Front fast komplett aus Glas, was dem Fahrzeug eine gewisse Art von Leichtigkeit verleiht. Das setzt sich auch in der Seitenlinie fort. Eine Art „La Linea“, die natürlich keine ist, nimmt die Frontlinie auf und zieht sich in steilem Bogen bis zur halben Fahrzeughöhe, der Unterkante der oberen Fenster. Das Alu-Design bricht die Seite optisch wirkungsvoll auf, ohne dass der Bus dabei zu sehr abhebt. Denn insgesamt wirkt das Gesamtprodukt extrem solide. Man sieht dem Fahrzeug pure Männlichkeit an, wenn ein solcher Vergleich an dieser Stelle zur Hand genommen werden darf. Ein echter Bus also und kein softes Design-Weichei, das Fahrerherzen nur selten erfreuen kann.

Van Hool Astromega

Van Hool Astromega Bildergalerie

Komplett in LED

Interessant auch, das soll an dieser Stelle nicht vergessen werden, ist die Umsetzung der Rückleuchten nun komplett in LED-Ausführung. Das erhöht zum einen die Sicherheit, denn die Lichtausbeute ist um ein Vielfaches höher als bei herkömmlichen Leuchten, zudem bewegen sich die An-Aus-Schaltzeiten im nicht mehr wahrnehmbaren Millisekundenbereich. Mit­gedacht haben die Entwickler zudem bei einem eventuellen Wechsel der hinteren Leuchtmittel. Die Halterung und Fassung entspricht nämlich 1:1 der bisherigen konventionellen Ausführung. So lässt sich beispielsweise auch ein älteres Fahrzeug problemlos auf die neue Lichttechnik umrüsten. Beim Betreten des Astromega dann ein Aha-Erlebnis der steilen Art. Zumindest, wenn man den Bus durch den vorderen Einstieg betritt. Dann fällt nämlich sofort die Treppe zum Oberdeck auf, die sich im Gegensatz zu allen anderen Doppeldeckern nicht auf der Fahrer-, sondern auf der Beifahrerseite befindet. Ungewöhnlich, durchaus. Doch auch praktisch. Denn beim Ein- und Aussteigen zieht die Menschenmenge am Fahrer vorbei, ohne diesen zu stören. Er bleibt in seinem Bereich separat und kann sich seinen Aufgaben ungestört widmen. Für die Fahrgäste ist es auch praktisch, sie müssen sich nicht erst durch den engen Innenraum des Busses zwängen. Das ist nämlich der Nachteil eines Doppelstockbusses: seine geringe Stehhöhe. Bei vier Metern ist nun mal Schluss und im Innenraum kann auch kaum noch Platz gewonnen werden. Dazu kommt, dass der gemeine Europäer immer größer wird. Also alles in allem ein durchaus cleverer Schritt von Van Hool.

52 Sitzplätze im Oberdeck bei 4-Sterne-Bestuhlung

In Sachen Platzangebot macht sich diese Treppenanordnung kaum bemerkbar. 22 Fahrgäste finden bei der getesteten Version, die übrigens in belgischer Ausstattung vorgefahren kam, im Untergeschoss Platz. Es kann natürlich auch erheblich großzügiger bestuhlt werden. Ins Oberdeck passen 46 bis 61 Fahrgäste, in letzterem Fall entspricht das dann aber nur noch einer 2-Sterne-Ausstattung. 4 Sterne gibt es bis 52 Sitzplätzen im Oberdeck und 18 im Unterdeck. Standardmäßig sind im Astromega 78 Grand Luxe Sitze verbaut. Der Innenraumeindruck ist sehr angenehm, wenngleich auch eine eben typische Doppel­decker-Enge. Die Seitenwände und Einbauten sind mit Teppich verkleidet, die Decken sind mit Stoff bespannt. Die Sitze bestehen aus Wollplüsch, die Kopfstützen und Keter sind in Leder gearbeitet. Die Sitze aus hauseigener Produktion vermitteln ein angenehmes Sitzgefühl, da dürfte man auch lange Reisen schadlos überstehen. Allerdings ist bereits eine Nachfolgegeneration angekündigt, die sowohl in ergonomischer Sicht, als auch bei den Armlehnen einige interessante Neuerungen bringen wird. Die Einbauten im Unterdeck des getesteten Fahrzeuges entsprechen wie bereits beschrieben belgischen Anforderungen. So fehlt eine für den deutschen Markt übliche komplette Küche, die natürlich für hiesige Ansprüche serienmäßig mit an Bord ist. Gut gefallen haben die zahlreichen Staumöglichkeiten, die sich nicht nur im Raum unter der vorderen Treppe, sondern eben auch an allen möglichen und für unmöglich gehaltenen Stellen befinden. Der Kofferraum fördert keine Überraschungen zu Tage, er entspricht mit seinen Volumen von 10 Kubikmetern üblichen Normen, ohnehin sollte man mit dem Vollladen des Busses mit seinem Leergewicht von 18 Tonnen eher vorsichtig sein, um nicht das maximal zulässige Gesamtgewicht von 24 Tonnen zu überschreiten, ein Schwachpunkt aller Doppeldecker.

Sensationelles Fahrwerk

Absolut kein Schwachpunkt des Astromega ist sein sensationelles Fahrwerk. Hier kommt, wie bei den übrigen Van-Hool-Bussen auch, das Mechanische Stabilitätsprogramm MSP zum Einsatz. Wie der Name bereits verrät, sorgen hier keine elektronischen Helfer für sicheren Kontakt zur Fahrbahn, sondern eine durchdachte Fahrwerkskonstruktion. Die Besonderheit sind längs zur Fahrzeugachse verlaufende Blattfedern, die eine enorme Steifigkeit und einen unglaublichen Seitenhalt während der Fahrt ergeben. Während der Testfahrt, die teilweise über wahrlich ekelhafte Brandenburger Schlechtwegstrecken führte, zog der Astromega denn auch souverän seine Bahnen. Lediglich kurze, dicht hintereinander folgende Bodenwellen mag er nur moderat durchfahren, sonst kommt es zu lautstarkem Kontakt von Kufen und Fahrbahn. Angetrieben wurde der Testbus vom DAF MX 375 mit 510 PS. Das ist Kraft satt, die sauber von der serienmäßigen AS-Tronic auf die Achsen gebracht wird. Klar, so ein Motor schluckt natürlich, oder? So natürlich ist das gar nicht und wer die aktuelle DAF-Motorentechnik kennt, ahnt, hier werden Spitzenwerte in Sachen geringer Verbrauch erreicht. Auf unserer Testrunde, die in etwa dem typischen Einsatzprofil eines Doppeldeckers mit großen Anteilen Autobahn, Stadtfahrten und ebenfalls nicht geringen Anteilen Landstraße entsprach, kamen wir bei zügiger Fahrweise auf den Durchschnittsverbrauch von 26,8 Litern auf 100 Kilometer. Gut, der Bus war unbeladen, doch insgesamt eine beachtliche Leistung. Das gesamte Paket nun erhält man für einen Preis von 375.000 Euro. Dafür gibt’s die deutsche Ausstattung mit jeder Menge serienmäßigem Zubehör. Auf der nächsten Seite ist dies ausführlich dargestellt. Anbetracht der gebotenen Leistung, der hervorragenden Qualität stellt der Bus eine Erscheinung dar, die einfach nur mit einem Wort zu beschreiben ist: MEGA.
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