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Lichtgestalten

19.11.2008 15:50 Uhr

Es gibt sie noch, die kleinen Perlen abseits der großen Namen. Dabei ist VDL eigentlich gar keine so unbekannte Größe. Jonckheere, Berkhoff, Kusters und nicht zuletzt Bova sind Mitglieder einer recht aktiven Busgemeinschaft. Mit dem Jonckheere will VDL dabei in der Hochpreisregion mitmischen. Gelingt das?

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Dieser Bus polarisiert. Das will er auch, denn es ist nicht irgendein Reisebus. Es ist ein Jonckheere JSD. Scharf sein Auftritt, so scharf wie seine Kanten und Linien, an denen man sich lieber nicht reiben möchte. Dabei sind nicht die üblichen Verletzungen zu befürchten, sondern eher die Infizierung mit einem Virus, der unter Kennern „Leidenschaft“ genannt wird. Wo dieser Bus auftaucht, fällt er auf, fällt er heraus aus dem üblichen Kastenrahmen, in dem die Busbranche immer noch viel zu häufig feststeckt. Das ist allerdings erstaunlich, denn dieser Jonckheere lässt viel vermissen, was wiederum andere Kandidaten auf der Welle des Erfolges reisen lässt: Geschwungene Linien, runde Formen, zeitloses Design. Das alles hat der JSD nicht. Und dennoch hat er das Zeug zum Star. Hierzulande ist der Reisende vom Planeten Luxorius jedoch noch relativ unbekannt. Dieser Test soll das ändern.

Jonckheere

Jonckheere Bildergalerie

Schwergewicht

Mit knapp 24 Tonnen Ausladung gehört der Bus zu den schwersten, die die Teststrecke der OMNIBUSREVUE absolviert haben. Viel weniger ginge aber auch nicht, denn schon das Leergewicht von 17 Tonnen ist beachtlich. Das schlägt sich natürlich im Verbrauch nieder. Knapp 35 Liter auf 100 km sind kein Pappenstiel. Zumal auch noch etwa fünf Prozent AdBlue dazugerechnet werden müssen. Das können andere besser, ist man da geneigt anzunehmen. Wer viel verbraucht, leistet eine Menge. Das stimmt beim JSD nur bedingt. Zwar hält der Bolide am Berg wacker durch und damit die Drehzahl; doch nur, wenn er bereits auf Geschwindigkeit ist. Ernste Schwächen leistet sich der ungeschliffene Diamant beim Anfahren. Da wird besonders bei Steigungen schon mal eine Getriebe-Gedenkminute eingelegt, bevor sich das Fahrzeug in Bewegung setzt. Hier sollte noch einmal Hand an die Abstimmung gelegt werden. Denn was die ZF AS-Tronic zu leisten vermag, konnten Sie ja eindrucksvoll in der letzten Ausgabe der OMNIBUSREVUE lesen.

Der Fahrerarbeitsplatz überzeugt

Dafür gefällt der Fahrerarbeitsplatz, der nicht nur optisch ein Hingucker ist, sondern auch ergonomisch überzeugen kann. Sämtliche Schalter und Instrumente sind in Reich- und Sichtweite, niemand muss ein Bediendiplom vor dem Fahren des JSD absolvieren. Nicht so schön ist der recht tief angebrachte linke Außenspiegel, der sich bei Linkskurven hartnäckig im Sichtfeld des Fahrers befindet. Und völlig indiskutabel sind die fehlenden Ablagemöglichkeiten für Stifte, Papiere oder das Funktelefon des Fahrers. Die Fahrgäste dagegen können sich entspannt in die bequemen Vogel-Sitze zurücklehnen und sich am zwar einfachen, aber nichtsdestotrotz sehr edel wirkenden Innenraum erfreuen. Geschickt hat es VDL verstanden, mit Farben und Formen ein edles Zusammenspiel zu schaffen. Ein Highlight im tatsächlichen Wortsinn ist das Oberlicht direkt über dem Fahrer. Als Fahrgast sieht man dadurch zwar nicht sehr viel, doch die eigentliche Bestimmung liegt in der mit diesem Fenster verbundenen Aufhellung des Himmels. Ausgesprochen gut ist die Innenstehhöhe, die nach hinten zwar leicht abfällt, doch in ihrer Gesamtheit dem Fahrgastraum ein lichtes Ambiente verleiht. Vorbildlich ist die Verarbeitung im Innenraum. Hier hat VDL Hand angelegt und sich im Vergleich zu den ersten Fahrzeugen verbessert. Was auch gefällt: Viele Designelemente aus dem Außenbereich findet der aufmerksame Betrachter im Innenraum wieder. Solch eine durchgehende Handschrift zeugt von Professionalität.

DAF läuft ruhig

Angetrieben wird der Jonckheere von einem DAF-Reihen-Sechszylinder, der 460 Pferdestärken leistet. Das Euro-5-Aggregat gefällt durch einen angenehmen Sound und seine Laufruhe. Nun ist DAF bekannt für störungsfreie Aggregate. Jetzt muss sich zeigen, ob auch die neue Generation halten kann, was die Vorfahren vorgelegt haben. Der Aufbau ist sehr solide ausgeführt. Schlaglöcher und kurze Querrillen werden sauber abgeleitet, auf Schlechtwegstrecken ist kein Klappern, Quietschen oder Schütteln zu vernehmen. Lediglich bei langen Bodenwellen schwingt sich das Fahrzeug unangenehm auf. Hier würde man sich eine individuell einstellbare Dämpfung wünschen. Das ESP, welches bei VDL ESC (Elektronische Stabilitäts-Kontrolle) genannt wird, greift bereits bei geringer Querbeschleunigung ein, was zum einen für dessen Funktionieren und zum anderen für eine komfortorientierte Abstimmung spricht. Etwas enttäuscht hat dagegen der Intarder, dessen Bremsleistung dem Fahrzeug nicht angemessen erschien. Wie alle modernen Vertreter seiner Art besteht auch der Jonckheere JSD aus einem modernen Materialmix. Edelstahl im unteren Bereich, Kunststoff in großen Teilen der Beplankung und Aluminium bei den Kofferraumklappen. Das spricht für Langlebigkeit und leichten Teiletausch. Insgesamt ist der Jonckheere ein Bus, in dessen Brust gleich mehrere Herzen schlagen: Da ist zum einen der Edle, der aber beileibe kein Blender ist, da ist der Solide, der mit bewährter Technik auch misstrauische Kunden überzeugen können sollte und da ist zu guter Letzt der Menschliche – denn wie heißt es so schön: Nobody is perfekt.
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