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Mercedes-Benz Travego: Triumph der Sicherheit

19.11.2009 11:37 Uhr
© Foto: OMNIBUSREVUE

Nicht viele Busse haben das Zeug zum Star. Der Mercedes-Benz Travego gehört allerdings zweifellos ­dazu. Das Fahrzeug in der jüngsten Generation hat viel bieten, denn wo andere mehr Schein als Sein in die Waagschale werfen, überzeugt der Travego durch pure Innovation und reines Können.

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Als der Travego 1999 zum ersten Mal die Straßen der Welt befuhr, begann damit ein ganz neues Zeitalter, denn schon früh zeichnete sich ab, dass der Travego in Sachen Sicherheit ganz vorn mitspielen würde. Sowohl die Konstruktion des Aufbaus in Ringspantentechnik als auch das dynamisch abgestimmte Fahrwerk setzten Maßstäbe, nicht zu vergessen die serienmäßige Sicherheitsausstattung. Diese umfasste bereits zu dieser Zeit das Elektronische Bremssystem EBS mit innenbelüfteten Scheibenbremsen an allen Achsen, das Antiblockiersystem ABS, die Antriebs-Schlupf-Regelung ASR und den Retarder. In den folgenden Jahren dann hatten weitere Sicherheitssysteme ihren Auftritt. Dazu zählt das Elektronische Stabilitätsprogramm ESP, welches heute ebenfalls zur Serienausstattung jedes Mercedes-Benz-Reisebusses gehört. Aber auch der Abstandsregeltempomat, der Spurassistent, der Bremsassistent und der Dauerbrems­limiter zeugen vom hohen Anspruch der Mercedes-Ingenieure in Sachen Sicherheit. Kein Wunder also, als 2006 ein „Safety Coach“ vorgestellt wurde. In diesem Bus waren alle damals verfügbaren Sicherheitssysteme verbaut. Doch die Entwicklung kennt keinen Stillstand. Mit dem Active Brake Assist ABA, der auch als Notbrems-Assistent bezeichnet wird, feierte ein weiteres Sicherheitselement Premiere. Die Funktionsweise: Erkennt ABA die Gefahr eines Auffahrunfalls auf ein langsamer vorausfahrendes Fahrzeug – etwa weil der Fahrer abgelenkt ist – führt er nach diversen Warnmeldungen eine Vollbremsung durch.

Mercedes-Benz Travego

Mercedes-Benz Travego Bildergalerie

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Passive Sicherheit erhöht

Daneben wurde aber auch die passive Sicherheit massiv erhöht. Mit dem Front Collision Guard FCG wurde ein Sicherheitssystem in die Fahrzeugstruktur integriert, das nicht nur Fahrer und Beifahrer, sondern auch den Unfallgegner im Falle eines Zusammen­stoßes schützt. Ein spezielles Crash-Gerippe-Profil baut im Falle eines Aufpralls gezielt Energie ab. Außerdem befindet sich der Fahrerarbeitsplatz, also Lenkung, Pedalerie und Sitz, auf einem massivem Rahmenteil, der sich bei einem Frontalunfall komplett nach hinten verschiebt. Das sorgt für eine Vergrößerung des Überlebensraums. Die gesamten Sicherheitselemente hat Mercedes-Benz nun in der jüngsten Generation des Travego verbaut und präsentiert stolz den neuen Safety Coach. Die OMNIBUSREVUE hatte Gelegenheit, den Bus sowohl im Rahmen des Coach Euro Tests in Frankreich als auch auf der anspruchsvollen Redaktions-Teststrecke kritisch unter die Lupe zu nehmen. Funktionieren die Sicherheitsfeatures tatsächlich reibungslos? Musste hinter all dem Bestreben nach mehr Sicherheit vielleicht der Reisekomfort leiden? Wie wirkt sich das Ganze gewichtsmäßig aus? Was sagt der Verbrauch? Und nicht zuletzt: Kommt das neue automatisierte Getriebe Powershift auch mit einem beladenen Dreiachser klar? Insgesamt fünf Tage fuhren wir den neuen Travego, um es vorwegzunehmen: Geschenkt haben wir dem Probanden dabei nichts. Doch der Reihe nach. Den Travego der neuen Generation gibt es in drei Hochdecker-Varianten. Der zweiachsige Bus misst 12,18 Meter in der Länge, die beiden Dreiachser kommen auf 13 Meter (Travego M) beziehungsweise 14,03 Meter (Travego L). Äußerlich wurde nur sehr behutsam Hand angelegt. Wer es nicht weiß, wird die Änderungen kaum bemerken. Da wäre die Vorbauverlängerung um gerade einmal vier Zentimeter. Sie wurde notwendig durch den Einbau des Front Collision Guard. Neu ist die Stoßstange vorn und deren Ecken. Eine tolle Neuerung ist die nun bündig geklebte Windschutzscheibe, damit entfallen die Gummileisten. Was bringts? Weniger Windgeräusche und eine Verbesserung der Aerodynamik. Begegnet man dem Travego bei Dunkelheit, fallen die Umrissleuchten auf, die nun in LED-Technik ausgeführt sind und die Mercedes-typischen Abbiegelichter. Hat der Fahrer den Blinker betätigt, die Lenkung eingeschlagen und fährt nicht schneller als 40 km/h, leuchtet der kurveninnere Nebelscheinwerfer auf. In der Praxis funktioniert das erfreulich gut, der Lichtgewinn macht sich deutlich bemerkbar. Der äußerliche Gesamteindruck stimmt. Nun will es der Travego sicherlich nicht mit der edlen Eleganz einer Top Class aufnehmen, doch das braucht er auch gar nicht. Ein Mercedes-Benz-Reisebus hatte schon immer seinen ganz eigenen, strengen Charme – die Erfolge der Vergangenheit sprechen für sich. Nicht viel Neues gibt es aus dem Innenraum zu berichten. Der Fahrgastraum wirkt funktionell, hell und freundlich. Die Travel Star Xtra-Sitze verleihen dem Ganzen einen äußerst edlen Touch – zudem sitzt es sich auch noch verdammt bequem auf dem konzerneigenen Gestühl. Wird es Nacht, offenbart der Travego seinen Hang zur funktionellen Einfachheit – in Sachen Innenraumbeleuchtung. Die Gesamtbeleuchtung kommt schnörkellos, aber blendfrei daher. Zwar besitzen die Leuchtmittel der Servicesets nicht die Lebensdauer von LED’s, schaffen aber einen heimeligen Wohlfühlfaktor, den man wohl demnächst zu Hause aufgrund der neuesten Energiesparlampen-Verordnungen nur noch selten verspürt. Wenn das nicht ein Grund mehr ist, auf den Bus umzusteigen.
© Foto: OMNIBUSREVUE

Gelungener Arbeitsplatz

Den Fahrer erwartet ein gelungener Arbeitsplatz. Was er braucht, findet er vor, was zu viel wäre, wurde weggelassen. Insgesamt wirkt das Cockpit wie aus einem Guss. Mercedes hat es geschafft, auf kleinem Raum sehr viel Informationen unterzubringen, ohne den Fahrer zu überfordern. Alles sitzt da, wo man es vermuten würde. Nichts muss erst lange gesucht werden. Die Fahrerkarte kann in Lenkradhöhe in den digitalen Fahrtenschreiber eingeführt und Eingaben können auf Grund der ergonomisch geschickt gewählten Position einfach durchgeführt werden. Darunter ­befinden sich die Bedienkonsolen für die Audio- und Videoanlage sowie des Klimacenters. Das Display des optionalen Navigationsgerätes ist noch ein Stück nach innen gerückt und lenkt so beim Daraufschauen deutlich weniger ab. Pkw-like kommt die Instrumenteneinheit daher. Die Rundinstrumente wurden mit einem Chromring veredelt und rahmen ein farbiges Display ein, über das sich der Fahrer mit allen möglichen Informationen versorgen kann. Die Steuerung der Menüs erfolgt vom Lenkrad aus und geht bereits nach wenigen Stunden Praxis mit dem Bus leicht von der Hand. Hier nutzten die Bus-Entwickler Erfahrungen aus der Pkw-Abteilung. Ein Detail soll nicht vergessen werden: Das Lenkrad ist mit Leder umhüllt, liegt ausgezeichnet in der Hand – und ist so serienmäßig! Doch nun zur spannenden Frage: Wie fährt sich das Ganze eigentlich? Den nötigen Schub liefert ein Sechszylinder-Diesel in Euro-5-Ausführung. 456 PS reichen völlig aus, auch auf steilen Streckenabschnitten sind stets ausreichend Reserven vorhanden. Allerdings war der Verbrauch auf der Testrunde ein wenig hoch. 32,6 Liter Diesel im Durchschnitt sind kein Spitzenwert. Nur zum Vergleich: Der Neo­plan Cityliner schluckte gerade mal 29,5 Liter im Durchschnitt. Das ist schon eine deutliche Ansage. Möglicherweise liegt das aber an der gewählten Übersetzung im Testfahrzeug. Hier dürfte noch einiges rauszuholen sein. Ein wahrer Genuss ist das verbaute automatisierte Getriebe Mercedes GO 240-8 Powershift. Über dieses Getriebe hat sich die OMNIBUSREVUE bereits mehrfach positiv geäußert und auch im dreiachsigen Travego mit einem gemessenen Testgewicht von knapp 21 Tonnen erledigt Powershift seine Arbeit ausgezeichnet. Es gibt tatsächlich so gut wie keine Situation mehr, in der der Fahrer manuell eingreifen oder nachhelfen müsste. Power­shift verrichtet seinen Dienst unaufdringlich, schnell und sauber. Zwar ist dieses Getriebe derzeit nur gegen Aufpreis erhältlich, doch wenn sich der Siegeszug der automatisierten Schaltungen in der bisherigen Geschwindigkeit fortsetzt, dürfte einer Serien­ausstattung nichts im Wege stehen. Seinen Weg fährt der Travego wie mit dem Lineal gezogen. Dank der neuen Nachlaufachse mit ihrer Einzelradaufhängung, überarbeiteter Lagerung der Vorderachse und der elektronisch geregelten Niveauregulierung ist man mit dem Bus wie in einem exakt abgestimmten Pkw unterwegs. Fahrbahnunebenheiten aller Arten werden deutlich sauberer als beim Vorgänger ausgebügelt, die Federung wirkt genau richtig, eher einen Hauch zu straff als zu weich abgestimmt. Echte Praktiker werden das zu schätzen wissen. Dennoch werden allzu forsche Fahrer mit sanftem Nachdruck in die Schranken gewiesen, dafür sorgt schon das sauber arbeitende ESP, welches aber ruhig noch ein wenig eher ansprechen dürfte. Außerordentlich genau hat der Abstandsregeltempomat seinen Dienst versehen. Ist er zwar im Bus in erster Linie dazu gedacht, unaufmerksame Fahrer und deren Passagiere vor Schaden durch zu dichtes Auffahren zu bewahren, eignet er sich aber auch hervorragend, um bei langen Kolonnenfahrten beispielsweise im Baustellenbereich, den Fahrer zu entlasten. Die Regelungen erfolgen unmittelbar, größere Abstände durch beschleunigenden Vorausverkehr entstehen nicht, da ART gut mithält. Mercedes setzt nun noch eines drauf – nämlich den Active Brake Assist ABA. Wer den ART ordert, bekommt ABA ohne Mehrpreis dazu. Dafür gibt es die volle Sicherheits-Punktezahl! Leider hatten wir keine Gelegenheit, ABA in der Praxis selbst zu testen – das Risiko einer gewollten Notbremsung durch gezielte Fahrprovokationen wollten wir dann doch weder uns noch den übrigen Verkehrsteilnehmern zumuten. Doch im Rahmen von ABA-­Demonstrationsfahrten auf abgeschlossenem Gelände konnte sich die OMNIBUSREVUE ein Bild von der Funktionsweise machen – dafür reicht im Grunde ein Wort: beeindruckend. Und genau das charakterisiert das gesamte Fahrzeug. Ein Bus, mit dem alle Beteiligten auf der sicheren Seite sind. Mercedes hat sich dabei weit aus dem Fenster gelehnt, ist mit zahlreichen verbauten Innovationen in echte Vorleistung gegangen und nimmt zögerlichen Unternehmern die Verantwortung ab, in dem viele Features serienmäßig verbaut sind. Bleibt zu hoffen, dass die Nutzer mit dieser Verantwortung entsprechend umgehen und ihren Teil ebenfalls erfüllen. Das Handwerkszeug – der Travego – ist bereit für die neue Zeit – wieder einmal.
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