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Setra 415 UL Business: Im Geschäft: UL Business

24.02.2014 13:41 Uhr
© Foto: Sascha Böhnke

Ein Setra für rund 200.000 Euro, wo ist da der Haken? Seit Kurzem haben die Neu-Ulmer mit dem UL Business ein Fahrzeugsegment ins Programm aufgenommen, an welchem heute kein Hersteller mehr vorbeikommt. Es geht um die einfach gehaltenen, soliden Arbeiter für die Überlandlinie, für Unternehmer, die lieber rechnen als schwärmen.

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Natürlich, echte Emotionen wollen sich nicht einstellen beim Betreten der neuen Setra MultiClass UL Business, dafür ist dieses Fahrzeug einfach zu schlicht, zu unspektakulär, zu „normal". Doch genau das soll beim Kampf um Kunden den Ausschlag geben, denn schon länger beobachtet der Edelhersteller aus Neu-Ulm mit Argusaugen, wie sich das Segment der wirtschaftlichen Überlandbusse entwickelt. Eine TopClass ist perfekt für das Image, eine neue ComfortClass ist Klassenbester in zahlreichen Disziplinen doch eine herkömmliche MultiClass musste sich in der Vergangenheit viel zu oft Mitbewerbern aus dem eigenen Haus wie dem Intouro oder Konkurrenten aus halb Europa wie beispielsweise einem durchaus erfolgreichen Iveco Crossway geschlagen geben. Denn um Fahrgäste einfach nur von A nach B zu befördern, kommt es vor allem auf ein zuverlässiges Fahrzeug an, auf ein möglichst sparsames, eines, mit dem sich möglichst viele Fahrgäste befördern lassen und bei dem sich im Fall der Fälle auch in Sachen Ersatzteile keine Abgründe auftun. Und so stellte sich die Frage, wieso man dieses Feld nicht auch noch bearbeiten sollte.

Genau deswegen erweitert etra sein MultiClass-Portfolio um den UL Business. Und bei Till Oberwörder, Leiter Marketing, Vertrieb & Aftersales bei Daimler Buses, klingt das so: „Bei den neuen Setra Überlandbussen ,UL Business‘ stimmen Preis und Leistung bei Anschaffung, Nutzung und Wartung zu 100 Prozent." Das heißt im Umkehrschluss natürlich nicht, dass das bisher nicht der Fall war, doch jetzt will man eben auch die preissensiblen Kunden erreichen – und zwar fast ausschließlich über die Preis-Leistungs-Schiene.

Das erfordert eine kleinen Änderung im Hause Setra: Zum ersten Mal in der Geschichte der Marke wird nämlich ein Bus mit dem K im Lenkrad im Evobus-Werk in Hosdere/Türkei produziert. Im Grunde ist das nicht weiter wichtig, denn die Qualität aus dem Werk in der Nähe von Istanbul stimmt; was der deutsche Arbeiter kann, kann der türkische mindestens genauso gut und genauso motiviert. Doch leider kann Setra nun nicht mehr zu 100 Prozent mit „Made in Germany" werben, was aber letztlich vielleicht nur ein paar Nostalgiker stören dürfte.


Setra S 415 UL Business

Setra S 415 UL Business Bildergalerie

© Foto: Daimler

Rund 200.000 Euro kostet der S 415 UL Business

Viel entscheidender ist, ob sich solch ein Bus rechnet und auch gegen seine starken Marktbegleiter bestehen kann. Da wäre zum einen der Preis. Rund 200.000 Euro kostet der S 415 UL Business. Der S 416 UL Business kostet etwa 11.000 Euro mehr. Für das gute Geld gibt es erst einmal einen Setra, dem man spontan seine Veränderungen nicht ansieht. Wobei, an den Spiegeln wird man ihn erkennen, denn die gibt es nur an einem Metallarm. Zwar lassen sie sich auch elektrisch verstellen, doch auf eine hübsche Verkleidung muss man verzichten. Und auch eine Reisebusfront ist nicht vorgesehen. Im Fahrgastraum haben Intouro-Kenner ein Déjà-vu-Erlebnis. So kennt man beispielsweise die Gepäckab­lagen aus Kunststoff von eben diesem Bus. Weniger ist mehr, so lautet das Motto des UL Business. Das betrifft aber ­ausschließlich die Ausstattung. Also Toilette, Küche, Wechselpodest und so weiter sind nicht vorgesehen, es sei denn, ein Auftrag ­entsprechender Größenordnung erfordert individuelle Anpassungen. Ansonsten ist es ein Bus von der Stange, das kennt man mittlerweile auch von anderen Herstellern. Worauf aber nicht verzichtet wird, ist die Vielfalt in anderen Dingen. Beispiel Getriebe. Gleich vier Varianten sind zu haben: Die beiden Wandler-Getriebe ZF Ecolife und Voith Diwa, das automatisierte Schaltgetriebe Powershift GO 250-8 aus eigener Fertigung sowie ein manuelles Sechsgang-Schaltgetriebe. So viel Auswahl gibt es nicht häufig. Angetrieben wird der UL Business vom OM 936. Die Leistung des stehend im Heck eingebauten Reihen-Sechszylinders mit 7,7 Litern Hubraum ­beläuft sich wahlweise auf 220 kW (299 PS) beziehungsweise 260 kW (354 PS). Das entsprechende Drehmoment beträgt 1.200 Nm beziehungsweise 1.400 Nm. Bei der stärkeren Variante gibt es noch das Power-Boost-System, hierbei pumpt das System Druckluft aus der serienmäßigen Druckluftanlage des Omni­busses in den Ansaugtrakt des Motors. Der damit erzielte größere Luftdurchsatz erhöht kurzfristig durch einen höheren Ladedruck das Anfahrdrehmoment im unteren Bereich der Drehmomentkurve. Das soll das Anfahren an Steigungen erleichtern. Der von der OMNIBUSREVUE gefahrene S 415 UL Business verfügte durch den schwächeren ­Motor leider nicht über dieses System.
© Foto: Daimler

ABS, ASR, EBS und Bremsassistent sind serienmäßig

Gut auch die Sache mit der Sicherheit. Die ­Busse sind serienmäßig mit dem Antiblockiersystem, der Antriebs-Schlupfregelung, dem Elektro­nischen Bremssystem sowie mit dem Brems­assistent ausgerüstet. Auf Wunsch ist auch das Elektronische Stabilitätsprogramm ESP erhältlich. Im Überlandbereich ist das derzeit noch keine Selbstverständlichkeit. Den UL Business wird es ab Frühjahr dieses Jahres in drei Längen geben: In Serie ist der 12,2 Meter lange S 415 UL Business mit 51 Sitzplätzen ausgestattet, der S 416 UL Business mit 12,7 Metern Länge bietet 55 Passagieren Platz und der S 417 UL Business mit 13,38 Metern Länge kann 59 Fahrgäste aufnehmen. In allen Fällen kommt der Bus mit zwei Achsen aus, das Leergewicht für ein zugelassenes Fahrzeug konnte Setra leider noch nicht nennen, aufgrund der Ähnlichkeiten mit dem ­Intouro dürfte es hier aber keine negativen Überraschungen geben. In Sachen Fahrkomfort machte der Demo-Bus seine Sache gut. Kein Klappern, kein Knarzen, keine sichtbaren Unsauberkeiten bei der Verarbeitung. In der Basis übrigens wird der Bus mit Einfachverglasung bei den Seitenscheiben geliefert. Bei einem Setra ist das ungewöhnlich, also heißt es ein wenig aufpassen bei der Bestellung. Dafür ist die Komplettverglasung von Tür 1 serienmäßig. Dennoch bleibt der S 415 UL Business auch mit einigen Extras wie der doppelbreiten Tür, dem Behindertenlift und den Gepäckablagen mit seinen 200.000 Euro eine echte Ansage. Wenn man sich den Intouro als indirekten Vergleichskandidaten nimmt, dann lassen sich aufgrund zahlreicher Gleichteile bei Aufbau und Co. auch durchaus Schlüsse auf die längerfristige Qualität im ­harten Einsatz schließen und die dürfte letztlich sehr ordentlich sein. Unser Urteil: Der Setra UL Business ist ein für Neu-Ulmer Verhältnisse sehr preiswerter Bus, ein Billigheimer ist es aber noch lange nicht. Denn das Gesamtkonzept ist stimmig. Großer Wert wurde auf Gleichteile und die Anwengung des Baukasten-Prinzips gelegt – das senkt die Fertigungskosten. Ebenso verzichtet man auf einen hohen Individualisierungsgrad, in diesem Segment ist das aber zu verschmerzen. Wichtiger ist da, dass nicht bei der Sicherheit und einer möglichst großen Variantenvielfalt gespart wurde. Hier kann man aus drei Längen, zwei Motorleistungen und vier Getriebearten wählen. Auch der Innenraum lässt sich in sinnvollen Bereichen anpassen, so gibt es zwei Fahrgastsitz-Typen, Gepäckablagen, eine doppelbreite Mitteltür und einen Lift samt Rollstuhlbereich. Der UL Business ist von Setra ein geschickter Schachzug, die Mitbewerber müssen aufpassen. (sab)
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