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Setra S 416 HDH: Den hätten alle gern ...

20.05.2011 13:51 Uhr
Setra S 416 HDH: Den hätten alle gern ...
© Foto: Setra

Der Setra S 416 HDH stellt den Gipfel dar. Eine übertriebene Aussage? Mag sein, doch an Tatsachen kommt man nur schwer vorbei: Die aktuelle TopClass fährt sowohl technisch auf allerhöchstem Niveau und besitzt dazu ein Image, welches kaum erklärbar ist. Die OMNIBUSREVUE schickte den Klassenbesten auf Testfahrt.

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Eigentlich beginnt unser Test bereits im Jahr 1951. Damals nämlich wurde mit dem Setra S 8 der erste selbsttragende Omnibus vorgestellt. Es sollte der Anfang einer langen Leidenschaft werden, der Beginn einer Geschichte, die seit mittlerweile 60 Jahren das rollende K in die ganze Welt trägt. Basierten bis zu dieser Zeit sämtliche Busse auf Lkw-Fahrgestellen, bedeutete der selbsttragende Omnibus eine völlig neue Dimension in Sachen Komfort und auch Stabilität. Und genau da setzt unser Test des Jahres 2011 an. Denn der Setra S 416 HDH stellt sozusagen die Krone dessen dar, was sich der Busunternehmer und natürlich auch der Busfahrer in Sachen Reisebus vorstellen können. War einst für Karl Kässbohrer der Bus mehr als nur ein reines Fortbewegungsmittel, gilt das heute mehr denn je. Kein Wunder, die Fahrgäste werden immer anspruchsvoller, die Konkurrenz immer härter, da heißt es, sich abzusetzen, aufzufallen. Auffallen kann man natürlich auch mit zahlreichen anderen Reisebussen, die Kreativität der Designer kennt kaum Grenzen, doch auf Dauer durchsetzen kann sich nur, und das hat die Vergangenheit immer und immer wieder bewiesen, wer es schafft, ein Fahrzeug zu entwerfen, an dem man sich nicht „satt schaut“, sondern zu dem man aufschaut. Und das ist durchaus doppeldeutig gemeint. Die aktuelle TopClass im Supertest: Da wird doch das Ergebnis schon vorher feststehen, oder? Ganz so einfach ist die Sache nicht, denn der S 416 HDH kämpft in einer Zeit um möglichst viele Punkte, in der ein Umbruch stattfindet. Neue Abgasricht­linien stehen vor der Tür, neue gesetzliche Sicherheitsnormen nehmen konkrete Gestalt an und technische Innovationen bestimmen fast alle Bus-Neuerscheinungen der jüngsten Zeit. Genau das macht es eben nicht einfacher für den selbsternannten „Best in Class“, seine Position auch heute zu behaupten, in einer Zeit, in der doch jeder weiß, dass am Nachfolger längst mit Hochdruck entwickelt wird, er steht ­quasi in den Startlöchern. Genau das aber macht einen solchen Test auch so spannend, denn er wird zeigen, in welchem Maße die TopClass 400 noch mit der Zeit fährt. Alleine deswegen: Hut ab, Setra! Äußerlich ist der S 416 HDH seit seiner Einführung im Jahr 2000 fast unverändert geblieben. Vor zwei Jahren allerdings wurden dem Bus etliche Frischzellen eingeimpft, darunter auch eine sehr, sehr dezente optische Anpassung. Sie betraf aber vor allem den Frontbereich, der eine Vorbauverlängerung um 200 Millimeter erhielt. Diese Verlängerung wurde notwendig, da mit dem Front Collision Guard FCG ein Modul sowohl bei Setra als auch beim Travego von Mercedes- Benz Einzug hielt, welches die Folgen eines Aufpralls deutlich abmildern kann. Echte Kenner der Materie haben außerdem bemerkt, dass sich im Bereich der Stoßstange etwas verändert hat – die Nebelscheinwerfer haben nämlich eine Doppelfunktion erhalten, sie dienen gleichzeitig als Kurvenlicht. Und da sind wir schon bei einigen Sicherheits- und Komfort-Features, die in allen neu entwickelten Bussen heute Standard sind – beziehungsweise sein sollten, wenn der jeweilige Hersteller ­seine Verantwortung ernst nimmt. Dazu gehört auch ein Abbiegelicht. Mag es beim Pkw verschmerzbar sein, sollte es heute beim Bus mit seinen großen Dimensionen, in denen durchaus der eine oder andere Fußgänger verschwinden kann, auf gar keinen Fall fehlen. Setra hat es konsequent eingeführt. Was fehlt, ist ein Tagfahrlicht. Das wiederum ist nicht so schlimm, da ein Bus deutlich seltener übersehen wird, als ein Moped. Was schon eher schade ist, ist das Fehlen von LED-Technik im Bereich der Rückleuchten. Die wären mit Dioden nämlich besser erkennbar und die Wechselhäufigkeit würde sich auch in Grenzen halten. Das gilt im Übrigen auch für die Leselampen in den Servicesets und für fast die komplette Innenraumbeleuchtung. Da zeigen andere Hersteller mittlerweile schon sehr interessante Lösungen, zum Teil auch bei Fahrzeugauffrischungen. Topklasse ist dafür wieder der Licht-/Regensensor, ein Feature, welches es im Pkw schon längst gibt und für dessen Bus-Adaption die Hersteller viel zu lange gebraucht, beziehungsweise noch immer nicht verbaut haben.
© Foto: Setra

Unschlagbares Plus: 11,4 Kubikmeter Kofferraumvolumen

Ansonsten fährt die TopClass eine betont konservative Design-Linie, die aber derart geschickt umgesetzt wurde, dass der Bus auch neben brandneuen Mitbewerbern ebenfalls als neu mithalten kann. Über La Linea muss an dieser Stelle wohl nichts mehr geschrieben werden – vielfach wurde sie kopiert, vielfach wurde sie adaptiert, nur ihre Klasse wurde nie erreicht. Überhaupt ist die TopClass ein Fahrzeug, welches aufgrund seiner schlichten ­Linien in Verbindung mit Edlem den Unternehmer geradezu einlädt, ein modernes, einfaches Design aufzubringen. Vorbei die Zeiten, in denen grelle Farben, zig gerade Farbstreifen oder grelle Sonnen Lebensfreude vermitteln sollten. Ein Reisebus soll heute durchaus für Luxus und Abgehobenheit vom Alltag stehen. Der rund 13 Meter lange S 416 HDH ist fast 3,90 Meter hoch und besitzt damit ein unschlagbares Plus: Kofferräume satt. Der Testbus hatte hier ein Volumen von 11,4 Kubikmetern – das ist mehr als ordentlich. Wer dann noch auf das WC verzichtet, der kann sich auf 12,7 Kubikmetern austoben. Doch wer will schon einen Luxusbus ohne stilles Örtchen. Interessanterweise zeigte Setra beim Test­wagen eine Toilettenvariante, bei der das WC nicht mit zwei Sitzen überbaut war. Das kostet zwar den Platz von zwei zahlenden Fahrgästen, schafft aber gleichzeitig den unbezahlbaren Luxus einer geräumigeren Toilette mit einfacherem Zugang. Sicherlich, den Fahrgästen werden solche Details nicht ins Auge springen, ihr Unterbewusstsein registriert es aber mit Sicherheit. Was der Testfahrer der OMNIBUSREVUE aber noch registrierte, war die nicht unerhebliche Anstrengung, mit der die beiden recht großen Klappen auf der linken Seite bewegt werden mussten. Zwar sind diese Klappen bereits gewichtsoptimiert, doch Größe wiegt halt. Was dafür aber jedem auffallen dürfte, ist die Einrichtung des Innenraumes. 48 Sitzplätze auf 13 Metern versprechen Beinfreiheit satt. Wenn die Polster dann noch in hellem Teil­leder gehalten sind, steht einem gehobenen VIP-Shuttle nichts mehr im Weg. Deutlicher kann man kaum erleben, was Busfahren im Jahr 2011 heißt. Gut gefallen hat uns das Glasdach, es wertet die hochwertige Gesamtoptik noch einmal auf und macht eine Reise in der TopClass zu dem, was sie sein soll: ein transparentes Vergnügen. Der gefahrene Testbus besaß die „Special Edition“-Ausstattung zum Anlass des 60-jährigen Geburtstages von Setra. Hier eine Aufzählung, was es enthält: Auf den Radkappen und im Lederlenkrad befindet sich unübersehbar ein rotes K-Logo, das findet sich noch einmal in klein auf einer Porzellanvase, die links neben dem Fahrer für gelegentliches Schmunzeln sorgt. Als Bestuhlung dienen Voyage-Plus-Sitze aus eigener Fertigung, bequemer geht es – zumindest von der Stange – kaum. Derzeit nur in der Editions-Ausführung ist die Bestuhlung zudem um jeweils sechs Zentimeter versetzt, das erhöht den Behaglichkeitsbereich der Fahrgäste, abgesehen von Frisch-Verliebten. Das Armaturenbrett und das Leder­lenkrad sind mit Dekoreinlegern in Vogel­ahornbraun versehen, ein Setra-Logo leuchtet im vorderen Einstiegsbereich den Weg. Ebenfalls enthalten ist der Abstands­regeltempomat ART mit Active Brake Assist ABA. Das 60-Jahre-Logo ziert die Seitenwände, Front und Heck; eine Plakette mit Numerierung im Cockpitbereich ist gleichsam Balsam für die stolze Unternehmerseele.
© Foto: Setra

Platz im Mittelfeld: Durchschnittsverbrauch von 32 Litern

Soviel zum schicken Äußeren, nun zum eigentlichen Test. Der Bus wog knapp über 21 Tonnen, was bei einem stolzen Leergewicht von 16.800 Kilogramm exakt 100 Kilogramm pro Fahrgast entsprach. Wir waren gespannt, was sich am Ende der 600 Kilometer langen Testrunde in Sachen Verbrauch ergeben würde. Der lag bei knapp 32 Litern auf 100 Kilometer und damit leider nur im Mittelfeld. Nicht zu vergessen, es kommt noch AdBlue dazu. Knapp darunter war kürzlich der Scania Touring mit einem ähnlichen Testgewicht und einer ähnlichen Motorisierung, der hatte aber mit erheblichem Gegenwind zu kämpfen und kam ohne AdBlue aus. Dafür aber zog der Setra die Berge hoch, dass es eine Freude war. In Verbindung mit dem automatisierten Schalt­getriebe GO 240-8 Powershift lässt sich das Fahrzeug fast wie von Geisterhand bewegen. Das ist ja auch nicht schlecht, so kann sich der Fahrer mehr an seinem Gefährt erfreuen, ohne sich zu überanstrengen. Dazu kommt: Wenn es doch einmal knifflig wird, springen flugs die unsichtbaren Helfer ein. Das kann bei schwierigen Situation wie einem drohenden Auffahrunfall sein – ABA wacht im Hintergrund – oder bei so profanen Dingen wie Anfahren auf einer glatten Steigung. Was macht man, wenn bei einem Dreiachser die Antriebsräder durchdrehen? Man liftet die dritte Achse. Und genau das macht der S 416 HDH ganz automatisch. An sich ist das keine große Sache, doch es ist wie stets im Leben: Es sind die kleinen Dinge, über die man (beziehungsweise der Tester) sich freut. Denn man merkt, da hat jemand mitgedacht. Zum allgemeinen Handling gibt es nicht viel Neues zu vermelden, der Bus liegt sicher und satt auf der Straße, auch wenn er knapp vier Meter in der Höhe misst. Gelegentlich hätten wir uns aktive Stoßdämpfer gewünscht, doch bei gemäßigter Fahrweise gerät der Fahrer eh nicht in Grenzbereiche. Die konnten wir auf dem ADAC-Fahrsicherheits­gelände für Nutzfahrzeuge im brandenburgischen Linthe erfahren. Die Pylonengasse musste schon sehr exakt durchfahren werden, sollte einen das ESP nicht forsch ausbremsen. Apropos Bremsen: Der Bremsweg aus Tempo 80 von 34,2 Metern ist ausgezeichnet. Insgesamt hat sich der Setra S 416 HDH während unserer zweitägigen Testrunde sehr gut ­geschlagen. Zum alten Eisen gehört er noch lange nicht, auch wenn zahlreiche Newcomer kräftig an seinem Thron rütteln. Doch er ist wie der sprichwörtliche Fels in der Brandung: gelassen beobachtet Setra das Treiben im umtosten Meer, um dann im rechten Moment, gleichsam einem Leuchturm, erneut Zeichen zu setzen. Denn einen Setra zeichneten von jeher zwei Dinge primär aus: zum einen die technologische Weitsicht, zum anderen der Mythos, der sich von Anfang an wie ein roter Faden durch die Unternehmensgeschichte zieht. Ja verdammt, es war schon immer teuer, einen guten Geschmack zu haben. Und auch wenn viele über den Preis schimpfen – einen Setra hätte jeder gerne. Unser Urteil: Die überarbeitete TopClass ist aktueller denn je. Erst vor Kurzem wurde der Bus noch einmal kräftig aufgefrischt, zusätzlich finden laufend Anpassungen statt. Mit dem S 416 HDH bekommt der Unternehmer einen Bus an die Hand, mit dem sich nicht nur hochwertige Reisen veranstalten lassen, sondern bei geschickter Konfiguration auch noch äußerst günstig wirtschaften lässt. In Sachen Sicherheit fährt der Bus zusammen mit dem Schwestermodell Travego einsam an der Spitze und das wird wohl auch noch ein wenig so bleiben. Sicherlich wird es in absehbarer Zeit einen Nachfolger geben, doch bis dahin ist die Baureihe 400 eine gute Wahl. Als HDH bringt der Bus zwar ein gehöriges Leergewicht auf die Waage, dafür aber gibt es Platz satt sowohl für die Fahrgäste als auch für deren Gepäck. Der Bus als der edle Teil einer Reise – mit einer TopClass bleibt das kein Traum. (sab)
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