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Setra S 417 UL: Der letzte seiner Art?

27.11.2012 10:31 Uhr
Setra S 417 UL: Der letzte seiner Art?
© Foto: Sascha Böhnke

Setra hat neben der ComfortClass 500 nach wie vor sehr interessante Fahrzeuge der aktuellen Generation 400 im Programm. Dazu zählt der S 417 UL, ein 14 Meter langer Kombibus. Die OMNIBUSREVUE ist eines der letzten Fahrzeuge, die noch mit einem Euro-5-Motor ausgeliefert werden, gefahren und sagt, wie es weitergeht.

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Ja, die MultiClass 400 gibt es schon einige Jahre. 2005 wurden die ersten Fahrzeuge dieser Baureihe in Kortrijk erstmals dem Fachpublikum vorgestellt. Elf Jahre lang mischte zuvor die Baureihe 300 das Marktsegment auf, denn im Juni 2005 wurde der 10.000 Setra-Überlandbus übergeben. Eine Stärke der MultiClass 400 ist die Längenvielfalt, verbunden mit teilweise sehr individuellen Konfigurationen, was die Türen oder die Ausstattung angeht. Insgesamt neun Typen stehen den Busunternehmern in diesem Setra Produktsegment zur Verfügung, mit dem sich Linien- und Ausflugsverkehr ideal vereinen lassen.

Mit elf Metern Länge ist der S 412 UL sehr wendig. Durch seine geringe Länge eignet er sich für den Linieneinsatz in topografisch schwierigen Regionen mit engen und steilen Pässen. Die weiteren Fahrzeuge der MultiClass 400 sind der zwölf Meter lange S 415 UL, der S 417 UL mit 14 Metern Länge sowie der S 419 UL, der 15 Meter misst. Im Jahr 2007 stellte Setra den S 416 UL vor, mit dem das Produktangebot der MultiClass 400 durch eine neue Fahrzeuglänge ergänzt wurde. Der Radstand des 13 Meter langen S 416 UL wurde gegenüber dem S 415 UL mit 6.080 Millimeter auf insgesamt 6.920 Millimeter vergrößert. Das schafft Platz für noch mehr Kofferraumvolumen, das nun 5,5 Kubikmeter beträgt. Mit der Weltpremiere S 415 H und S 416 H präsentierte Setra 2009 einen neuen Hochbodenbus als klassischen Doppelverdiener. Er wird als 12- und als 13-Meter-Variante mit zwei Achsen angeboten. Der Vorteil dieser neuen Überlandbusse: Der Mittelgang befindet sich zirka 1.040 Millimetern über der Fahrbahn, sodass das Fahrzeug mit einem Kofferraumvolumen von bis zu 7,9 Kubikmetern ausgelegt ist.

Mittlerweile scheint die MultiClass erneut vor einer Veränderung zu stehen, denn mit der ComfortClass 500 hat eine weitere Fahrzeuggeneration bei Setra das Licht der Welt erblickt. Und diese hat es in sich. Ein völlig neues Design, neue Motoren, neuer Fahrgastraum, neuer Fahrerarbeitsplatz. Vorerst jedoch bleiben die wesentlichsten Änderungen der ComfortClass vorbehalten, bei der MultiClass wird die Anpassung schrittweise erfolgen, die nächsten signifikanten Änderungen wird es mit Einführung der Euro-6-Motoren spätestens ab Januar 2014 geben. Zugleich wird es leichte optische Anpassungen geben, die jedoch nicht mit denen der ComfortClass vergleichbar sein sollen. So werden sich diese höchstwahrscheinlich auf Änderungen im Bereich der Motorklappe und bei den seitlichen Lüftungsgittern beschränken.

© Foto: Sascha Böhnke

Böschungswinkel um zehn Prozent auf 7,65 Grad erhöht

Für die OMNIBUSREVUE ist es vor dem Hintergrund der neuen Baureihe spannend, zu erfahren, wie sich die „bewährte“ MultiClass schlägt. Denn seit der IAA 2012 dürfte jeder halbwegs interessierte Besucher genau wissen, was die neue Generation bringen wird. Kann da ein S 417 UL noch mithalten? Äußerlich muss man nicht mehr viele Worte verlieren, der S 417 UL wirkt schlicht, geradeheraus, durch seine markante Familienzugehörigkeit aber immer auch mit einer kleinen Portion edlem Glitzer überzogen. Ein Setra ist eben ein Setra, das ändert sich auch nicht im Kombi-Segment. Natürlich ist der Anschaffungspreis in Höhe von 275.000 Euro nicht mit dem eines Temsa Safari oder eines Irisbus Crossway zu vergleichen, doch spätestens beim Wiederverkauf macht es sich bezahlt, auf eine Marke aus dem Hause Daimler gesetzt zu haben. Als die MultiClass 400 auf den Markt kam, spendierten die Entwickler dieser Baureihe eine ganze Reihe von sinnvollen Features. Da ist zum einen der Punkt Sicherheit. Serienmäßig gibt es heute ESP, der Rohbau ist in Ringspantentechnik ausgeführt, was eine hohe Torsionssteifigkeit bewirkt. Praktischer wurde der Bus auch, denn das neue Längenkonzept, welches auch vor einigen Jahren bei der ComfortClass eingeführt wurde, sorgte mit der Vorbauverlängerung für ein Raum-Plus von 200 Millimetern. Gleichzeitig wurde der Böschungswinkel um zehn Prozent auf 7,65 Grad erhöht. Gerade, wer häufig in topografisch nicht einfachem Gelände unterwegs ist, weiß das zu schätzen. Angenehm für die Fahrgäste ist zudem die geringe Einstiegshöhe von gerade einmal 330 Millimetern. Rost – ein ewiges Thema beim Bus, normalerweise aber nicht bei der MultiClass. Denn das Rohbau-Gerippe ist wie bei den Fahrzeugen der TopClass 400 und ComfortClass 400 durch die Kathodische Tauch­lackierung (KTL) vor Korrosion geschützt. Vorder- und Heckpartie sind aus korrosions­sicherem Kunststoff gefertigt. Diese Bauweise sowie eine Vielzahl weiterer Maßnahmen zur Gewichtssenkung, wie zum Bespiel der Einbau computeroptimierter Bauteile und die kompakte Bestuhlung, führten zu einer Gewichts-reduzierung der Fahrzeuge Einem Überlandbus fällt es in der Regel schwer, aus der Masse der uniformen Alltagsarbeiter herauszustechen. Ihre Stärken liegen vielmehr im Inneren, in ihren praktischen Werten. Und da hat Setra eine ganze Menge vorzuweisen. Das beginnt schon mal mit den hochwertig wirkenden Materialien, die im Innenraum verwendet werden. Hier ist zwar alles auf Langlebigkeit und Strapazierfähigkeit ausgelegt, dennoch wird immer auch großer Wert auf eine Portion Stil gelegt. Kein Wunder also, dass der UL auch auf Reisen eine gute Figur macht. Gesessen wird auf hauseigenen Sitzen „Setra Route“, die mit schwarz-weißem Stoff bespannt sind und ein Kopfteil aus Leder einem Drittel schwarz und zwei Dritteln marsrot besitzen. Gegenüber der Tür zwei hatte der Testbus ein Wechsel­podest verbaut, welches bei Bedarf herausgenommen werden kann, um einen Stellplatz für Kinderwagen oder Rollstuhl zu erhalten. An Bord gelangt man über einen Lift vom Her­steller Braun, der im Test auch ausgezeichnet und zudem ohne eine Anleitung studieren zu müssen, funktionierte. Während der Fahrt machten wir zwar im Bereich der Mitteltür auf Schlechtwegstrecken gelegentliche Klapper­geräusche aus, konnten diese aber nicht eindeutig dem in die Treppe einfahrenden Lift zuordnen. 5,4 Kubikmeter beträgt das Kofferraumvolumen. Das dürfte für die meisten ­Anwendungen reichen.
© Foto: Sascha Böhnke

Das Schweizer Taschenmesser unter den Kombibussen

m Falle unseres Testbusses war das Fahrzeug eindeutig für einen Einsatz als Doppelverdiener konfiguriert. Dafür sprechen beispielsweise die Servicesets über den Sitzplätzen oder die schräge Frontscheibe, die dem Bus einen deutlich höherwertigen Eindruck verschafft. Wird der Bus zusätzlich mit einem WC oder einer Küche ausgestattet, erhält der Unternehmer so etwas wie ein Schweizer Taschenmesser. Angetrieben wurde unser Fahrzeug vom ­bekannten OM 457 hLA. Den Bus wird es in dieser Konfiguration auch noch so lange geben, wie es vom Gesetzgeber erlaubt wird, also bis Ende 2013. Als kleines Luxus-Extra hatten wir die Gelegenheit, den Kombibus mit dem innovativen Getriebe GO 240/8 Power­Shift aus dem Hause Daimler zu fahren. Wie nicht anders zu erwarten, ist das Fahren damit eine Wucht. Die Schaltungen erfolgen butterweich, egal, in welchen Geschwindigkeits­bereichen man sich befindet, das Getriebe macht in ­Verbindung mit dem starken Aggregat seine Arbeit mehr als ordentlich. Im Laufe der Zeit – Veränderungen Seit Kurzem kennen wir ja den Fahrerarbeitsplatz der ComfortClass 500. Dieser bietet natürlich alles, was des Fahrers Herz begehrt. Erstaunlicherweise wirkt aber das Cockpit der Baureihe 400 im direkten Vergleich zwar deutlich einfacher – was aber im Fall der MultiClass schon immer der Fall war – dennoch nicht veraltet. Es ist nämlich für den üblichen Verkehr alles da, was man braucht, und es befindet sich auch alles dort, wo man es als Fahrer erwartet. Der Arbeitsplatz des S 417 UL ist auf das Wesentliche reduziert, nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Das gleiche gilt auch für weitere Details, wie beispielsweise die Servicesets. Natürlich besitzt die Baureihe 500 hier eine Lösung vom Feinsten, für einen Kombibus wäre diese aber deutlich zu viel des Guten. Hier hat sich die bisherige Technik bewährt. Wir glauben, dass die Zeit der MultiClass 400 noch nicht abgelaufen ist. Im Gegenteil, man bekommt ein absolut reifes Fahrzeug, bei dem Kinderkrankheiten längst kein Thema mehr sind. Beim getesteten Fahrzeug mit seinen 61 Sitzplätzen kommt noch eine unglaubliche Wirtschaftlichkeit hinzu. Und seit Kurzem wissen wir es recht genau: Auch optisch sind die guten Jahre der MultiClass 400 noch lange nicht vorüber. Unser Urteil Der Setra S 417 UL ist sozusagen das Schweizer Taschenmesser unter den Kombibussen. Denn mit einer Länge von 14 Metern ist er zwar nicht ganz so handlich wie die 12-Meter-Variante, überzeugt aber dennoch auch durch seinen völlig im Normbereich liegenden Wendekreis von 21,6 Metern. Dazu kommt seine unglaubliche Flexibilität in Sachen Bestuhlung. Stolze 61 Sitzplätze können in einem akzeptablen Überland-Sitzabstand verbaut werden, damit lassen sich dann auch zwei größere Schulklassen zusammen in die Ferien befördern. In Sachen Wirtschaftlichkeit macht dem S 417 UL so leicht kein anderer etwas vor. Nun muss man nicht unbedingt den großen 408 PS starken Motor in Verbindung mit dem PowerShift-Getriebe ordern – die Standardkonfiguration reicht völlig aus, doch eine Freude ist es schon, mit einer derart zeitgemäßen Antriebskonfiguration zu fahren. (sab)
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