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Setra, Van Hool und Mercedes: Coach Euro Test 2013

24.09.2013 13:32 Uhr
© Foto: Sascha Böhnke

In wenigen Monaten ist es soweit, dann müssen alle neuen Busse mit Euro 6-Motoren fahren. Genau das war auch Bedingung beim Coach Euro Test 2013. Van Hool, Setra und Mercedes-Benz traten mit ihren ersten „sauberen“ Bussen zu einem Event auf allerhöchstem Niveau an.

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Das Teilnehmerfeld des diesjährigen Coach Euro Test ist überschaubar gewesen. Gerade mal drei Kandidaten hatten es nach Ybbs in Österreich geschafft. Um den Titel „Coach of the Year 2014" kämpften der Van Hool Astromega, der Mercedes-Benz Travego und der Setra S 515 HD. Grund für die geringe Teilnehmerschaft waren die Anforderungen der internationalen Fachjury: Es waren nur Reisebusse nach Schadstoffnorm Euro 6 zugelassen. Auch wenn der Termin, ab dem neue Busse nur noch nach dieser Norm ausgeliefert werden dürfen, bereits bedenklich näher gerückt ist, tun sich nach wie vor zahlreiche Bushersteller mit der Umsetzung der neuen Euro 6-Motoren ein wenig schwer. Kein Wunder, mit einer simplen Integration einfach nur eines neuen Motors ist es nicht getan. Deutlich zeigte sich zudem Ende Juli/Anfang August, dass sich die großen Themen beim Reisebus um die Sicherheit, die Wirtschaftlichkeit, den Fahrgastkomfort und die Ergonomie drehen. Längst reicht es nicht mehr, sich nur auf bestimmte Aspekte zu konzentrieren. Unternehmer, Fahrgäste und nicht zuletzt die Fahrer sind wählerisch geworden – und das ist gut so.


Coach Euro Test 2013

Coach Euro Test 2013 Bildergalerie

© Foto: Sascha Böhnke

Setra ComfortClass S 515 HD

Dieser Bus zeigt allen anderen Mitbewerbern, wie es geht: Der S 515 HD glänzt nur so vor Innovationen. Versprochen wurde im Vergleich zum Vorgänger eine Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs. Das wurde gehalten und zwar deutlich. Fünf Prozent sicher und acht Prozent im Omnibusrevue-Test erreicht dieser Bus. Und bei AdBlue geht noch mehr, hier spart man um 40 Prozent gegenüber einem Euro 5-Modell. Möglich wurde das durch die Verknüpfung zahlreicher Maßnahmen, dazu zählt in erster Linie die neue Motorengenera­tion, die aus weniger Hubraum mehr Drehmoment holen kann und dieses bereits bei sehr niedrigen Drehzahlen dauerhaft bereitstellt. Eine große Rolle bei rollenden Schrankwänden, wie es Reisebusse nun einmal sind, spielt der Luftwiderstand. Dieser konnte durch zahlreiche aerodynamische Maßnahmen um 20 Prozent gesenkt werden und kommt nun auf einen schier unglaublich geringen Cw-Wert von 0,33 – das ist Porsche-Niveau. Zu diesen Maßnahmen zählen strömungsoptimierte Kanten, ein Heckspoiler, eine deutlich stärker gerundete Windschutzscheibe, eine aerodynamische Form des Spiegelarms und eine Weltneuheit im Busbau: Aquablade. Das ist ein neues Scheibenwischer-System, das auf einen Bügel verzichten kann. Etwas durchaus Besonderes ist zudem die Absenkung des gesamten Fahrzeugkörpers um 20 Millimeter ab einer Geschwindigkeit von 95 km/h. Auch das trägt zu einer Verringerung des Luftwiderstandes bei und bringt eine Kraftstoffersparnis von 0,7 Prozent bei Tempo 100 km/h. Ein nicht zu unterschätzendes ­Potenzial, bedenkt man den hohen Autobahnanteil von Reisebussen. Auch in Sachen Sicherheit fährt die CC 500 an der Spitze mit. So erkennt der Active Brake Assist 2 stehende Hindernisse und führt infolge eine Teilbremsung aus. Der Abstands­regeltempomat wurde um eine Stop-and-go-Funktion erweitert, eine Reifendruckkontrolle sorgt dafür, dass die Reifen stets optimal befüllt sind. Mag sein, dass der S 515 HD einen Vorteil allein dadurch hatte, dass es sich bei diesem Fahrzeug um eine komplette Neuentwicklung handelt. Doch nicht vergessen werden dürfen die Jahre der Entwicklung, die einem solchen Fahrzeug vorausgehen. Und hier trennt sich häufig die Spreu vom Weizen. Die Ideen, die in den Bus eingeflossen sind, setzen neue Maßstäbe. Denn konsequent ­wurden die ­Themen Wirtschaftlichkeit und Sicherheit aufgearbeitet.
© Foto: Van Hool

Van Hool Astromega

Hut ab, Van Hool! Der belgische Busbauer hat sich keine Blöße gegeben und ist angetreten beim angesehensten und vielleicht wichtigsten Test der Busbranche. Angetreten im Angesicht einer erdrückend scheinenden Übermacht aus dem Hause Daimler. Doch der Aufwand hat sich gelohnt. Denn wieder einmal zeigten die belgischen Busbauer, was ein Familienbetrieb in der Lage ist, zu leisten. Da wäre zum einen der Punkt Qualität. Hier macht einem Van Hool niemand etwas vor. Da klappert nichts, da knarzt nichts und lose Schrauben gibt es kaum. Der Inenraum wirkt durchdacht – kein Wunder, der aktuelle Astromega ist eher eine Evolution als eine Revolution. Entsprechend anspruchsvoll waren die Herausforderungen, denen sich die Entwickler stellen mussten. Doch die Integration der Euro 6-Maschine zeigt: Van Hool hat den Busbau nach wie vor nicht verlernt. Im Gegenteil: Während andere Hersteller mehr als zögerlich in Sachen Euro 6 agieren, prescht Van Hool voran, um selbst­bewusst seine Lösungen zu präsentieren. Die haben es in sich. Allein die Luftführung im Motorraum – ein zentrales Thema bei allen Euro 6-Motoren – ist so einfach wie genial gelöst. Es wurden nicht nur vorhandene Öffnungen geschickt genutzt, selbst die Klimalüfter mit ihrer Position über dem Motorraum sorgen für ein Absaugen der warmen Luft. Bereits vor einigen Jahren, als die TX-Baureihe vorgestellt wurde, haben die Entwickler Wert auf die nötige Aufwärtskompatibilität gelegt, sodass aktuell kaum Veränderungen beim Motorraum-Layout vor­genommen werden mussten. Die Belgier legen zudem Wert auf eine maximale Bedienerfreundlichkeit sowohl für den Fahrer, den Bordservice und die Servicetechniker. Verbessert wurde der Sichtbereich oberhalb des Fahrerarbeitsplatzes. Die dort bisher untergebrachten Gerätschaften wurden neu verteilt, das Ergebnis ist eine für einen Doppeldecker phänomenale Sicht nach vorn und zur Seite. Gut gefiel den Testern auch der neue Abstandsregeltempomat, dessen einzelne Funktionen bequem über das Drehrad auf der linken Konsole gesteuert werden können. Der Van Hool überzeugte durch ein herausragen­des Fahrwerk, welches nun auch serienmäßig ESP an Bord hat. Neu an Bord ist zudem ein Abstandsregeltempomat – in einem Van Hool stellt das eine kleine Sensation dar. Insgesamt demonstrierte der Astromega, dass er fit für die nächste Zeit ist. Zudem kommt sein Konzept all jenen entgegen, die mit ihm viel auf der Langstrecke unterwegs sind und wirtschaftliche Alternativen suchen.
© Foto: Sascha Böhnke

Mercedes-Benz Travego

Mit der Farbe Gelb hat Mercedes-Benz viel Erfahrung. Sie steht nämlich seit einigen Generationen für das Thema Sicherheit. Und damit kann der neueste Travego auch reichlich punkten. Die Liste der Sicherheitsmerkmale liest sich beeindruckend: 
An Bord sind der Active Brake Assist 2, ein ­Abstandsregeltempomat, das elektronische Bremssystem EBS, ein Bremsassistent, ein Dauerbremslimiter, ein Spurassistent, eine Reifendruckkontrolle, LED-Tagfahrlicht, ­Xenon-Scheinwerfer, Abbiegelicht, ein Licht-Regen-Sensor, Außenspiegel mit integriertem Rückfahrassistenten, eine Brandmelde- und Löschanlage mit Detektionsleitung, der Front Collison Guard und und und. Dazu kommt ein bewährtes Grundgerüst, dessen Herzstück eine stabile Fahrgastzelle ist. Wesentliche Voraussetzung für ein Höchstmaß an Sicherheit ist die Bedienungs- und Konditionssicherheit des Fahrers. Für diesen wurde der Cockpitbereich deutlich aufgewertet. Das gilt sowohl für die Ergonomie als auch für das neue Bedienkonzept. Über Tasten im Lenkrad kann der Fahrer alle wichtigen Funktionen im Display abrufen, sowie Tempomat, Telefon und die Grundfunktionen der Audio-Anlage regeln. Gut gefallen hat den Fach-Journalisten das Fahrverhalten des Travego. Kein Wunder, verfügt der Bus doch über ein ausgezeichnet abgestimmtes Fahrwerk mit elektronisch geregelter Niveauregulierung ENR. Dazu kommt die aktiv gelenkte Nachlaufachse, die dem Bus eine ausgezeichnete Wendigkeit verleiht. Ausgesprochen gut wurde das Powershift Getriebe angepasst. Die Gänge liegen auch unter schwierigen Bedingungen optimal an, Pendelschaltungen oder unlogische Gangwechsel finden so gut wie nie statt, beeindruckend ist auch die Geschwindigkeit, mit der die Gänge eingelegt werden. Obwohl der evolutionäre Travego noch nicht sämtliche Sparoptionen nutzen kann, wie es bei der CC 500 der Fall ist, ist ein gemessener Durchschnittsverbrauch von knapp über 30 Litern auf 100 Kilometer sehr ordentlich. Als Motorisierung dient der OM 471 mit einem Hubraum von 12,8 Litern. Interessant: Bereits in einem sehr tiefen Drehzahlbereich kann das maximale Drehmoment von 2.300 Nm abgerufen werden, eine wichtige Voraussetzung, um optimal mit dem hauseigenen Powershift-Getriebe arbeiten zu können. Damit spielt auch dieses Fahrzeug in der Liga der wirtschaftlichen Reisebusse ganz weit vorn mit.
© Foto: Christoph Probst

Der Neue, der Mächtige, der Sichere

Der Neue: Den Setra S 515 HD kann man getrost als Reisebus 2.0 bezeichnen. Dieses Fahrzeug ist eine komplette Neuentwicklung, entsprechend konnten die Ingenieure aus dem Vollen schöpfen. Das Ergebnis ist ein Bus, der extrem sparsam ist und der zudem ein Erscheinungsbild bietet, welches man sich merken wird. Der Mächtige: Der Van Hool Astromega ist ein Bus, der polarisiert. Dem einen ist er zu eckig, dem anderen gefällt sein maskuliner Auftritt. Die Technik hinter der markanten Schale ist ausgereift und durchdacht. Van Hool geht keine Kompromisse ein, seit Kurzem sind zusätzlich auch modernste Sicherheits­features an Bord. Der Sichere: Der Mercedes-Benz Travego ist ebenfalls ein Bus der Superlative. Im Gegensatz zur ComfortClass 500 handelt es sich jedoch nicht um eine komplette Neuentwicklung, weshalb es nicht möglich ist, sämtliche möglichen Features zu verbauen. Dennoch ist der Bus bis in die letzte Schraube durchdacht. Die Wahl zum "Coach of the Year 2014" gewinnt am Ende der Setra S 515 HD. Auf der Busworld im belgischen Busworld Kortrijk wird die neue ComfortClass 500 mit dem Titel offiziell geehrt. (sab)
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