Pendler können mit der Einführung des 49-Euro-Tickets nach Angaben des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) eine Menge Geld sparen. Landeschef Matthias Lieb in Stuttgart: „Für viele der heutigen Fahrgäste im Nahverkehr führt dies zu deutlichen Einsparungen, kosten doch Pendlerfahrkarten heute häufig 100 bis 150 Euro.“» Es bleibe jedoch die Frage, wie viele Neukunden mit dem Angebot einer bundesweit gültigen, alle Tarifhürden beseitigenden Fahrkarte gewonnen werden könnten.
Für das Ticket rechnet das Land Baden-Württemberg mit Kosten von rund 180 Millionen Euro pro Jahr, wie das Finanzministerium mitteilte. Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hatte nach dem Beschluss der Bund-Länder-Runde am Mittwochabend, 2. November, von einem „Gamechanger“ gesprochen. Das Ticket leite „das Ende des Tarifdschungels in Deutschland ein. Es lädt zum Um- und Einsteigen ein. Es ist ein Klimaticket“. Gleichzeitig warnte Hermann vor zu viel Euphorie. „Schon bald könnte es allerdings den Effekt haben, dass mehr Busse und Bahnen und dafür mehr Mittel nötig werden.“
Preissteigerungen stellen Verkehrsunternehmen vor Probleme
Der verkehrspolitische Sprecher der FDP, Christian Jung, sagte, Hermann gefalle sich offenbar darin, ständig sein eigenes Süppchen zu kochen, von eigenen Verantwortlichkeiten abzulenken und beständig mehr zu fordern. „Das schwächt nicht nur die Rolle Baden-Württembergs im Bund. Er merkt offenbar auch nicht, wie er sich unbewusst mit diesen Äußerungen ins eigene Knie schießt.“ Er male jetzt schon eine Drohkulisse an die Wand, dass womöglich in wenigen Jahren Verkehre abbestellt werden müssten, wenn der Bund nicht noch mehr Geld gebe.
Unterstützung bekam Minister Hermann hingegen vom Verband Pro Bahn. Landeschef Joachim Barth sagte, wichtig sei aber auch eine dauerhafte Sicherung der Finanzierung des Nahverkehrs. „Deshalb wird in den kommenden Jahren eine weitere Erhöhung der von Bund und Ländern zur Verfügung gestellten Gelder nötig sein.“ Lieb sagte, für die stärkere Nutzung des Nahverkehrs sei nicht nur der Preis, sondern in viel stärkerem Maße die Qualität und Dichte des Angebotes maßgeblich. „Und hier sind die getroffenen Vereinbarungen nicht ausreichend.“ Durch die starken Preissteigerungen, gerade bei der Energie, hätten die Verkehrsunternehmen und Aufgabenträger für den Nahverkehr derzeit große Probleme, ihre Finanzen im Lot zu halten. „Die Erhöhung der Regionalisierungsmittel, die zudem geringer als erwartet ausgefallen ist, führt zunächst nur zu einer Entlastung beim Schienenverkehr, nicht aber im Busverkehr.“ Hier fehlten weiterhin Instrumente für die Stadt- und Landkreise und für den eigenwirtschaftlichen Busverkehr, die Energiekostensteigerung auszugleichen.