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bdo: Fahrermangel und unkalkulierbare Folgen durch das Deutschlandticket

08.03.2023 09:15 Uhr | Lesezeit: 6 min
bdo: Fahrermangel und unkalkulierbare Folgen durch das Deutschlandticket
Die explosionsartig gestiegenen Dieselpreise hatten 2022 teils existenziellen Folgen für viele Busunternehmen (Symbolbild)
© Foto: iStock/Ruben Ramos

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die Folgen des Ukraine-Krieges haben die Busunternehmen schwer belastet, dazu kommen politische Entscheidungen, die die Branche an den Rand zu drängen drohen, kritisiert der bdo.

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Die größten Herausforderungen der Busbranche in Deutschland bleiben die stark gestiegenen Dieselpreise und der Fahrpersonalmangel. Dies geht aus der 18. Konjunkturumfrage des Bundesverbands Deutscher Omnibusunternehmen (bdo) hervor, die online vom 25. November 2022 bis 16. Januar 2023 bundesweit anonymisiert durchgeführt worden ist. Insgesamt haben sich nach Angaben des bdo 552 Busunternehmen aus dem gesamten Bundesgebiet an der Befragung beteiligt.

Der explosionsartige Preisanstieg des Diesels habe bereits kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine in der gesamten Busbranche dramatische Auswirkungen gehabt, so der bdo. Die extreme Preisentwicklung traf dabei den ÖPNV am schwersten. Hier gaben knapp 90 Prozent der Unternehmen an, dass sie mit deutlichen oder existenziellen Auswirkungen zu kämpfen hätten. Bei Bustouristik und Gelegenheitsverkehr lag dieser Wert bei 85 Prozent, im Fernverkehr bei 80 Prozent. Der Tankrabatt der Bundesregierung, der bei den Kraftstoffpreisen eine Entlastung über drei Monate schaffen sollte, hatte für die Busunternehmen nur einen begrenzten Effekt, wie die Umfrageergebnisse zeigen.

Dazu verschärfte sich der Fahrpersonalmangel weiter. Coronabedingte Fahrverbote und erzwungene Kurzarbeit führten in vielen Betrieben zu einer Abwanderung von Arbeitskräften, was den Fahrpersonalmangel in der Branche weiter verschärfte. Das hat dazu geführt, dass bereits über 95 Prozent der privaten ÖPNV-Unternehmen ihr Angebot ausdünnen mussten.

So lautete denn auch ein Fazit des bdo zu der Konjunkturumfrage: „2022 war für die gesamte Busbranche ein dramatisches Krisenjahr. Von den coronabedingten Auswirkungen wurde der Gelegenheitsverkehr wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig betroffen. Der Großteil der befragten Unternehmen geht davon aus, dass die Corona-Pandemie auch nach Ende aller Einschränkungen weiterhin negative wirtschaftliche Auswirkungen entfalten wird.“

Busunternehmen werden an den Rand gedrängt

Auch wenn sich die allgemeine Geschäftslage 2022 in allen Segmenten leicht verbessert hat, geben im Vergleich zu 2021 immerhin noch ein Viertel des Gelegenheitsverkehrs, ein Drittel der privaten ÖPNV-Unternehmen und weit über die Hälfte der Unternehmen im Fernlinienverkehr eine ungünstigere wirtschaftliche Situation an. Für 2023 erwartet die Hälfte der privaten Busunternehmen in Deutschland grundsätzlich eine gleichbleibende Geschäftslage. Dennoch geht jeweils knapp ein Drittel der im ÖPNV und Fernverkehr sowie fast ein Viertel der im Gelegenheitsverkehr tätigen Busunternehmen von einer ungünstigeren wirtschaftlichen Entwicklung aus.

Die Ergebnisse der diesjährigen Konjunkturumfrage würden zeigen, dass „die Busbranche durch die Auswirkungen von Corona und Ukraine-Krieg, aber auch durch politische Entscheidungen an den Abgrund gedrängt wird“, sagte bdo-Hauptgeschäftsführerin Christiane Leonard.

Der Fahrpersonalmangel nehme dabei „immer dramatischere Formen an, ohne dass die Politik in diesem Bereich die notwendigen Entscheidungen trifft“, kritisierte Leonard und fügte hinzu: „Die Hürden der überladenen deutschen Bürokratie verhindern nicht nur eine vereinfachte Umsetzung der europäischen Berufskraftfahrer-Richtlinie, sondern auch eine schnelle Anerkennung ausländischer Führerscheine und zielgerichtete Anwerbung ausländischer Busfahrer und Busfahrerinnen.“ Die Politik müsse jetzt den Busunternehmen verbindlich zur Seite stehen und Hilfen auf den Weg bringen, forderte die bdo-Hauptgeschäftsführerin und warnte: „Ansonsten wird es bald ein böses Erwachen geben: ÖPNV, Klimaschutz, Verkehrs- und Mobilitätswende werden sonst ungebremst gegen die Wand fahren.“

Unkalkulierbare Folgen durch das Deutschlandticket

Der bdo betont zudem, dass alle Prognosen für 2023 durch das Deutschlandticket ab Mai in Frage gestellt sein werden, dies gelte insbesondere für den ÖPNV. Die damit verbundene Reform des Öffentlichen Nahverkehrs werde „zu einem Strukturwandel ungeahnten Ausmaßes führen, der zum Zeitpunkt der Umfrage noch völlig unklar“ sei.

In diesem Zusammenhang verweist der bdo darauf, dass weder Bund noch Länder eine Tarifvorgabe für das Deutschlandticket übernehmen wollen. Aber genau die sei für die Busbranche existenziell, ebenso wie die „Zusage einer langfristigen Finanzierungssicherheit, einer dauerhaften Nachschusspflicht und einem verbindlichen Rechtsanspruch, der den Ausgleich der Einnahmeverluste der Unternehmen gesetzlich regelt und sicherstellt“. Zudem sei noch immer vollkommen offen, wie sehr der Gelegenheits- und der Fernlinienverkehr durch das Deutschlandticket betroffen sein werden. Der bdo geht hier davon aus, dass es durch das Deutschlandticket „zu massiven Einbrüchen bei den Fahrgastzahlen“ kommen wird.

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