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Busfahrermangel: Falsche Engpassanalyse verhindert Bewältigung

30.01.2023 14:12 Uhr | Lesezeit: 4 min
Busfahrermangel: Falsche Engpassanalyse verhindert Bewältigung
Fährt der etwas schon ohne?! Natürlich nicht. Umso fragwürdiger erscheint die statistische Erfassung des Busfahrermangels - mit gravierenden Folgen.
© Foto: iStock/olaser

Der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (bdo) hat die aktuelle Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit kritisiert und sich in einem Schreiben an die Staatssekretärin des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, Leonie Gebers, gewandt.

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Mit der sogenannten «Engpassanalyse» führt die Bundesagentur für Arbeit eine Statistik über die Fachkräftesituation am Arbeitsmarkt. Besonders stark betroffene Berufsgruppen werden dabei als sogenannte „Mangelberufe“ eingestuft. Von Bedeutung ist diese Einstufung, weil zum einen die Arbeitsagenturen ihre Vermittlungstätigkeit nach der Engpassanalyse ausrichten, zum anderen, weil sich die Politik bei ihren Entscheiden über arbeitsmarktpolitische Maßnahmen auf diese Statistik beruft.

Der bdo rügt, dass eine falsche statistische Erfassung dem Beruf des Busfahrers den Status «Mangelberuf» verwehrt. Das geschehe dadurch, dass in der Engpassanalyse die Berufe „Busfahrer:in“ und „Straßenbahnfahrer:in“ zusammen als eine Position im Punkt „5213 Bus-, Straßenbahnfahrer/innen“ erfasst werden. Damit stelle die Statistik fälschlicherweise dar, dass «Busfahrer:in» Straßenbahnfahrer:in» ein und derselbe Beruf wären. Die unterschiedlichen Tätigkeitsfelder und Ausbildungswege verdeutlichten jedoch, dass es sich um zwei komplett verschiedene Berufsbilder handele. Während Straßenbahnfahrer ausschließlich in kommunalen Betrieben des ÖPNV tätig seien, arbeiteten Busfahrer auch in privatwirtschaftlichen Busunternehmen im Reise-, Miet- und Fernbusverkehr.

Für die Busbranche hat diese fehlerhafte statische Erfassung gravierende Folgen, so der bdo. Dazu schreibt bdo-Hauptgeschäftsführerin Christine Leonhard:

«Im Busgewerbe besteht ein enormer Fahrpersonalmangel. Nach einer Erhebung des bdo sind 94 Prozent der Busbetriebe vom Fahrpersonalmangel betroffen (Stand September 2022). Im Oktober 2021 waren es noch 85 Prozent. Allein bei den im bdo organisierten, privaten und mittelständischen Busbetrieben fehlen derzeit 7.768 Busfahrer:innen (Stand Januar 2023). Aufgrund der zunehmenden altersbedingten Personalabgänge und der geplanten Verkehrswende wird dieser Bedarf bis 2030 auf 87.000 Busfahrer:innen steigen. Die Schienenersatzverkehre für die geplanten, umfangreichen Bahnsanierungsmaßnahmen sind hier noch gar nicht berücksichtigt.»

Die Zahlen zeigten, so Leonhard, dass der Busfahrer-Beruf faktisch als Mangelberuf ausgewiesen werden müsse. Dieser Engpass werde von der Statistik aber nicht wiedergegeben, weil durch die gemeinsame Ausweisung als „Bus-, Straßenbahnfahrer/innen“ die Personalentwicklung bei den Straßenbahnfahrern den tatsächlichen Bedarf an Busfahrern verzerre. In der Folge werde der Busfahrer-Beruf in der Gesamtbewertung als „kein Engpassberuf“ eingestuft, was für die Busbranche fatale Auswirkungen habe, da durch die fehlerhafte Erfassung der Busfahrpersonalmangel bei arbeitsmarktpolitischen Entscheiden und bei der Vermittlung von Arbeitssuchenden nicht ausreichend berücksichtigt werde.

Leonhard verweist in ihrem Schreiben auf die mittlerweile zahllosen Presseberichte über ausgefallene Schülerverkehre und reduzierte Fahrpläne im ÖPNV. Es bestehe dringender Handlungsbedarf, wenn die öffentliche Daseinsvorsorge in Deutschland aufrechterhalten werden solle, zumal die Verkehrswende die Situation zusätzlich verschärfe und ohne politisches Handeln zum Scheitern verurteilt sei.

Leonhard bat darum, dass sich die Staatssekretärin für eine Korrektur der Engpassanalyse einzusetzen möge. Nach Auskunft der Abteilung Statistik/Arbeitsmarktberichterstattung der Zentrale der Bundesagentur für Arbeit werde die Liste der Berufe in der Engpassanalyse nur alle zehn Jahre aktualisiert. Für die Busbranche sei das zu spät. Nur wenn der Beruf „Busfahrer:in“ allein in der Statistik aufgeführt werde, könne der tatsächliche Mangel an Busfahrern bei Analysen des Arbeitsmarktes korrekt erfasst und bei politischen Maßnahmen und der Vermittlung von Arbeitssuchenden wirklich berücksichtigt werden.

Das Schreiben ist unter Engpassanalyse Busfahrpersonal auf der Homepage des bdo abrufbar.

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KOMMENTARE


TATRA

30.01.2023 - 17:43 Uhr

Das Hauptproblem bleibt aber bestehen. Solange der Erwerb der Fahrerlaubnis in Deutschland solch horrende Summen erfordert, wird der Mangel bestehen bleiben. Lediglich Ausländer können in ihrem Heimatland die Fahrerlaubnis erwerben und dann in Deutschland fahren, auch wenn viele kaum oder kein Deutsch sprechen. Und das Arbeitsamt finanziert nur einen PKW Führerschein, wenn ein Arbeitsvertrag vorliegt. Aber kein Busunternehmen, gibt jemanden einen Arbeitsvertrag, der keine Fahrerlaubnis hat oder zumindest keinen Busführerschein. Zudem können es sich die meisten Busunternehmen nicht leisten, jemanden den Führerschein zu finanzieren.


Klaus

02.02.2023 - 21:22 Uhr

Ausländische Fahrer hin oder her... Es liegt zu 100% an den Arbeitsbedingungen sowie der Bezahlung!!! Wenn wie bei uns in NRW Fahrer im ÖPNV nicht ohne Zweitjob auskommen und noch aufstocken müssen so muss man sich nicht wundern:-( Gute zuverlässige deutschsprechende Fahrer gibs nun mal nicht zum Nulltarif...auch wenn manche das gerne so hätten:-)


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