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Deutschlandticket: Große Nachfrage, aber kaum eine Qualitätssteigerung

03.05.2023 08:29 Uhr | Lesezeit: 4 min
Deutschlandticket Vorverkauf startet
Wie lange das Deutschlandticket monatlich 49 Euro kostet, dürfte zur spannenden Frage werden
© Foto: iStock/Sebastian Ohlig/Avector

Im deutschen ÖPNV gilt nun das Deutschlandticket, die Nachfrage zum Start war groß, doch gibt es auch kritische Stimmen.

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Seit dem 1. Mai gilt das Deutschlandticket, das bundesweit zu Fahrten im ÖPNV berechtigt und 49 Euro im Monat kostet. Die Nachfrage nach dem Ticket ist groß, so teilte die Deutsche Bahn mit, dass sowohl das Buchungssystem auf der DB-Webseite als auch die App DB-Navigator teilweise überlastet waren und es deshalb zu Störungen gekommen sei. So war auf der Website immer wieder einmal zu lesen: „Im Moment greifen zu viele Nutzer gleichzeitig auf unser Buchungssystem zu.“

Bei der Deutschen Bahn gehe man davon aus, dass man „mit dem Deutschlandticket einen spürbaren Nachfrageschub“ haben werde, sagte Evelyn Palla, Vorständin der Deutsche Bahn und Vorstandsvorsitzende der DB Regio, gegenüber der „Deutschen Presse-Agentur.“ Die höhere Nachfrage werde „aber nicht schlagartig zum 1. Mai eintreten“, sagte Palla und sah hier einen Unterschied zum 9-Euro-Ticket, das im vergangenen Sommer drei Monate lang Fahrten im ÖPNV ermöglicht hatte. Damals war insbesondere auf touristischen Strecken der Andrang auf die Regionalzüge groß.
„Das war eine begrenzte Aktion für drei Monate, wo jeder rasch in den Besitz des Tickets kommen wollte, um es auszukosten“, sagte Palla. Das Deutschlandticket hingegen habe einen höheren Preis und sei auf Dauer angelegt, daher erwarte sie, dass sich die Nachfrage „über die nächsten Monate kontinuierlich aufbauen“ werde.

Busunternehmen fühlen sich im Stich gelassen

Während man also bei der DB dem neuen Ticket positiv gegenübersteht, gibt es auch kritische Stimme zum Start des Deutschlandtickets. So sagte Thomas Bareiß, der verkehrspolitische Sprecher der CDU/CSU- Bundestagsfraktion, das Deutschlandticket werde „die Attraktivität und Qualität des öffentlichen Nahverkehrs kaum steigern“. Das Ticket koste den Steuerzahler allein bis Ende des Jahres rund drei Milliarden Euro, doch trotz der zu erwartenden höheren Nachfrage im ÖPNV fahre kein zusätzlicher Bus oder Zug, so Bareiß, der warnte: „Es droht sogar eine Verschlechterung des Angebots, weil viele ÖPNV-Unternehmen vor Ort mit den gestiegenen Kosten nicht mehr zurechtkommen. Vor allem Busunternehmen fühlen sich im Stich gelassen. Sie aber stellen in vielen Regionen den öffentlichen Nahverkehr sicher.“

Hinzu komme, dass „die Mehrausgaben beim dringend notwendigen Ausbau und der Erweiterung des ÖPNV-Angebots fehlen“. Das sei für diejenigen Menschen eine schlechte Nachricht, die nicht in Großstädten wie Berlin oder München leben. „Die Züge und Busse werden voller, das Angebot für die Menschen wird eher schlechter. Minister Wissings groß angekündigte Reform ist viel heiße Luft und wenig konkrete Verbesserung. Der Frust vieler Pendler, Bus- und Bahnfahrer wird steigen.“

Preis und digitale Ticketform bleiben Themen

Wie lange das Deutschlandticket noch 49 Euro kosten werde, ist fraglich. Er gehe davon aus, dass „wir den Preis erhöhen müssen“, hatte Ingo Wortmann, der Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), wenige Tage vor dem Start erklärt. Als Gründe für eine aus Wortmanns Sicht absehbare Preiserhöhung nannte der VDV-Präsident „Inflation, Personale werden teurer, Material wird teurer“. Auch die Bundesregierung hatte immer wieder betont, dass der Preis von 49 Euro pro Monat ein „Einführungspreis“ darstelle und hatte sorgsam immer von einem Deutschlandticket und nicht von einem 49-Euro-Ticket gesprochen.

Rund um den Start des Deutschlandtickets war auch die digitale Form des Tickets erneut Thema. Manche Verkehrsunternehmen vor allem auf dem Land vertreiben die Deutschlandtickets nicht selbst, andernorts wird zumindest zum Start noch keine Chipkarte angeboten. Die Nachfrage nach physisch greifbaren Deutschlandtickets ist laut Medienberichten jedoch hoch. Beispielsweise sei in München nach Zahlen der Verkehrsgesellschaft MVG in den ersten drei Aprilwochen lediglich die Hälfte der Deutschlandtickets als Handyfahrkarten verkauft worden, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“.

Laut der Vereinbarung von Bund und Ländern können die Verkehrsunternehmen und -verbünde das Deutschlandticket in drei Varianten anbieten: als Handyticket, Plastikkarte mit elektronischem Chip und bis Jahresende auch noch als Papierfahrkarte. Ziel ist aber ein Ticket in digitaler Form, wobei „digital“ eben Ticket auf dem Smartphone oder eine Chipkarte bedeutet.

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