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Elektrobusse: Wiesbaden auf dem Diesel-Trip?

30.05.2022 12:24 Uhr
Elektrobusse: Wiesbaden auf dem Diesel-Trip?
"Straßenzug" statt Straßenkreuzer: in Wiesbaden hilft der neue, gute, alte Diesel vorübergehend, das nach Planungsänderung hohe Fahrgastaufkommen zu bedienen. (Symbolbild)
© Foto: iStock/Tramino

Gerade weht eine interessante Nachricht durch den Blätterwald: Wiesbaden wendet sich ab von der Elektromobilität und schafft Dieselbusse an. Ernsthaft? OmnibusRevue hat nachgefragt.

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Und wie es sich bisweilen ergibt, entsprechen die Fakten nicht ganz dem Eindruck, den der Blätterwald erweckt hat. Denn nur weil die Wiesbadener Verkehrsbetriebe ESWE ausgerechnet jetzt, wo alles auf Elektrobusse setzt, Dieselfahrzeuge bestellt haben, bedeutet das nicht, dass den E-Bussen in Hessens Landeshauptstadt der Garaus gemacht wird. Im Gegenteil.

In Wiesbaden wird das ÖPNV-Agebot rege genutzt. Daher rührte ein mittlerweile verworfene Plan für den Bau einer Straßenbahn. Die Bevölkerung lehnte den ab - was zur Folge hat, dass der Bedarf, den die Straßenbahn decken sollte, anderweitig aufgefangen werden muss. "Als Alternative kommen nur Gelenkbusse in Betracht", sagt ESWE-Verkehr Pressesprecher Micha Spannaus. Solche sind mittlerweile zwar am Markt verfügbar, den Wiesbadener Anforderungen aber noch nicht gewachsen. Denn mit einer Reichweite von um die 200 Kilometer kommt man in Wiesbaden nicht weit. Spannhaus: „400 sollten es für uns schon sein, denn unser Betriebshof hat keine Kapazitäten mehr frei, um weitere Fahrzeuge abzustellen und zu laden. Wir suchen deshalb anderswo Ergänzungsflächen."  

Diese werden vermutlich außerhalb und vielleicht auch weiter entfernt liegen. Und: selbst wenn sie gefunden sind, verfügen sie noch nicht über Ladeinfrastruktur. Zum E-Bus-Fuhrpark weitere E-Busse hinzuzugesellen, macht daher derzeit wenig Sinn. „Zumal der Diesel ja auch viel besser ist als sein Ruf, insbesondere in Euro-6 Standard“, so Spannaus.

Diesel-Gelenkbusse sollen nur Zwischenlösung sein

Zufrieden kann man mit den E-Bussen dennoch sein. Auch in Wiesbaden. „Die letzten 56 der insgesamt 120 E-Busse, die Wiesbaden bestellt hatte, werden jetzt im Sommer geliefert. Es sind tolle Fahrzeuge, die zuverlässig Dienst tun.“ Die neuen Diesel-Gelenkbusse sind entsprechend lediglich als Überbrückung gedacht. Man darf zwar gespannt sein, wie lange diese "Überbrückung" andauern wird - Provisorien neigen bisweilen dazu, besonders lange am Leben kleben - aber gut Ding will Weile haben, wie es so schön heißt.  

„Für weitere E-Busse zusätzliche Infrastruktur aufzubauen, dauert seine Zeit“, gibt Spannaus zu bedenken. „Der ganz ursprüngliche Plan war, die gesamte Fahrzeugflotte auf unserem vorhandenen Betriebshof unterzubringen. Daher rührte auch die Idee, über ESWE Versorgung in der Nähe des Betriebshofes ein neues Umspannwerk bauen zu lassen, um das Ladeaufkommen abzudecken.“ Nun sei aber klar, dass der Bedarf an Fahrzeugen – nicht zuletzt durch den Wegfall der Straßenbahn – dauerhaft größer ist, als der Betriebshof fassen kann. „Deshalb macht das neue Umspannwerk keinen Sinn. Wir haben das der Stadt so mitgeteilt, und entsprechend wurden dann die weiteren Planungen gestoppt, der Bau des Umspannwerkes zurückgestellt.“

Sobald Flächen gefunden wurden, die die Kapazitäten des Betriebshofes „aushäusig“ erweitern, wird auch neu über Elektro-Infrastruktur nachgedacht, um das E-Mobilitätskonzept weiter zu verfolgen. „Bis es soweit ist“, sagt Spannaus, „dauert es aber eben noch.“ Hinzu kommt, dass die Stadt insgesamt auch weiter mit Strom versorgt werden muss, der Bedarf der Verkehrsbetriebe also nicht isoliert betrachtet werden kann. In ein neues Versorgungskonzept dürften damit unterschiedlicheste verschiedene Parameter und Details einfließen. "In der Zwischenzeit brauchen wir Fahrzeuge, die keine nichtvorhandene Infrastruktur benötigen und jetzt einsatzbereit sind, jetzt unser Fahrgastaufkommen bedienen können.“ Und dafür seien Diesel-Gelenkbusse die beste Wahl, sowohl unter wirtschaftlichen wie auch Umwelt-Aspekten. Mit einer grundsätzlichen Abkehr vom Elektrobus haben die Wiesbadener Planänderungen nichts zu tun.

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