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Studie: Fernbusse profitieren von Bahnstreiks – auch langfristig

15.06.2023 13:19 Uhr | Lesezeit: 3 min
Studie: Fernbusse profitieren von Bahnstreiks – auch langfristig
Die Studie zeigt auch, welche Bedeutung Verlässlichkeit bei Verkehrsangeboten für die Kundenbindung hat
© Foto: Flixbus

Auch ein kurzfristiges Umsteigen auf einen anderen Verkehrsträger kann zu einem dauerhaften Abwandern führen, wie eine Studie des IfW Kiel zeigt.

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Wenn Gewerkschaften mit bundesweiten Streiks den Bahnverkehr in Deutschland lahmlegen, profitieren andere Verkehrsträger davon und zwar teilweise nicht nur für die Dauer des Streiks, sondern langfristig, wie ein Arbeitspapier unter maßgeblicher Beteiligung von Forschern des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel) zeigt. Demnach können Streiks bei der Deutschen Bahn dazu führen, dass „Fahrgäste alternative Verkehrsmittel wie Fernbusse ausprobieren und dauerhaft auf diese Konkurrenz umsteigen“.

Für die Studie wurde der größte Bahnstreik im deutschen Schienennetz im Herbst 2014 ausgewertet. Durch die Kombination nicht öffentlich verfügbarer Buchungsdaten für Fernbusse mit Informationen über Zugausfälle konnten die Forscher dabei folgende Erkenntnisse gewinnen:

- Der Anstieg der Buchungen von Fernbustickets infolge des Streiks ist im Kreis jener Personen besonders hoch, die zuvor noch nie mit dem Fernbus gereist waren. Interessanterweise halte dieser Effekt über die Dauer des Streiks hinaus an, was darauf hinweise, dass „Reisende nicht zu ihrem ursprünglich bevorzugten Verkehrsmittel zurückkehren“.

- Insbesondere an den Wochenenden hat der Streik zu einem signifikanten Anstieg der Buchungen von Fernbustickets geführt. Dies lege nahe, dass „Fernbusse, insbesondere für Freizeitreisende, eine Alternative zur Bahn sind“.

- Reisende stiegen hauptsächlich für kürzere Strecken auf Fernbusse um, weil diese auf Langstrecken als weniger attraktiv wahrgenommen werden.

Verlässlichkeit der Verkehrsmittel als wichtiges Kriterium

Für die Untersuchung haben die Forscher detaillierte Buchungsdaten eines Fernbusbetreibers für die Verbindungen zwischen 33 großen deutschen Städten über einen Zeitraum von vier Monaten im Jahr 2014 ausgewertet. Diese Daten haben sie dann mit Bahnfahrzeiten und Notfallfahrplänen im selben Zeitraum und auf den gleichen Verbindungen abgeglichen.

Die Untersuchung trage zum Verständnis bei, wie „sich Verbraucherinnen und Verbraucher in einem unsicheren Planungsumfeld verhalten“, sagte Levke Jessen-Thiesen, Forscherin am IfW Kiel, die an der Studie beteiligt war. „Wenn Kundinnen und Kunden gezwungen sind, mit anderen Verkehrsmitteln zu experimentieren, können auch kurzfristige Serviceunterbrechungen zu einem dauerhaften Abwandern führen. Das belegt erneut, welche Bedeutung Verlässlichkeit von Angeboten für die Kundenbindung hat.“

Demnach schossen während der ersten Streikwelle die Fernbusbuchungen um 32 Prozent in die Höhe. Nach dem Streik blieben die Buchungen auf den betroffenen Strecken im Durchschnitt noch um mindestens acht Prozent höher als vorher. Der Anstieg gehe vor allem auf Reisende zurück, die den Bus erstmals nutzten, so die Forscher. Das zeige: Nachdem Fahrgäste gezwungenermaßen während des Streiks das alternative Verkehrsmittel ausprobieren mussten, blieben sie diesem auch danach treu.

„Für die Politik bringen unsere Ergebnisse weitere wichtige Erkenntnisse: Will sie den Wechsel auf andere – zum Beispiel nachhaltigere – Verkehrsmittel voranbringen, muss sie die Experimentierfreude der Nutzerinnen und Nutzer fördern. Und die Verlässlichkeit der Verkehrsmittel ist ein entscheidendes Kriterium für deren Nutzung“, sagte Co-Autor Alexander Sandkamp.

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