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VDV: Wirtschaftliche Lage im ÖPNV spitzt sich zu

26.04.2024 08:11 Uhr | Lesezeit: 3 min
Linienbus auf Sylt in Schleswig-Holstein
Vor allem außerhalb der Ballungsräume liegen die Fahrgastzahlen noch etwas unterhalb der Vor-Corona-Jahre
© Foto: picture alliance / Caro | Seeberg

Das Deutschlandticket ist laut VDV auf der Nachfrageseite ein Erfolg, auf der Einnahmeseite hingegen nicht, weshalb der Verband die finanzielle Situation im ÖPNV als dramatisch einschätzt.

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Das erste Jahr Deutschlandticket habe bewiesen, dass „die Menschen zum Umstieg auf Busse und Bahnen bereit sind“, teilte der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) bei einer Pressekonferenz mit. Aktuell besitzen laut VDV rund 11,2 Millionen Menschen ein Deutschlandticket. Im Laufe des ersten Jahres haben rund 20 Millionen Bürger mindestens einmal ein Deutschlandticket besessen. Durch das Ticket seien die coronabedingten Fahrgastverluste weitgehend rückgängig gemacht worden, so der Verband.

Gleichzeitig wies der VDV darauf hin, dass die strukturelle Unterfinanzierung der Branche durch das Deutschlandticket verfestigt worden sei. „Die wirtschaftliche Lage des öffentlichen Nahverkehrs ist insgesamt dramatisch“, sagte der VDV. Die finanzielle Situation im deutschen Nahverkehr sei dramatisch und spitze sich weiter zu. Steigende Kosten bei Personal und Material, gekürzte Förderprogramme – wie etwa bei der E-Bus-Förderung – und angekündigte weitere finanzielle Einschnitte stellen zusätzlich auch die Kommunen und Bundesländer als Aufgabenträger des ÖPNV und SPNV vor große Probleme. Mit zunehmenden Auswirkungen auf den Erhalt des Angebotes.

Daher brauche es „politische Entscheidungen und langfristige Finanzierungsgrundlagen“, forderte der Verband. Der Bund müsse sich hier „zu einer dauerhaften Finanzierung des Angebots bekennen“.

„Das Deutschlandticket ist ein Beispiel dafür, was möglich ist, wenn alle Akteure an einem Strang ziehen. Nach einem Jahr zeigt sich: Das Deutschlandticket hat maßgeblich dazu beigetragen, während der Pandemie verlorene Fahrgäste für den ÖPNV zurückzugewinnen. Insgesamt liegen die Fahrgastzahlen allerdings vor allem außerhalb der Ballungsräume und Großstädte noch etwas unterhalb der Vor-Corona-Jahre, daher haben wir uns mit einer Steigerung auf 15 Millionen Deutschlandtickets bis zum Jahresende ein ehrgeiziges Ziel gesetzt – sofern die politischen und finanziellen Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden“, sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann.

VDV sieht den Bund am Zug

„Jetzt ist der Bund am Zug und muss sich, so wie die Länder in der jüngsten Verkehrsministerkonferenz, klar und deutlich zu einer langfristigen Mitfinanzierung des Deutschlandtickets bekennen“, sagte Ingo Wortmann. „Jeder Euro fließt momentan in den Erhalt des bestehenden Angebots und selbst das genügt nicht, um die Kostensteigerung bei Personal, Energie oder Instandhaltung aufzufangen. Für Ausbau oder Modernisierung des Systems fehlen die Mittel. Wir waren im ÖPNV nie weiter weg von den im Zuge der Verkehrswende politisch vereinbarten Ausbauzielen als aktuell.“

„Verkehrsunternehmen und Verbünde haben in kürzester Zeit und einem in dieser Form einzigartigen Kraftakt die Einführung des D-Tickets realisiert“, sagte Knut Ringat, Vizepräsident des VDV und Vorsitzender der Geschäftsführung des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV): Um das Potential des Deutschlandtickets voll auszuschöpfen, brauchen wir vor allem ein Deutschland-Angebot, um mit mehr Linien und Fahrten Platz für die bereits zusätzlich gewonnenen Fahrgäste zu bieten und mit attraktiven Taktungen und einem ausreichenden Platzangebot neue Kundinnen und Kunden zu gewinnen. Wichtig ist eine langfristige Finanzierungsperspektive. Nur wenn die Menschen wissen, wie sich der Verkaufspreis und das Fahrtenangebot entwickeln, werden sie sich noch mehr für den ÖPNV entscheiden. Zudem ist ein längerfristiges Bekenntnis der Politik die Voraussetzung, dass in der Branche die Weichen konsequent vom Marketing bis hin zu Beförderungs- und Tarifbestimmungen auf das Deutschlandticket ausgerichtet werden. Mangels Perspektive fehlen aktuell Klärungen bei Einnahmenaufteilung, Entscheidungsstrukturen und schlicht die Schaffung einer zentralen digitalen Vertriebsplattform, die jährlich Effizienzgewinne in Millionenhöhe verspräche. Mit einem solchen Paket wäre die Zukunft des Deutschlandtickets gesichert. Zudem ließen sich die Strukturen im deutschen ÖPNV entflechten und ein für das Erreichen der Klimaziele notwendiges Fahrgastwachstum von rund 30 Prozent realisieren.“

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