„Der WBO hat ein gutes Angebot vorgelegt“, betonte WBO-Tarifkommissionsvorsitzender Horst Windeisen. Die Arbeitgeber zeigten sich bereit, an ihrem Angebot aus der zweiten Verhandlungsrunde festzuhalten, einschließlich der Inflationsausgleichsprämie in maximal möglicher Höhe von 3.000 Euro steuerfrei als Teil des Lohntarifabschlusses. „Wir warten nun auf ein Signal der Gewerkschaft, dass die steuerfreie Inflationsausgleichsprämie ein wesentlicher Bestandteil des Tarifabschlusses sein wird und damit auch flächendeckend an die Fahrerinnen und Fahrer ausgezahlt werden kann.“ Das lehne die Gewerkschaft bislang ab, dabei finde sich diese Leistung aktuell in sämtlichen Lohntarifabschlüssen wieder.
Die Tarifverhandlungen laufen seit dem 3. Mai 2023, die Arbeitgeber sind den Forderungen von Verdi bereits einmal entgegengekommen. Verdi hingegen hält weiter an einem „für die Arbeitgeberseite inakzeptablen Forderungskatalog“, wie der WBO es ausdrückt, fest. „Die Gewerkschaft blockt massiv“, so Yvonne Hüneburg, Geschäftsführerin des WBO. „Im Interesse aller Beteiligten brauchen wir ein Vorankommen am Verhandlungstisch, Verdi hingegen trägt die Verhandlungen wiederholt auf dem Rücken der Fahrgäste aus. Das ist wenig zielführend.“
Der WBO selbst bringt es zwar nicht zur Sprache, aber Verdi ist durchaus vorwerfbar, seine „Ver-Handlungen“ auch auf dem Rücken der Busfahrer auszutragen. Kein Unternehmer hält seine Fahrer freiwillig und freudvoll „kurz“, schon gar nicht in Zeiten wie diesen. Was ausgezahlt wird, muss auch erwirtschaftet werden. Und an den wirtschaftlichen „Herausforderungen“, an denen nicht nur Busunternehmen derzeit „wachsen“ dürfen, heilt keine einzige politische „Maßnahme“ irgendetwas. Im Gegenteil: (Auch) Dank Verdi zieht ein – nennen wir es ruhig so: - Zerstörungswerk seine Kreise, das seinesgleichen sucht und mit – sowohl für die einen wie auch für die anderen – hanebüchenem Hin und Her die einen gegen die anderen (noch mehr) aufzubringen versucht.
Der geneigt konstruktiv und logisch Denkende darf sich angesichts dessen durchaus die Frage stellen: Mit welchem Ziel eigentlich? Sollte das, was erwirtschaftet wird, einfach auf weniger Köpfe verteilt werden, wenn es nicht für alle reicht, die derzeit (noch) in Lohn und Brot sind? Der Fahrermangel freute sich über weiteren, horrenden Zuwachs. (Wobei: Vielleicht braucht sich gar keiner sorgen, KI für autonomes Fahren steht in den Startlöchern und wird das „Erwerbsleben“ auch des (einstigen) Busfahrers revolutionieren … .)
Solidarität sah – früher jedenfalls – anders aus. „ver.di“ ist heute kein Synonym dafür. Sorry.
Der WBO weist darauf hin, dass es „bereits vor der dritten Verhandlungsrunde (…) sieben (!) Streiktage“ gab, die insbesondere Schüler empfindlich trafen, vor allem, wenn und weil solche Streikaktionen ohne Vorankündigung und in Prüfungsphasen erfolgten. Der WBO drückt es in seiner Pressemitteilung noch höflich aus, wenn er schreibt: „Dies stört den Schulbetrieb, belastet Eltern und Rektoren – und ist aus Sicht des WBO absolut unangemessen.“ Es erscheint insbesondere unangemessen, weil es geradezu eine Metapher für den Umgang der gesamten Gesellschaft mit denen darstellt, die angeblich die Zukunft dieser Gesellschaft sein sollen. Wenn diese Zukunft der Gesellschaft der Gesellschaft selber so egal ist, dass eine „Gewerkschaft“ sich mit Rücksichtslosigkeit speziell gegen diese Zukunft der Gesellschaft zu profilieren vermag, hat diese Gesellschaft nicht nur ein Problem, das „ver.di“ heißt. Nochmal sorry.
Die vierte Verhandlungsrunde ist am Dienstag, 30. Mai. Wir dürfen gespannt sein.