„Der Mittelstand ist in Bayern wie bundesweit das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs. Wir dürfen ihn deshalb auf dem Weg in einen klimaneutralen Verkehr nicht abhängen“, erklärte Stephan Rabl, Geschäftsführer des Landesverbandes Bayerischer Omnibusunternehmen (LBO) am Mittwoch, 19. April, bei der Vorstellung einer Studie in München. Gemeinsam mit VDE Renewables hat der LBO die Herausforderungen untersucht, vor der die privaten Busunternehmen abseits von Ballungsräumen bei der Einführung der E-Mobilität stehen.
LBO und VDE Renewables haben einen Leitfaden erstellt, um kleine und mittelständische Betriebe bei der Dekarbonisierung ihres Fuhrparks zu unterstützen. Der Leitfaden soll die familiengeführten Busbetriebe in Bayern bei dieser historischen Transformation fachlich und organisatorisch begleiten, sagte LBO-Geschäftsführer Stephan Rabl. Ziel sei „ein umweltfreundlicher und nachhaltiger Busverkehr – auch in der Fläche“, so der LBO. Für die Studie hat VDE Renewables repräsentative Mitgliedsunternehmen des LBO ausgewählt und in Interviews und Begehungen der Betriebshöfe die Gegebenheiten und Bedürfnisse identifiziert und ausgewertet. Gefördert wurde die Studie durch das Bundesverkehrsministerium.
Busunternehmen stehen vor großen Herausforderungen
Der Leitfaden von LBO und VDE Renewables enthält Checklisten, die den Betrieben bei der Umstellung helfen sollen: Etwa dazu, was bei der Beantragung von Fördergeldern zu beachten ist, welche Auswirkungen auf die Versicherbarkeit des Betriebs entstehen oder wie der Netzanschluss erfolgreich gelingt. Der Fokus liege auf rein batterieelektrischen Antrieben und deren unterschiedliche Versionen, erklärte der LBO. Brennstoffzellen, beziehungsweise auf Basis von Wasserstoff angetriebene Fahrzeuge werden ebenfalls betrachtet, „jedoch aufgrund der Rückmeldungen aus den Interviews nicht in gleicher Detailtiefe“, so der LBO.
„Die bayerischen Omnibusunternehmen stehen vor großen Herausforderungen. Batterieelektrische Fahrzeuge sind deutlich teurer in der Anschaffung und haben eine geringere Reichweite als Dieselbusse. Durch die geänderte Energiezuführung sind zudem weitreichende Umstellungen nötig“, sagte LBO-Geschäftsführer Rabl.
Die Einführung elektrischer Antriebssysteme beschränkt sich nicht nur auf die Veränderung der Infrastruktur. Auch Disposition, Personalmanagement und Werkstatt sind betroffen. „Eine One-fits-all Lösung gibt es nicht“, sagte Burkhard Holder, Geschäftsführer von VDE Renewables: „So individuell wie jedes Unternehmen ist auch die Umsetzung der Elektromobilität an den Betriebshöfen. Insgesamt gilt es, die regulatorischen und herstellerspezifischen Vorgaben mit den lokalen Rahmenbedingungen in Einklang zu bringen.“
Elektrobus als zentraler Bestandteil der Antriebswende
Vor allem im urbanen Raum wurde bislang versucht, den Busverkehr emissionsfrei zu gestalten. In den Städten ist die Schadstoffbelastung besonders hoch und der Anpassungsdruck damit deutlich größer. Doch wenn die Verkehrswende gelingen soll, müsse der Öffentliche Personennahverkehr auch in allen anderen Bereichen auf alternative Antriebe umgestellt werden, betonte der LBO. Dazu gehören der Schulbusverkehr, Linienfernbusse oder touristische Reisen mit dem Omnibus. Ein zentraler Bestandteil dieser Entwicklung wird der energieeffiziente E-Bus sein, egal ob in Form eines batterieelektrischen Fahrzeugs oder als Brennstoffzellenfahrzeug.
„Die Mobilitätskonzepte der Zukunft müssen umweltfreundlich, nachhaltig und frei von fossilen Brennstoffen sein“, sagte Burkhard Holder. „Verkehrsbetriebe, die sich frühzeitig anpassen, können sich als innovatives Unternehmen positionieren. Aber für die Umstellung auf elektrische Antriebssysteme ist ein radikales Umdenken in den gewohnten Mustern erforderlich, das alle Firmenbereiche berührt.“
Den Leitfaden finden Sie hier: