Dieser Bus, der einem Fotografen vor Kurzem vor die Linse fuhr, darf durchaus als Überraschung bezeichnet werden. Denn trotz seiner Beklebung im Front- und Heckbereich ist zu erkennen, dass es sich um einen Mercedes-Benz Reisebus handelt mit der typischen Tourismo-Frontmaske. Dass man sich im Hause Daimler dazu entschlossen hat, nun auch Busse mit dem Stern nach Nordamerika zu verkaufen, ist ein Paradigmenwechsel. Denn bisher durfte nur Setra mit der Baureihe 300 und dann später ab den frühen 2000er Jahren mit der TopClass nach Übersee. Im Jahr 2011 adaptierte Setra die ComfortClass der Baureihe 400 für den amerikanischen Markt, und stellte einen Bus auf die Räder, der nach nordamerikanischen Vorstellungen entwickelt wurde. Das Erscheinungsbild der USA-ComfortClass war geprägt von dem standardmäßigen amerikanischen Spiegelsystem sowie von „Made in den USA“-Front- und Heckstoßfängern. Während der Stoßfänger am hinteren Ende des Fahrzeuges fest mit dem Gerippeaufbau verschraubt war, war der vordere Bumper aufgrund des dahinterliegenden Stauraums für das Ersatzrad nach unten klappbar. Doch die Tage von Setra in Übersee könnten möglicherweise gezählt sein.
Erlkönig: Mercedes-Benz Reisebus Nordamerika
BildergalerieDer Grund für einen Reisebus mit dem Stern dürfte im hohen Ansehen der Marke in Übersee liegen. So genießen die Pkw der Marke einen excellenten Ruf, was ein Grund dafür war, dass man sich lange Zeit scheute, Transporter, Lkw oder Busse mit dem Stern in den USA fahren zu lassen. Das mit den Transportern hat sich längst erledigt und auch beim Bus dürfte der Sinneswandel für ein neues Selbstbewußtsein stehen. So dürften mit einen Setra eher nur Bus-affine Menschen an den Daimler-Konzern denken, bei einem Mercedes-Benz-Reisebus stellt sich diese Frage nicht.
Der getarnte Bus nun, der laut einem Aufkleber am Bus dem Vertrieb gehören dürfte und damit deutlich mehr als ein Vorserienfahrzeug darstellt, besitzt unter der Tarnung die typische Tourismo-Bugmaske. Dass der Bus in Nordamerika auch den Namen Tourismo trägt, steht allerdings wortwörtlich bisher in den Sternen. Zu erwarten ist eher eine Neubenennung, angepasst an die dortigen Sprachgewohnheiten.
Das spricht dafür, dass die Klimatisierung identisch der Setra-Vorgänger gehandhabt wird. Handelte es sich doch bei der USA-ComfortClass im Grunde um eine abgespeckte Version der USA-TopClass, spricht nun einiges dafür, dass der neue Mercedes-Benz-Reisebus auf einer Neuentwicklung basiert. Entsprechend dürfte dann auch die neueste Elektronik-Architektur ihren Weg nach Nordamerika finden. Ein wenig irritierend ist der Fakt, dass es so aussieht, als würde sich auf dem Dach eine weitere Klimaanlage befinden. Leider gibt es keine Fotos, die den Bus von oben zeigen, dann wäre auch klar, ob ein Glasdach bzw. Glaselemente verbaut sind.
Typisch USA sind auch die deutlich massiger ausgeführten Stoßfänger. Kein Wunder, in den USA legen die Busunternehmer deutlich weniger Wert auf High-End-Design als vielmehr auf pure Funktionalität. Durfte entsprechend die Baureihe 400 der Setra TopClass noch weitgehend im schicken europäischen Design fahren, hatte sich das 2011 beim Setra S 407 CC erledigt. Ein Aufschrei aller europäischen Schöngeister folgte, der jedoch in Nordamerika auf völliges Unverständnis stieß.
Wie es tatsächlich in Sachen Setra und Mercedes-Benz Bus in Nordamerika weitergehen wird, werden wir in den nächsten Wochen bzw. bereits am Donnerstag, dem 4. März im Rahmen der online durchgeführten Jahrespressekonferenz von Daimler Buses erfahren. Es ist davon auszugehen, dass der Bus noch in diesem Jahr seine offizielle Premiere feiert.