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VW Bulli: Ein treuer Freund nimmt Abschied

14.01.2014 16:58 Uhr
VW Bulli: Ein treuer Freund nimmt Abschied
© Foto: Gerhard Grünig

Nach 56 Jahren endete im Dezember 2013 die Produktion des „Nuova Kombi“, wie der VW Typ 2 T2 in Brasilien heißt.

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Fehlendes ABS und Airbags machten eine Zulassung ab 2014 unmöglich. Die Fans trauern um ein ganz besonderes Auto. Am 20. Dezember rollte der letzte seiner Art vom Band. Das beliebte Allzweckmobil war nicht mehr zeitgemäß. Zum Abschied spendierte VW do Brazil den Fans eine auf 1.200 Fahrzeuge limitierte „Last Edition“.

In Südamerika wurde der VW Bus nun auch schon seit 1959 gebaut. Er spielte stets die Rolle des zuverlässigen Lastentiers, billig im Unterhalt und einfach zu reparieren. Unter der Woche schleppte er Farbeimer, Werkzeug und schon mal Paletten. Am Wochenende hieß es, mit je zwei Schrauben die Sitzbänke zu montieren, und aus dem Lastenesel wurde ein Kleinbus. Diese Universalität liebten die Benutzer in Europa und in Südamerika gleichermaßen.

Zum Abschied putzte sich der „Nuova Kombi“ noch mal richtig heraus. Die Zweifarblackierung in pastellblau und weiß setzt sich auf den Sitzen im Innenraum fort. Als letzter seines Standes trägt er Teppich statt Gummimatten. Sogar das noch immer über dem Motorraum stehend angebrachte Reserverad hat VW in eine graue Hülle verpackt. Zeichen wahren Luxus ist das CD-Radio mit MP3-Anschluss, wo sonst nur eine Plastikblende das Armaturenbrett ziert. Das zentrale Rundinstrument kennen viele noch aus dem seligen Käfer – aus einer Zeit, wo man nicht mehr wissen musste als die aktuelle Höchstgeschwindigkeit.

Nach 56 Jahren Produktionszeit gilt für den Kombi noch immer das „Keine-Konstruktionsprinzip“: keine Heizung, keine Klimaanlage, keine Dreipunktgurte auf den hinteren Plätzen, keine elektrisch bedienbaren Fenster oder Außenspiegel ... Der Kombi ist eine ehrliche Haut. Was nicht da ist, kann nicht kaputt gehen. Und dass nach fast 60 Jahren Produktionszeit die Werkzeuge etwas „ausgelutscht“ sind, zeigt sich an Blechkanten, die wie mit der Schere abgeschnitten wirken. Es manifestiert sich an Fensterverriegelungen, die nicht mal neu richtig schließen oder an Scheiben, die fleißige Werker noch mit Kordel und ohne Dichtmasse einziehen.

Geschenkt! Was uns beim neuen T5 in den Reklamationswahn treiben würde, geht beim T2 als Charakter durch. Dazu gehört auch ein Reihenmotor, dessen dumpfer Auspuffklang noch ganz entfernt an die alten Boxer erinnert – nur, dass beim Bi-Fuel-Aggregat nicht mehr der dritte Zylinder den Hitzetod stirbt. Mit Ethanol befeuert und immerhin 80 Pferdestärken leistend, schwingt sich der Kombi zu über 120 km/h auf – mehr, als in Brasilien überhaupt erlaubt ist! Die miserablen Straßen, wie auch die zahlreichen „toten Polizisten“ – Sie wissen schon, die künstlichen Bodenwellen zur Geschwindigkeitsreduzierung – bügelt die Federung des T2 locker weg. Noch immer mit Bundbolzenachse und Torsionsfedern ausgerüstet, verfügt der VW über Federwege, die manchem Geländewagen zur Ehre gereichen würden.

Die Lenkung ist noch ungenauer als früher. Nach dem Dreh am Volant passiert erst mal nix. Dann lenkt der Fahrer nach, die Räder greifen, der Bulli schlägt einen Haken. So fährt sich der T2 irgendwie eckig. Und wenn‘s geradeaus geht, heißt es trotz neuem Motorkonzept noch immer: Drehzahl! Der Zweiventiler braucht Touren, vor allem wenn er die 1.000 Kilo schleppen muss, für die ihn seine Fans so schätzen. Ein Abenteuer ist geblieben: Die Suche nach dem passenden Gang. Wegen des im Heck sitzenden Getriebes mit seiner ausgeleierten Schaltstange ist der Wechsel nach wie vor ein Ratespiel.

Wäre der Nuova Kombi „Last Edition“ nicht so teuer, ich hätte mir noch gerne einen gesichert. Irgendein TÜV-Prüfer hätte Erbarmen gehabt und ihn per Einzelzulassung für den deutschen Verkehr tauglich gemacht. Der letzte der 1200er-Sonderserie tritt aktuell seine Reise nach Hannover ins VW Nutzfahrzeug-Museum an – I‘m coming home! Für alle anderen bleibt nur die Erinnerung an olivfarbene Bullis, Flower-Power-T2 und eine Zeit in der scheinbar alles besser war. „Até à vista“, alter Freund. Gerhard Grünig

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