-- Anzeige --

Weltweit einzigartiger Doppelkopfbus: Vorwärts in beide Richtungen

23.04.2012 14:36 Uhr
© Foto: Contrac GmbH

Die Contrac Cobus GmbH aus Wiesbaden liefert ein weltweit einmaliges Transportkonzept für den Mont-Saint-Michel in Frankreich aus.

-- Anzeige --

Erhaben thront seit über 1.000 Jahren die Abtei Mont-Saint-Michel vor der Küste der Normandie. Das Weltkulturerbe der UNESCO lockt jährlich über drei Millionen Besucher an. Der Individualverkehr soll künftig auf dem Festland verbleiben und die Besucher dann mit Bussen zur Insel gelangen. Da aber kein Wendehammer möglich ist, können die Fahrzeuge hier nicht drehen. Richtungswechsel ohne Wenden, lautet die Anforderung an das Fahrzeugkonzept. Contrac Cobus, Spezialist für Passagiertransporte auf Flughäfen per Bus, hatte die passende Idee: Ein Führerstand an jedem Ende – der auf beiden Seiten voll funktionsfähig ist, weshalb das Fahrzeug nicht drehen muss. „Für die Reversibilität und das spiegelbildliche Design mussten etliche neue Lösungen gefunden werden, die nicht nur funktionell und zuverlässig, sondern auch sicher und zulassungsfähig für den öffentlichen Straßenverkehr sind“, betont Gunnar Pflug, Verkehrssicherheitsexperte beim TÜV Rheinland. „Ein Zweirichtungsbetrieb klingt erst einmal relativ banal, ist aber weltweit einmalig“, erklärt Rüdiger Hömberg, Projektleiter bei Contrac Cobus, das Konzept.

Für sämtliche technischen Raffinessen erarbeiteten die Konstrukteure die erforderlichen Unterlagen für die Typzulassung. „Ohne den TÜV Rheinland, der für die Sicherheit des Fahrzeuges die erforderliche Dokumentation betreute und den Behörden zur Verfügung stellte, wäre dies nicht möglich gewesen“, ist Rüdiger Hömberg überzeugt. Weil die Fahrzeuge auch über öffentliche Straßen fahren, muss für Verkehrsteilnehmer erkennbar sein, in welche Richtung sie fahren. So kam es, dass die Heckreflektoren, eigentlich preiswerte Bauteile, zu sehr teuren Komponenten mutierten: Bei Fahrtrichtungswechseln werden sie „versenkt“ und irritieren andere Verkehrsteilnehmer nicht. Dies gilt auch für die Scheinwerfer. Auch die Außenspiegel sind entsprechend anlegbar. „Sie würden ansonsten zu regelrechten Angelhaken für Fußgänger“, erklärt Hömberg. Technische Herausforderungen waren auch die Lenkachsen. Bei Bedarf arretieren sie und werden zur starren Heckachse. Der Clou aber sind die Wendegetriebe, welche die Drehrichtung des Automatikgetriebes umkehren. Dies ermöglicht es, in beide Fahrtrichtungen mit der gleichen Geschwindigkeit zu fahren. ABS und andere Anlagen funktionieren ohne jede Einschränkung ebenfalls in beide Richtungen.

Die Busflotte – insgesamt sind acht Fahrzeuge geplant – hat inzwischen eine entsprechende Sondergenehmigung für die Straßenzulassung erhalten. „Der Prüfungsprozess für die Typzulassung – Homologation genannt – dauerte über ein Jahr und erforderte die Abstimmung mit den beteiligten Behörden in Frankreich sowie den Herstellern der Einzelkomponenten wie Chassis, Fahrwerk und Technik“, berichtet Pflug. Schließlich galt es, die Vorschriften für beide Fahrtrichtungen einzuhalten und zu bestätigen – an beiden Enden der Fahrzeuge. „Die für Mont-Saint-Michel zuständige Präfektur hat eine eigene Sicherheitskommission eingesetzt. Nachdem alle Auflagen der Betreiber und des Staates sowie die europäischen Vorgaben erfüllt waren, hat sie grünes Licht gegeben“, lobt der TÜV Rheinland-Verkehrssicherheitsexperte die Arbeit der Behörde vor Ort.

Auch der optische Anspruch an die Fahrzeuge ist hoch. Teakholz-Außenverkleidung sowie für die Bestuhlung greifen das Design der geplanten Holzbrücke wieder auf, die den bisherigen Damm vor Mont-Saint-Michel ersetzen soll.  Mit der entsprechenden Belüftung, die Meeresbrisen durch die Sitzreihen tragen wird, soll die Anfahrt auf das Weltkulturerbe zu einem Erlebnis und die Insellage deutlich spürbar werden. Der Bau der Fahrzeuge und die Zulassung in Frankreich war echtes Teamwork: So kam der Aufbau von Caetanobus aus Portugal, das Konzept für die Rückseite und die Sicherheitssysteme entstand bei der auf Fahrzeugsonderbau spezialisierten Paul Nutzfahrzeuge GmbH und stammte, wie die Holzarbeiten der Schreinerei Hömberg, aus Deutschland.

Technische Daten
Technische Höchstgeschwindigkeit: 70 km/h
Elektr. geregelte Höchstgeschwindigkeit: 50 km/h
Motorleistung: 145,9 KW (bei 2300 min-1)
Hubraum: 6692,4 cm³
Maximale Anzahl Passagiere: 90
Lebenszyklus geplant: 15 Jahre/600.000 km
Betreiber: Veolia Transport Mont-Saint-Michel

(ah)


Doppelkopfbus von Contrac Cobus

Doppelkopfbus von Contrac Cobus Bildergalerie

-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --

KOMMENTARE


SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --

WEITERLESEN




NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


www.omnibusrevue.de ist das Online-Portal der monatlich erscheinenden Zeitschrift OMNIBUSREVUE aus dem Verlag Heinrich Vogel, die sich an Verkehrsunternehmen bzw. Busunternehmer und Reiseveranstalter in Deutschland, Österreich und der Schweiz richtet. Sie berichtet über Trends, verkehrspolitische und rechtliche Themen sowie Neuigkeiten aus den Bereichen Management, Technik, Touristik und Handel.