Dabei zieht es die Reisenden wieder verstärkt ins Ausland. Während der Pandemie stieg der Anteil der Reisen innerhalb Deutschlands, 2022 kam die Wendung und der Anteil der Auslandsreisen hat wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht. Besonders positiv: Die Ausgaben für Reisen (vorab gebuchte Leistungen) haben sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum verdoppelt – von 28,8 Mrd. Euro auf nunmehr 58,6 Mrd. Euro. Sie liegen zum Vor-Corona-Wert von 69 Mrd. Euro noch 15,7 Prozent im Minus. Das teilt der Deutsche Reiseverband (DRV) zur Eröffnung der weltweit größten Reisefachmesse ITB Berlin mit. Grundlage der jetzt fertiggestellten Bilanz des gesamten Touristikjahres 2021/2022 (1. November 2021 bis 31. Oktober 2022) sind Auswertungen der GfK für den DRV. Erfasst werden hierbei Urlaubs- und Privatreisen ab mindestens einer Übernachtung, die vor Reiseantritt gebucht wurden. „Das ist eine überaus positive Entwicklung, trotz des bereits ein Jahr andauernden Kriegs in der Ukraine und hoher Inflation“, sagt DRV-Präsident Norbert Fiebig.
44 Prozent aller Reiseausgaben sind Pauschal- und Bausteinreisen
Erfreuliche Entwicklung für die Reiseveranstalter und Reisebüros: Reisende buchten 2022 Pauschalreisen im Wert von 25,9 Mrd. Euro – das ist gegenüber 2021 eine Steigerung um 148 Prozent. Damit nähert sich der Wert der Pauschal- und Bausteinreisen der Veranstalter wieder den Vor-Corona-Ständen an. „Die Pauschalreise ist zurück“, so Fiebig.
Die Zahlen zeigen es: Der Anteil der von Veranstaltern organisierten Reisen an den Gesamtreiseausgaben erhöht sich - nach den massiven Einbrüchen in der Corona-Zeit auf zuletzt 36 Prozent im Jahr 2021 - wieder auf nunmehr 44 Prozent. Vor der Pandemie wurden über 50 Prozent der Privat- und Urlaubsreisen als von Veranstaltern organsierte Reisen gebucht. „Während der Corona-Jahre sind viele Urlauber individuell auf eigene Faust gereist - vornehmlich innerhalb Deutschlands und in die nähere Umgebung. Diese Reisen werden üblicherweise ohne Reisebüros und Reiseveranstalter organisiert“, so Fiebig. Im vergangenen Jahr hat sich das Blatt gewendet. Auslands- und Fernreisen sowie Kreuzfahrten waren wieder gefragt. „Gleichzeitig sind Aspekte wie Sicherheit und Flexibilität für die Reisenden wichtiger geworden. Hier punkten die von Veranstaltern organisierten Reisen als sicherste Reiseform und die Beratung der Profis in den Reisebüros“, so DRV-Präsident Norbert Fiebig zum Anstieg des Anteils.
Die Top-Sommerreiseziele: Türkei, Griechenland, Spanien, Ägypten
Das Touristikjahr 21/22 begann Corona-bedingt zum Jahreswechsel Ende 2021 / Anfang 2022 mit einer sehr schwachen Wintersaison. Fernreisen, Kreuzfahrten und Studienreisen waren durch behördliche Verfügungen und Einschränkungen sowie Einreisebeschränkungen diverser Länder gar nicht oder nur eingeschränkt möglich. Im Sommer 2022 dann die Wende: Viele Beschränkungen fielen weg, in die meisten Länder konnte wieder gereist werden und die wiedergewonnene Reisefreude brach sich Bahn. Das spürten besonders Reisebüros und die Online-Reiseportale, bei denen es mit den kurzfristigen Buchungen vor allem für Flugpauschalreisen ans Mittelmeer steil aufwärts ging. Türkei, Griechenland, Spanien und Ägypten waren besonders gefragt. Die Nachfrage nach Hochseekreuzfahrten im Mittelmeer und Flusskreuzfahrten für die Fahrtgebiete in Deutschland kehrte spürbar zurück. Der Nachholeffekt für Fernreisen zeigte sich besonders für Ziele in der Karibik und im Indischen Ozean. So lagen die Buchungen etwa für die Malediven sehr deutlich über dem 2019-Niveau. Insgesamt erreichten die Reiseausgaben (vorab gebucht) im Sommer fast das Rekordniveau des Sommers 2019 – sie lagen lediglich rund zwei Prozent darunter.
„Die Talsohle aus dem Jahr 2021 ist endgültig durchschritten“, sagt DRV-Präsident Fiebig. Das belegt auch die Zahl der Reisenden: Sie nahm 2022 gegenüber dem Vorjahr wieder spürbar zu, blieb aber noch unter den Werten von 2019. „Trotz dieser insgesamt positiven Entwicklung dürfen wir nicht außer Acht lassen, dass die wirtschaftlichen Einbußen aus der Pandemie noch nicht wieder ausgeglichen sind und dass auch noch nicht alle Segmente der Touristik wieder voll durchstarten konnten“, so der DRV-Präsident zum sichtbaren Aufwärtstrend der Reisewirtschaft.
Reiseausgaben einschließlich Kosten im Urlaubsland steigen
Insgesamt gaben die Deutschen für ihre Urlaubsreisen 84 Mrd. Euro aus – hierbei sind auch die Reiseleistungen wie etwa Ausflüge und Nebenausgaben im Zielgebiet mit eingerechnet. Gegenüber dem Vorjahr (44 Mrd. Euro) ist dies nicht ganz eine Verdopplung. Im Vor-Corona-Jahr 2019 lag die Gesamtsumme der Reiseausgaben bei fast 100 Mrd. Euro. Der Rückgang des Tourismus während Corona hatte nicht nur Auswirkungen auf die deutsche Reisewirtschaft, er hatte auch schwerwiegende Folgen in vielen Reiseländern, denn die Deutschen gehörten in den Vor-Corona-Jahren zu den größten Nettodevisenbringern im internationalen Reiseverkehr. Mit der Rückkehr der Touristen verbessert sich auch die Situation in den Zielgebieten – der Jobmotor Tourismus springt wieder an.
Kreuzfahrtenmarkt auf Erholungskurs
Der Kreuzfahrt-Markt war besonders stark von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen. Im vergangenen Touristikjahr stiegen die Ausgaben bei Hochsee- und Flussreisen gegenüber 2021 zusammengerechnet um 258 Prozent auf 4,1 Mrd. Euro. Der Hochseekreuzfahrtenmarkt erzielte dabei nach GfK-Angaben einen Umsatz von 3,4 Mrd. Euro (plus 277 Prozent gegenüber Vorjahr) und die Flusskreuzfahrt von 685,3 Mio. Euro (plus 184 Prozent). Mit dem erfolgreichen Wiederanlauf des Reisegeschäfts sind die Zuwachsraten ermutigend, noch liegen die Umsätze des vergangenen Jahres aber noch rund ein Drittel unter den Vor-Pandemie-Ständen. Bei der Anzahl der Reisen zeigte sich ebenfalls der Aufwärtstrend: So gab es im zurückliegenden Touristikjahr insgesamt 3,2 Mio. Kreuzfahrtreisen (2019 waren es 3,7 Mio. Reisen).