Die internationalen Fluggesellschaften fürchten um ihr Sommergeschäft. Der Branchenverband IATA hat am Mittwoch, 3. Februar, ein deutlich verschärftes Szenario vorgestellt, das von weiteren Rückschlägen ausgeht, sollten die Regierungen wegen der Coronavirus-Mutationen länger an harten Einreisebeschränkungen festhalten. Im schlimmsten Fall werde sich der Luftverkehr im laufenden Jahr nur sehr langsam erholen und im Gesamtjahr möglicherweise nur 38 Prozent des Vorkrisen-Niveaus erreichen.
Eigentlich hatte der Verband damit gerechnet, das Fluggeschäft in diesem Jahr auf etwa die Hälfte des Niveaus von 2019 hochfahren zu können. Die Virus-Mutationen und immer neue Reisebeschränkungen der Nationalstaaten könnten das aber zunichte machen. Risiken sind nicht nur die aktuellen Schwierigkeiten bei der Produktion und Verteilung der Impfstoffe, sondern auch die Frage, ob diese gegen die neuen Mutationen überhaupt noch wirksam sein werden. Dies müssten Tests in den kommenden Wochen belegen. Ursprünglich hatte die IATA angenommen, dass bereits bei einem wirksamen Schutz der besonders gefährdeten Gruppen die Beschränkungen gelockert würden.
Nach einer Analyse des „Capa Centre for Aviation“ ist der Flugverkehr in Europa noch schwerer getroffen als anderswo. In den 54 Ländern der Europa-Region sei Ende Januar nur 56 Prozent der Flotte im Einsatz gewesen, verglichen mit einem globalen Durchschnitt von 65 Prozent. „Da die nationalen Lockdowns weiter gehen und Reiserestriktionen verschärft werden, sind weitere Einschnitte zu erwarten“, berichteten die Capa-Experten in einer Analyse vom 31. Januar. „Wenn die Nachfrage wieder steigt, ist zu erwarten, dass die Billigflieger vorn liegen.“
Weltweit waren im vergangenen Jahr nur noch 1,8 Milliarden Menschen im Flugzeug unterwegs, nach 4,5 Milliarden Menschen 2019, wie die IATA schon im Dezember geschätzt hatte. Dies machte mehr als 15 Jahre Passagierwachstum zunichte. Zuletzt waren weltweit 2003 weniger Passagiere gewesen, damals knapp 1,7 Milliarden. Die geflogenen Passagierkilometer gingen auf das ganze Jahr gesehen um fast 66 Prozent zurück. Für den Monat Dezember betrug der Rückgang sogar 70 Prozent.