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Lang, leicht, VDL

30.04.2018 09:16 Uhr
Lang, leicht, VDL
© Foto: Sascha Böhnke

Fast 13,50 Meter misst der neue Futura FHD2-135. An sich nicht weiter spektakulär. Doch dieser Bus kommt auf nur zwei Achsen vorgefahren. Und genau das macht ihn interessant für zahlreiche Unternehmer, denen eine dritte Achse weh tun würde, die aber dennoch ausreichend Gewichtsreserven benötigen. Die Voraussetzungen sind da.

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Natürlich, die erste Fahrt mit diesem Bus musste auf die Waage führen. Denn genau hier will die Neuentwicklung von VDL punkten, die im vergangenen Jahr in Kortrijk zum ersten Mal präsentiert wurde. Der VDL Futura FHD2-135. Es geht ums Gewicht. Und um die Frage: Zwei Achsen oder drei Achsen? Bei einer Fahrzeuglänge von knapp 13,5 Metern streichen viele Bushersteller die Segel, nicht so die Niederländer. Denn Leichtbau ist seit jeher die Stärke der Busprofis aus Valkenswaard. Und die EU spielt mit, nach Jahren zähen Ringens um jedes Kilogramm ist die magische 18-Tonnen-Grenze gefallen. 

Doch Grund, nun in grenzenlose Jubelstürme zu verfallen, gibt es nur bedingt, mit 19 bzw. 19,5 Tonnen ist zwar vieles, aber eben nicht alles machbar. Das beste Beispiel liefert eben genau der hier vorgestellte Bus. Das sind die Fakten: 13.720 kg zeigt die Fahrzeugwaage an, ohne Fahrer, Beifahrer und Gepäck, aber mit vollem Tank. Die Vorderachse ist dabei mit 4.820 kg belastet, die Hinterachse bringt es auf 8.900 kg. Der Hersteller gibt das zulässige Gesamtgewicht mit 19.250 kg an, das resultiert aus den zulässigen Achslasten. Die betragen vorn 7.250 kg und hinten 12.000 kg. Mehr geht derzeit nicht. Wer nun den Rechner anwirft, kommt schnell zu folgendem Ergebnis: 53 Fahrgäste zu je 100 kg sowie Fahrer und Beifahrer ergeben 5,5 Tonnen Zuladung. Das ergibt dann 19.220 kg und damit so ziemlich eine Punktlandung bei dem, was vonseiten VDL erlaubt ist. Das ist nicht übel, schließlich ist der Bus in diesem Fall immer noch im 4-Sterne-Sitzabstand konfiguriert, also 800 bis 820 mm Abstand von Sitzrücken zu Sitzrücken. Küche und WC sind dabei auch an Bord. Geht man jedoch auf 3-Sterne-Sitzabstand, steigt bei einem Bus mit WC und Küche die Zuladung auf fast eine halbe Tonne über dem Erlaubten. Da wird es schon knapp, sollte jeder Fahrgast entweder selbst oder beim Gepäck viel auf die Waage bringen. Und die maximale Bestuhlungskonfiguration von 63+1+1 geht zwar auch, dann aber lieber immer ohne Gepäck. Hier bieten sich jedoch Schülerverkehre, Überlandlinien bzw. Shuttle-Dienste an.

Schnell sieht man also, es geht mit zwei Achsen und 13,5 Metern zwar nicht alles, aber immer noch eine ganze Menge. Dazu kommt der riesige Kofferraum, der mit seinem 12,5 Kubikmeter-Volumen so manche Vorsicht vergessen lassen könnte. Woraus das geringe Grundgewicht resultiert, dürfte hinlänglich bekannt sein, unter anderem besteht beispielsweise das Dach aus Aluminium-Sandwichmodulen. Diese verleihen dem Aufbau eine enorme Festigkeit bei gleichzeitig sehr leichter Bauweise.

Die Fahrgäste erwartet ein schnörkelloser Innenraum, der wie gehabt ohne Podeste auskommt. Das erleichtert die Reinigung, verbessert die Sicht im Sitzen nach Außen, erschwert aber teilweise ein wenig das Platz nehmen bzw. Aufstehen. Dafür ist ein FHD bestens geeignet, um eine 2+1-Bestuhlung zu verwirklichen, ohne aufwendige Umbauten im Innenraum bewerkstelligen zu müssen. Gesessen wird auf VDL Class 300 Sitzen mit der sogenannten „Luxe“-Bepolsterung. Das ergibt ein ergonomisches Sitzen, auch längere Strecken lassen sich so ohne Rückenschmerzen überstehen.

© Foto: Sascha Böhnke

Die Ausstattung

Der Fahrer findet einen durchdachten, einfachen Arbeitsplatz vor. Das Bedien-Konzept bei VDL ist gut. Intuitiv lässt sich im manuellen Modus der verbauten AS-Tronic schalten. Das gilt übrigens für fast alle Bedienelemente, die übersichtlich und logisch gruppiert um den Fahrer herum angeordnet sind. Überhaupt dürfte man sich als Fahrer auf seinem Arbeitsplatz wohl fühlen. Ob am Tag oder in der Nacht, auch ungeübte Fahrer werden sich auf Anhieb zurechtfinden. Dafür sorgt auch das übersichtliche Zentraldisplay. Das Cockpit ist nicht mit Schaltern überfrachtet, man ist eher erstaunt, mit wie wenig Bedienelementen ein moderner Bus auskommen kann. Es hat ein wenig gedauert, doch mittlerweile sind auch bei VDL zahlreiche Assistenzsysteme zu bekommen. Zwar noch nicht alle serienmäßig, aber immerhin. Dazu zählt beispielsweise ein optionaler Abstandsregeltempomat, der die Geschwindigkeit vorausfahrenden Fahrzeugen anpasst, und ein serienmäßiger Spurverlassenswarner. Dieser warnt den Fahrer durch Vibrationen im Sitz vor einem unabsichtlichen Überfahren einer Fahrbahnmarkierung. Neu ist ein optionaler Müdigkeitsassistent, anhand von zahlreichen Parametern wird der Fahrer optisch und haptisch daran erinnert, eine Pause einzulegen. Vom Gesetzgeber vorgeschrieben und von VDL natürlich verbaut ist der Notbremsassistent AEBS, der die Geschwindigkeit im Falle eines drohenden Aufpralls drastisch reduzieren soll. Das war’s dann aber auch schon mit den Assistenzsystemen. Wer mehr will, muss sich noch ein ganz klein wenig gedulden. Denn ungefähr ab diesem Sommer hält eine neue Kraftstrang-Kombination beim Futura Einzug. Es wird neue, drehmomentstärkere Motoren geben und das automatisierte Schaltgetriebe Traxon von ZF hält Einzug. Damit dürfte dann auch ein sogenannter höhenbasierter Tempomat Einzug feiern, ein System, welches durch hinterlegte Topografiedaten und eine intelligente Motor Getriebe-Ansteuerung den Kraftstoffverbrauch um einige Prozentpunkte sinken lässt. Hersteller wie Scania, MAN oder Daimler bieten solche Systeme schon länger und mit großem Erfolg an. Schön, dass der Sparmeister VDL dann auch diesbezüglich nachziehen wird. Und ein weiteres, interessantes Detail wird kommen, die Hinterachsübersetzung wird verlängert, ermöglicht durch eben die leistungsstärkeren Motoren. Damit soll die Drehzahl bei Tempo 100 von derzeit 1.200 U/min auf 1.100 U/min sinken. Fahren lässt sich der Bus auch heute schon ausgezeichnet. Der Wendekreis ist mit seinen 23.480 mm zwar deutlich größer als bei einem 12-Meter-Wagen, doch in der Praxis erwiesen sich auch die typischen, ­engen Kreisverkehre rund um Eindhoven und kleine Ortsdurchfahrten mit teils sehr winkligen Abzweigungen als befahrbar, ohne ins Schwitzen zu kommen. Und das bei einem Radstand von immerhin nicht geringen 7,43 Metern. Die Übersichtlichkeit ist auch beim 13,5 Meter-Bus gegeben, beim Rückwärtsfahren unterstützt den Fahrer eine Kamera mit einem ordentlichen Bild. Die verbauten ZF-Achsen verrichten eine solide Arbeit, kein Schwanken, Schaukeln oder schwammiges Fahrgefühl trübt den Fahreindruck. Insgesamt macht das Fahrzeug einen ausgereiften und vor allem durchdachten Eindruck. Zwei Achsen bei dieser Länge ergeben durchaus Sinn. Eine dritte Achse schlägt nicht nur bei der Maut, sondern auch in Sachen Kraftstoffverbrauch und Reifenkosten zu Buche. Zudem erhöht sich beim langen Zweiachser drastisch das maximal verfügbare Kofferraumvolumen bei gleichzeitigem Einsatz eines Rollstuhlliftes. Während beim niedrigeren FMD auch ein extra breiter Mitteleinstieg als Lift-Unterbringungsort geeignet ist, spricht beim höheren FHD alles für den Einsatz über eine separate Tür in Fensterhöhe. Unser Urteil: Dieser Bus wird mit großer Sicherheit seine Liebhaber finden, denn Leichtbau-Spezialist VDL offeriert nun auch in Deutschland seinen 19,2 Tonnen-Bus auf 13,5 Metern mit nur zwei Achsen. Wer mit 100 Kilogramm pro Fahrgast rechnet, wird bei 53 Fahrgästen gewichtstechnisch keine Probleme bekommen. Zusätzlich steigen die Einsatzmöglichkeiten, denn wer es drauf anlegt, kann den Bus für Schüler- oder Shuttleverkehre mit bis zu 63 Fahrgastsitzen ausstatten, bei drei Sternen, Toilette und Küche sind es immer noch stolze 57 Plätze. Die Wendigkeit ist zwar im Vergleich zum konventionellen 12-Meter-Bus etwas schlechter, bleibt aber dennoch stets praktikabel. (sab)
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