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MAN Lion’s Coach im Test

08.12.2017 08:30 Uhr
© Foto: Sascha Böhnke

Erfahren Sie im Fahrbericht alles zum neuen MAN Lion’s Coach, der auf der Busworld 2017 seine Premiere feierte. Fakten, Eindrücke und Bilder zum neuen Modell.

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Auf der diesjährigen Busworld in Kortrijk war er der Star am Stand von MAN. Der Lion‘s Coach der aktuellsten Generation begeisterte viele Besucher schlichtweg durch sein mehr als aufgefrischtes Design. So selbstbewusst, so markant hat man einen Reisebus von MAN wohl noch nie erlebt. Jetzt müssen nur noch die inneren Werte stimmen.

Fahrbericht von Mallorca
Welche Destination eignet sich besser, einen Reisebus kennenzulernen, als eine, die auch im echten Busleben zu seinen Zielen zählt. Fahr-Termin auf der Ferieninsel Mallorca, die Mitte November zwar nicht mehr wirklich überlaufen ist, dafür aber mit großer Gewissheit eine Sonnengarantie bieten kann. Allerdings zum Preis ziemlich eisiger Herbstwinde, die das Meer rund um die Balearen-Insel gehörig aufpeitschten. Das hat dann auch zur Folge, dass sich in jeder noch so kleinen Ritze feinster Sand einnistet, der vom Herbststurm über die Insel geblasen wird. Doch echte Löwen stört das nicht, im Gegenteil, auf den teils langen, schnurgeraden Autobahn-Etappen ist das eine gute Gelegenheit, sich mit der Windanfälligkeit des Busses vertraut zu machen. Doch der Reihe nach.

Das Aussehen 
Äußerlich ist der neue Lion’s Coach eine echte Überraschung. Während der noch aktuelle Coach unter Freunden guten Bus-Geschmacks im besten Fall eher für wohlwollendes Desinteresse sorgte, kommt der Neue mit „Wow-Garantie“ vorgefahren. Der Wettbewerb muss ergo ganz tapfer sein, denn was das Team um Stephan Schönherr kreiert hat, ist eine Augenweide. Gekonnt hat man es verstanden, kreativ mit Formen und Linien zu spielen. Das ist umso bemerkenswerter, da man sich beim Fahrzeug am bestehenden Grundbaukasten orientieren musste – es handelt sich schließlich nicht um eine komplette Neukonstruktion. Ähnliches konnte die Buswelt gerade beim Neoplan Tourliner erleben, ihn halten viele für einen Neubau, dabei ist auch er „nur“ die Summe geschickter Verbesserungen im Allgemeinen und im Detail.

Die Details 
Besonders markant ist beim neuen Lion’s Coach die Scheinwerferpartie. Die Scheinwerfer läuten sozusagen die neue Lichtgeneration im Hause MAN ein, was nichts anderes bedeutet, als dass wir diesen Scheinwerfer später auch beim Lkw finden werden. Durchaus ein Novum, dem Bus den Vorzug zu lassen. Wie gut die Scheinwerfer dem Bus stehen, ließ sich übrigens bestens auf Mallorca erfahren. Recht früh wird es im November dunkel, was bedeutet, dass die Lichtfahrten zunehmen. Auf engen Straßen mit dicht an die Fahrbahn heranreichenden Steinmauern leistet der Scheinwerfer ganze Arbeit. Alles wird perfekt ausgeleuchtet, die Lichtstreuung ist optimal. Je dunkler es wird, desto klarer und heller wirkt das Licht auf der Fahrbahn. Dabei ist es gar nicht heller als Xenon-Licht, es ist nur anders, ähnelt mehr dem Tageslicht. Das soll dann auch bei langen Nachtetappen einer Ermüdung der Augen vorbeugen.

Tagsüber zeichnen LED-Tagfahrleisten ein kantiges Bild des MAN. Besonders gut gelöst ist ihre Doppelfunktion als Blinker/Tagfahrlicht, auch bekannt von einigen Pkw. Überhaupt ist LED das große Thema im Lion’s Coach. Herkömmliche Glühlampen muss man mit der Lupe suchen. Neu und ebenfalls gelungen sind die Voll-LED- Rückleuchten. Wie zwei Lichtfälle fließt das Rücklicht am bemerkenswert schnörkellosen Rücken entlang. Der ist dann auch das nächste optische Highlight. Prangt hier keine Werbung, glänzt das Heck wie die Rückseite moderner Smartphones, die ja neuerdings bekanntlich gerne aus Glas gefertigt werden. Keine Bange, beim Lion’s Coach ist das nicht der Fall. Eine kleine optische Kuriosität, die allerdings nur bei hell lackierten Bussen auffällt, ist die Gestaltung der Motorraum-Belüftungsgitter hinten seitlich. Sie erinnert verblüffend an eine überdimensionale Büroklammer. Und da wären wir wieder bei der Bestimmung des Busses: Er ist ein wahrer Arbeitnehmer.


MAN Lion's Coach/Modell 2017

MAN Lion's Coach/Modell 2017 Bildergalerie

© Foto: Sascha Böhnke

Neuerungen am MAN Lion's Coach

Die echten, also die Fahrer, brauchen sich nicht großartig umzustellen, wenn sie bereits einen halbwegs aktuellen Lion’s Coach fahren. Im Cockpitbereich wurde nämlich fast alles gelassen, wie es war, die letzte Rundumerneuerung ist schließlich noch gar nicht so lange her. Lediglich links der Ablagebereich wurde vergrößert. Das Touchscreen-Multimediacenter ist ein guter Bekannter. Neu ist das jetzt farbige Zentraldisplay, welches auf Knopfdruck verschiedenste Betriebszustände darstellen kann, dazu zählen auch die Informationen bei gesetztem Abstandsregeltempomat. Der funktionierte während der Testfahrt recht gut, lediglich im Stadtverkehr, wenn Verkehrsteilnehmer vor dem Bus stärker verzögern, könnte das System noch ein wenig Feinabstimmung vertragen, um die eigenen Fahrgäste nicht zu stark durch ruckhafte Bremsmanöver zu verärgern. Über einen Stop-and-Go Assistenten verfügt der Lion’s Coach derzeit nicht, ab Tempo 30 schaltet sich das System ab. Dafür macht die runderneuerte und aus dem Neoplan Tourliner bekannte MAN TipMatic einen ausgezeichneten Eindruck. Die neue Getriebefunktion SmartShifting kombiniert einen schnellen Schaltablauf in allen Gängen, die Hochschaltunterstützung sowie das Schalten passend zur Fahrsituation. Auch das um 200 Nm verbesserte Drehmoment trägt zu einem verbesserten Anfahrverhalten bei. Insgesamt überzeugte der um 20 PS stärkere Motor mit einer souveränen Fahrleistung über einen breiten Drehzahlbereich. Bereits ab niedrigen 930 Umdrehungen pro Minute steht das maximale Drehmoment von 2.100 Newtonmetern zur Verfügung. Eine weitere Neuerung nennt sich Idle Speed Driving. Sie ermöglicht komfortables Fahren bei Leerlaufdrehzahl ohne Fahrpedalbetätigung. Mit der neuen Funktion kann der Bus mit geschlossener Kupplung durch zähfließenden Verkehr bewegt werden. Während ein Hochtippen der Gänge in den Gängen 1 bis 6 manuell möglich ist, erfolgt das Zurückschalten automatisch, wenn das Drehmoment im Leerlauf für einen höheren Gang nicht ausreicht oder der Fahrer bremst. Darüber hinaus sind zahlreiche Assistenzsysteme verfügbar wie der topografiebasierte Tempomat MAN EfficientCruise mit der Rollfunktion EfficientRoll, Spurhalteassistent LGS und MAN Attention Guard. Eine neue Stoßdämpfer-Generation hat Einzug gehalten, allerdings handelt es sich dabei nicht um adaptive Stoßdämpfer, wie es sie beispielsweise im Neoplan Cityliner gibt. Mit Einzug der neuen Stoßdämpfer wurde die Fahrwerksabstimmung verbessert, was sich während der ersten Testfahrt durchaus in einem sehr unproblematischen Fahrverhalten äußerte. Positiv ist auch, dass der Bus beim Anhalten deutlich weniger als allgemein üblich nachschwingt.
© Foto: Sascha Böhnke

Das Urteil

Der Fahrgastraum wurde dezent, aber spürbar erneuert. Neue Farben und Materialien haben Einzug gehalten, alles wirkt nun heller und lichter. Die Gepäckablagen wurden nach vorn verlängert und verfügen über neue Abschlusselemente, die auf Wunsch hinterleuchtet sind, was dem Ganzen durchaus einen edlen Look verleiht. Die Nachtbeleuchtung ist in Grün gehalten (Tourliner Blau) und sitzt als LED-Licht in den Halterungen der Gepäckablagen. In der Frontscheibe spiegelt sich auch bei voller Innenraumbeleuchtung nichts, so muss es sein. Typisch MAN ist die recht farbenfrohe Cockpit- und Schalter-Beleuchtung. Der Grundton ist orange, doch bläuliches und weißes Licht runden beispielsweise die Zeigerinstrumente ab. Das alles stört nicht wirklich, denn am Ende zählt eine gute Übersichtlichkeit bei Nacht und die ist gegeben. Es gibt den Reisebus in vier Längen: 12.101 mm, 13.091 mm, 13.361 mm und 13.901 mm auf zwei bzw. drei Achsen. Der 13.091 mm lange Zweiachser kann mit zusätzlich sechs Plätzen versehen werden. Fahren lässt sich auch der 13 Meter-Zweiachser völlig problemlos, lediglich der längere Radstand sorgt teilweise für ein überlegtes Abbiegen in engen Situationen. Damit dürfte dieser Bus den allermeisten Anforderungen gerecht werden, inwieweit eine kurze Version Sinn machen würde, sei dahingestellt. Den Lion’s Coach gibt es auf Wunsch auch mit einem Rollstuhl-Lift, dazu muss dann eine separate Tür in Fensterhöhe verbaut werden. Trotz solcher Maßnahmen erfüllt der MAN Lion’s Coach die ECE R66.02. Damit die Struktur die neuen Anforderungen, die einen besseren Überlebensraum für die Fahrgäste vorsehen, erfüllt, werden bei MAN in das Fahrzeuggerippe Bauteile aus hochfesten Stählen integriert sowie die patentierte Rohr-in Rohr-Technologie für die Überrollbügel im Bereich der B-Säule und im Heck verwendet. Gleiches fand übrigens auch beim Neoplan Tourliner Anwendung. Diese beiden Maßnahmen sorgen für die notwendige Aufbaufestigkeit und tragen dazu bei, dass die bei einem Fahrzeugumsturz eingeleitete Crash-Energie absorbiert werden kann. Einfach ausgedrückt: Der Lion’s Coach kann 50 Prozent mehr Crash-Energie aufnehmen. Damit er trotz des hierfür notwendigen zusätzlichen Gewichts nichts von seiner hohen Nutzlast einbüßt, haben die Entwickler an anderer Stelle sogar überkompensiert. So finden beispielsweise bei der Bug- und Heckmaske ein anderes Material und ein Gewicht einsparendes Herstellungsverfahren Verwendung. Alleine die neu gestaltete Motorraumklappe wiegt 15 kg weniger. Unser Urteil: Der MAN Lion‘s Coach der neuesten Generation ist ein Fahrzeug, das souverän an die Erfolgsrezepte der MAN Reisebusse anknüpft. Und das sind an erster Stelle eine hohe Wirtschaftlichkeit bei durchgängiger Zuverlässigkeit. Werte, die Busunternehmer schätzen und brauchen. Dass dabei auch die Sicherheit nicht zu kurz kommt, zeigt dieser Bus. Alles, was gefordert und vieles, was wichtig ist, ist verbaut beziehungsweise kann geordert werden. Das alles klingt nach einem reinen Vernunfts-Auto. Doch die MAN- Designer haben aus einem unscheinbaren Fahrzeug einen echten Überraschungskandidaten geformt. Und so gilt am Ende der ersten Testfahrt: MAN kann auch Lion‘s Coach! (sab)
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