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Setra TopClass 500: Himmlisches Vergnügen

03.12.2013 16:00 Uhr
© Foto: Setra

Mit der TopClass 500 will Setra den Bus-Olymp erreichen. Mehr Bus kann es nicht geben, so die breite Botschaft aus Neu-Ulm. Die OMNIBUSREVUE hatte die Gelegenheit, die Bus-gewordene Entzückung zwischen Cannes und Nizza testweise zu fahren. ­

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Bei einem Fahrzeug wie diesem ist es gar nicht so einfach, neutral zu berichten. Denn eines muss man den Entwicklern aus Neu-Ulm lassen: Sie wissen einfach, wie man Busse baut. Und zwar gute, verdammt gute! Das ist nicht erst seit gestern der Fall, Setra gehört zu den Buspionieren, die Geschichte geschrieben haben und diese stetig fortsetzen. Ein wenig Glück und jede Menge wirtschaftliches Geschick gehört natürlich auch dazu, doch so ist es eben und mit einer Macht wie Daimler im Rücken lässt es sich ganz anders planen als ohne eine solche kräftige Basis. Entsprechend hoch sind dann aber auch die Erwartungen an diesen Bus gewesen. Wer dieses Heft in den Händen hält, war vielleicht schon in Kortrijk und konnte die TopClass 500 in echt und in Farbe erleben. Und dann weiß man, wieso es Setra wieder einmal geschafft hat, alle zu verblüffen und zu begeistern. Vielleicht empfindet man aber auch ganz anders, denn selbst eine TopClass ist letztlich ein Bus und wie heißt es abgewandelt so schön: Auch ein Setra fährt nur mit Diesel. Aber wie! Wie er fährt, das macht eben den Unterschied.

Eine Überraschung gibt es in Sachen Design. Hier haben nämlich die auffälligsten Änderungen an der Front und am Heck stattgefunden. Klar, bei einem Bus ist der Mittelteil eben konstruktiv vorgegeben. Doch vielleicht war der eine oder andere Betrachter auf ähnlich Ungewohntes wie bei der ComfortClass 500 mit ihrer abfallenden Seitenlinie gefasst. Nein, solche Experimente gibt es hier nicht. Nach wie vor schwingt sich die La Linea kühn nach oben, um dort jedoch, einem
dreidimensionalen Lichtspiel gleich, unterbrochen zu werden, um ihre Vollendung schließlich am Heck in Form einer Lichtleiste zu finden. Im Heck sitzen zwei symmetrisch angeordnete Lüftungsgitter. Wem die TopClass 500 im Rückspiegel erscheint, der merkt auf. Denn zwei aufgeweckte Augenbrauen in Gestalt moderner LED-Blinker umrahmen ein Gesicht, aus welchem die Erfahrung und das Selbstbewusstsein, gewachsen in Jahrzehnten, spricht. Unübersehbar stempelt sich der Setra-Schriftzug Meter für Meter in die zu bereisende Landschaft, weit nach oben ragt die Frontscheibe, damit die Fahrgäste – und nicht nur die in der ersten Reihe – ein Seherlebnis der gewaltigen Art erleben können.

Wer den Bus zum ersten Mal betritt, wird die außen gezeichnete Weiträumigkeit auch innen wiederfinden. Das beginnt am Einstieg vorn. Überhaupt sollte der Bus nur vorn betreten werden, damit jeder Fahrgast von Anfang an die magischen Momente begreifen kann, die sich die Designer ausgedacht haben. Das beginnt an der Treppe, die von hellen Kunststoffelementen gekonnt eingefasst ist. Es folgt ein kurzer, ehrfürchtiger Blick zum Cockpit – ja da erblasst mit Sicherheit so mancher Verkehrspilot in seinen unübersichtlich wirkenden 80er Jahre-Kanzeln – um dann als Passagier vollends die Beherrschung zu verlieren beim Blick auf den Fahrgastraum. Denn dieser wird, wenn denn geordert, von nichts anderem überspannt als vom Himmel. Gut, ein wenig Glas ist noch davor, doch der Eindruck, den das superbreite Glasdach verbreitet, ist überwältigend. Selbst wenn mal keine Palmen durch das erstaunlich gut wärme- und sonnendämmende Glasdach scheinen, weil es regnet, lohnt der Blick nach oben. Klimatisiert wird die TopClass nach wie vor durch das bewährte Querstrom-Prinzip. Dem Fahrer wurde für die Temperierung ein neues Bedienteil an die Hand gegeben, welches allein aus Designgründen fast zu schade für das schnöde Regulieren der Temperatur an Bord ist.


Setra TopClass 500

Setra TopClass 500 Bildergalerie

© Foto: Setra

Bei der TopClass 500 stellt sich nicht die Frage, ob etwas fehlt

Fragt man einen Fahrer, welchen Bus er am liebs­ten fahren würde, nun seine Antwort wird sich wohl jeder ausmalen können. Mit der TopClass 500 dürfte der Setra-Liebhaber-Prozentsatz noch einmal nach oben schnellen, denn alleine der Fahrerarbeitsplatz bietet so manche Überraschung. Um es gleich zu schreiben: Ohne eine gründliche Einweisung sollte kein ernsthafter Interessent diesen Bus bewegen. Das würde natürlich funktionieren, denn die TC 500 ist so klug, auch vermeintlich allwissenden Schlaumeiern eine sichere Fahrt zu ermöglichen, doch das volle Poten­zial, das in diesem Fahrzeug steckt, lässt sich nicht von jetzt auf gleich begreifen. Das beginnt beim Zündschlüssel. Der heißt natürlich Multifunktionsschlüssel, denn er kann viel mehr als nur den Motor starten. Auf einem kleinen Display lassen sich alle wichtigen Betriebsdaten wie die Füllstände von Diesel und AdBlue darstellen, die Reifendrücke überprüfen oder ein kompletter Lichttest durchführen. Mögliche Fehler werden natürlich angezeigt. Sitzt der Fahrer dann vor seinem stilvollen Multifunk-tionslenkrad – ja genau, es kann mehr als nur die Richtung ändern – hat er ein Déjà-vu- Erlebnis, insofern er bereits die neue ComfortClass gefahren ist. Denn von ihr wurden die wesentlichen Bestandteile übernommen. Aber natürlich viel schöner verpackt, eingerahmt und mit metallisch glänzenden Spangen eingefasst. Wer die TopClass fährt, fährt eben nicht nur Bus, er fährt DEN Bus. Wenn dann die kräftige Maschine zum Leben erwacht ist – 476 PS und 2.300 Nm Drehmoment schöpft der OM 471 aus seinen 12,8 Litern Hubraum – dann spürt der kundige Fahrer, wie sich der technologische Traum langsam in Bewegung setzt. Viel verkehrt machen kann er nicht, weder im falschen Gang anfahren noch die Kupplung zu lange schleifen lassen, denn ein manuelles Schaltgetriebe ist nicht mehr vorgesehen. Die acht Gänge des Powershift-Getriebes regeln die Fahrt und ­unterstützt wird dieses von neuartigen Assis­tenzsystemen. So erlebt eine neue Abkürzung in der TopClass ihr Debüt: PPC. Sie steht für Predictive Powertrain Control und ist eigentlich nichts anderes als ein vorausschauender Tempomat. PPC kennt alle europäischen Autobahnen und fast alle größeren europäischen Fernstraßen. Es weiß, wann eine Steigung, wann ein Gefälle kommt. Setzt der Fahrer zum Beispiel seine Geschwindigkeit auf 80 km/h und erlaubt eine Überschreitung um vier km/h nach oben und acht km/h nach unten, dann versucht PPC, den Bus so kraftstoffsparend wie nur möglich zu bewegen. Wenn also die Straße ein leichtes Gefälle aufweist, dann wird automatisch ausgekuppelt und die nächs­ten 100, 200 Meter im Leerlauf gerollt. Andererseits wird rechtzeitig vor einer steilen Steigung ein Gang nach unten geschaltet. Was es bisher nur im Lkw gab, hat nun also auch im Bus Einzug gehalten. Natürlich besitzt die TopClass 500 auch den Notbremsassistenten, der selbst stehende Hindernisse erkennt, weiterhin verfügt die TopClass 500 über eine Reifendruckkontrolle, einen Aufmerksamkeits­assistenten, den Front Collison Guard, einen Anfahrassistenten, einen Dauerbremslimiter, einen Spurassistenten, einen Stop-and-go-Assistenten, Kurvenlicht, Xenon-Scheinwerfer, ein Rangierlicht an der Hinterachse, eine Fahrzeugabsenkung bei höheren Geschwindigkeiten zur Minimierung des Luftwiderstandes, ein EcoDriver Feedback-System und ein wahrhaft ausgereiftes Spiegelsystem. Nein, es stellt sich nicht die Frage, was in diesem Bus alles verbaut ist, die Frage sollte lauten: Gibt es ­eigentlich irgendetwas nicht? Ja, unser Testfahrer hat etwas gefunden: Es gibt keine Fahrertür mehr. Doch mal ehrlich, wer hat die je benutzt?
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