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Busfahrer-Streik in SH: Was gibt es überhaupt zu gewinnen?

19.09.2022 12:01 Uhr | Lesezeit: 4 min
Busfahrer-Streik in SH: Was gibt es überhaupt zu gewinnen?
Busfahrer-Streik in Schleswig-Holstein: der Ausgang wird vermutlich für keinen der Beteiligten ein Gewinn sein.
© Foto: iStock/ollo

Erneut steht ein Streik der Busfahrer von Privatunternehmen auf dem Programm – in Schleswig-Holstein. Nach Angaben mehrerer Zeitungen und Online-Medien reagieren die Arbeitgeber der Fahrer auf den Streik mit Unverständnis.

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Der Unmut der einen erscheint dabei so nachvollziehbar wie das Unverständnis der anderen. Die Beteiligten sitzen im selben Boot – Dank Inflation und „Energie-Krise“ reicht das Gehalt der Fahrer vorne und hinten für nichts. Wovon die Unternehmer allerdings ein höheres Gehalt zahlen sollen, erschließt sich auch nicht wirklich. Der Erfolg des 9-Euro-Tickets reißt kaum ein Unternehmen zu Begeisterungsstürmen hin – vor allem nicht in ländlichen Regionen – und die Sprit- und Energiepreise machen wenig Hoffnung darauf, dass sich die wirtschaftliche Situation der Unternehmen irgendwie wieder bessert. Der Ruf nach Alimente von „Papa Staat“ wird aller Orten immer lauter. Doch wenn „Papa Staat“ kein Geld mehr hat – oder keines übrig haben will – fällt das Taschengeld zur Überbrückung magerer Zeiten eben aus. Zumal die Steuerzahler reihenweise ebenfalls ausfallen, der Prozess, der laut Robert Habeck nicht Insolvenz heißt, sondern nur darin besteht, dass manche Unternehmen schlicht und ergreifend aufhören, zu arbeiten, hat ja gerade erst begonnen.

Woher welches Geld auch immer kommen soll – die Gewerkschaft verdi hat die Busfahrer in Schleswig-Holstein also zum Streike gerufen und rund 2.000 Fahrer aus 90 Unternehmen streiken jetzt. Heute und morgen (Dienstag). Vorwiegend sind Linien in ländlichen Gebieten betroffen. Am Dienstag soll in Kiel dann auch eine Demonstration stattfinden.

Busfahrer-Streik: Mehr Geld von dem Geld, von dem es gar nicht mehr genug gibt ...

Als Grund für den Streik wurden die Verhandlungen vom vergangenen Mittwoch angeführt. Bei diesen hätte keine Einigung erzielt werden können: verdi hatte das Angebot des Omnibusverbandes Nord (OVN), der als Arbeitgeber eine Lohn- und Gehalteserhöhung von 8,5 Prozent und einen Inflationszuschuss von 300 Euro angeboten hatte, abgelehnt. Verdi seinerseits fordert 1,95 Euro mehr Stundenlohn für die Fahrer, für Werkstattmitarbeiter sogar 3,90 Euro mehr pro Stunde. Die Verhandlungen fortsetzen will man am 10. Oktober. Die Frage, worüber man wirklich verhandeln will, bleibt offen. Im Grunde zankt man um Kaisers Bart, der längst abgeschnitten ist und sich zusehends in das Gegenteil von Wohlgefallen auflöst. Das Ergebnis jeden beliebigen Kompromisses angesichts der derzeitigen Situation in Deutschland kann nur die Zustimmung zu einem Viel-Zu-Wenig für die einen sein, das zugleich ein Viel-Zu-Viel für die anderen bedeutet. Zahlungsunfähigkeit hat viele Gesichter – und das gilt für die Resignation und die Zustimmung zum Unausweichlichen gleichermaßen. Wer hat denn noch irgendeine Wahl? Oder hatte sie je, in den vergangenen zweieinhalb Jahren?

Wie verdi nun welche Art von „Druck“ erhöhen will, bleibt schleierhaft. In jedem Fall spaltet der Streik/t die Branche und hetzt die, die eigentlich Seite an Seite stehen sollten, weil sie beide nur verlieren können, gegeneinander. Damit sich der lachende Dritte Wer nicht mit beiden auseinandersetzen muss?

Und  nur nochmal zur Erinnerung: es ist das Wort „Konsens“, das eine Win-Win-Situation alle Beteiligten beschreibt. Das Wort „Kompromiss“ bedeutet „keiner bekommt das, was er brauchte und wollte“. Für einen Konsens wäre aber der lachende Dritte gefragt. Und der hält sich bislang fein raus – und eskaliert weiter.

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