Der Wissenschaftliche Beirat beim Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat in diesen Tagen in einem Positionspapier die Verstetigung des Deutschlandtickets für mindestens zehn Jahre gefordert. Das Ticket sei ein Erfolg und stifte einen „vielfältigen Nutzen, so der Wissenschaftliche Beirat, der gleichzeitig einige Forderungen an die Politik adressiert. Dazu gehören bundesweit einheitliche Konditionen für das Deutschlandticket, eine Übernahmezusage der Finanzierungslücke durch Bund und Länder für mindestens zehn Jahre, einen Angebotsausbau bei Bus und Bahn in Stadt und Land sowie Innovationen bei den Verkehrsunternehmen und -verbünden. Das Positionspapier finden Sie hier.
Betont wird auch die Bedeutung des Tickets für den Prozess der Digitalisierung, hier sieht der Beirat weitere Möglichkeiten, die man nutzen solle. Das beginne bei „Vereinfachungen im Bartarif für Gelegenheitskunden und geht bis hin zur Entwicklung eines sogenannten E-Tarifs mit einem einheitlichen System der Anwesenheitserfassung“. Nach Auffassung der Wissenschaftler würde eine politische Verlässlichkeit des Deutschlandtickets auch „zu weiteren Investitionen in digitale Prozesse ermutigen“.
Aus wissenschaftlicher Sicht sei aber auch klar, dass Anreize (Pull-Maßnahmen) allein nicht ausreichen werden, um Menschen zum Umstieg auf den ÖPNV zu bewegen. Daher fordert der Beirat auch „lenkende Rahmenbedingungen (Push-Maßnahmen)“, wie z. B. Straßenbenutzungs- und Parkgebühren. Nur so könne es schließlich „gelingen die definierten und gesetzlich verankerten Umwelt- und Klimaziele zu erreichen“.
Mit dem digitalen Wandel Schritt halten
Im Zusammenhang mit der Forderung, die Möglichkeit der Digitalisierung zu nutzen, stellt sich die Frage, wie groß die Bereitschaft der Menschen ist, hier mitzuziehen. Blickt man auf den D21-Digital-Index, bei dem jährlich erhoben wird, wie digital die deutsche Gesellschaft ist, zeigt sich ein Bild mit Licht und Schatten. Zwar habe der Großteil der Menschen in Deutschland an der digitalen Welt teil, gleichzeitig sinke die Fähigkeit, zukünftig mit dem digitalen Wandel Schritt zu halten. Dies liege vor allem daran, dass „diejenigen Facetten einer positiven Grundeinstellung zum digitalen Wandel abnehmen“. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie D21-Digital-Index der Initiative D21, durchgeführt von Kantar.
Eine große Herausforderung sieht die Studie übrigens auch in einem „Vogel-Strauß-Effekt“, der speziell den Arbeitsbereich betrifft. So gehen laut der Studie zwar 76 Prozent der Berufstätigen davon aus, dass die Veränderungen durch die Digitalisierung bis 2035 auch zum Wegfall von Tätigkeiten oder ganzen Berufen führen werden. Dass dies den eigenen Job betreffen könnte, glauben allerdings nur 23 Prozent der Befragten. Die Notwendigkeit zur eigenen Weiterentwicklung werde also vielfach unterschätzt. 43 Prozent der Berufstätigen sehen die Unternehmen in der Pflicht, ihre Mitarbeiter durch Weiterbildungen auf die Anforderungen des digitalen Wandels vorzubereiten. Der Anteil derer, die solche Angebote nutzen, stagniert jedoch seit Jahren auf einem geringen Niveau (2023: 18 Prozent).