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Erfolgsfaktoren: Was Busunternehmen das Überleben sichert

25.10.2023 14:19 Uhr | Lesezeit: 5 min
Zwei Reisebusse von vorn in Nahaufnahme
Busunternehmen haben sich von ihren Anfängen bis heute stark verändert und haben es geschafft, sich an geänderte Anforderungen anzupassen
© Foto: juananbarros/getty Images Plus/iStock

Busunternehmen blicken oft eine lange Geschichte zurück und bestehen schon 50, 75 oder gar 100 Jahre erfolgreich am Markt. Mit welchen Strategien und Konzepten haben sie das geschafft und wie haben sie dem sich wandelnden Geschäftsumfeld getrotzt?

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Der Klassiker in vielen Familienchroniken von Busunternehmen: Der Großvater oder Urgroßvater begann das Geschäft als Ein-Mann-Betrieb mit einem der ersten am Markt verfügbaren Dieselbusse, die noch mit Holz zu heizen waren, um Werksverkehre oder kleinere Ausflugsfahrten anzubieten. Daraus entwickelte sich über drei bis vier Generationen hinweg ein mittelständisches Familienunternehmen mit einer Vielzahl von Bussen und Mitarbeitern. Was macht ihren Erfolg aus? Wie haben Sie es trotz aller Widrigkeiten geschafft, ihr Geschäft über so viele Jahrzehnte zu betreiben oder auch auszubauen? Die OMNIBUSREVUE hat für ihre redaktionelle Berichterstattung bereits Einblick in viele Busunternehmen gewährt bekommen und daraus ein paar Erfolgsfaktoren analysiert.

Anpassungs- und Wandlungsfähigkeit

Busunternehmen, die bereits seit vielen Jahren am Markt sind, ist es gelungen, sich an geänderte Rahmenbedingungen anzupassen. Nahezu kein Busunternehmen macht heute noch das, mit dem es ursprünglich mal angefangen hat. Ein wichtiger Erfolgsfaktor von Busunternehmen ist also, dass es flexibel und wandlungsfähig genug ist, um sich an die sich laufend ändernden Marktgegebenheiten anzupassen.

Entscheidungsstärke

Wer sich als Busunternehmer oder Busunternehmerin an geänderte Marktbedingungen anpasst, muss zwangsweise den Mut und die Entschlusskraft aufbringen, womöglich auch folgenschwere Entscheidungen zu treffen. Das kann schwer fallen, weil diese Entscheidungen sehr einschneidend sind – weil man sich vielleicht von einem Geschäftsbereich abwendet, der mal das Herzstück des Unternehmens war. Das kann zum Beispiel die Bustouristik sein, die nicht mehr denselben Umsatz wie früher bringt, schwer planbar ist und zudem bei der Programm- und Kataloggestaltung sehr personalintensiv und kostspielig ist. Irgendwann, wenn zu viele Fahrten abgesagt werden müssen und der Umsatz den Aufwand nicht mehr rechtfertigt, ist es für den Fortbestand des Unternehmens notwendig, die Reißleine zu ziehen und sich auf Bereiche zu konzentrieren, die gut laufen und die das Potenzial haben, noch besser zu werden.

Den Mut zu Neuem wagen

Genauso schwierig, wie die Entscheidung, sich von einem Geschäftsbereich komplett zu trennen, ist es, einen neuen aufzubauen und viel Geld darin zu investieren.  Denn eine Garantie, dass dieser Bereich gut laufen wird, hat ein Unternehmen natürlich nicht. Oft ist es die junge Generation, die in den Familienbetrieb einsteigt, die neuen Wind reinbringt und ihre Ideen umsetzen möchte - oft gegen den Widerstand der skeptischen alten Generation. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass die nachfolgende Generation oft ein gutes Gespür für aktuelle Themen und Trends hat.

So haben die Töchter eines bayrischen Busunternehmens zum Beispiel sehr erfolgreich das Segment Fahrradreisen mit Bus eingeführt, die mittlerweile sehr gut laufen, obwohl die Eltern das anfänglich sehr kritisch gesehen haben und diesen Schritt allein nicht gegangen wären. Aber sie haben ihre Töchter gewähren lassen und wurden eines Besseren belehrt. Dazu passt auch der nächste Erfolgsfaktor:

Generationswechsel gut planen und durchführen

Damit ein Busunternehmen über Jahrzehnte existiert, muss es an die nächste Generation weitergegeben werden. Wenn es in der Familie niemanden gibt, muss ein externer Geschäftsführer gefunden werden, der es im Sinne der Familie weiterführt. Das ist keine leichte Aufgabe, eine solche Vertrauensperson zu finden, und erfordert neben rechtzeitiger Planung auch ein glückliches Händchen und das richtige Gespür.

Sind die Kinder bereit, in die Fußstapfen ihrer Eltern zu treten, sind sehr viele Punkte zu beachten. Einer davon wurde eben schon genannt: Die Kinder, die ihre eigenen Ideen und Vorstellung haben, wie sie den Busbetrieb fortführen wollen, sollten diese auch umsetzen können. Die scheidende Generation muss lernen, loszulassen. Eine Liste mit zehn Tipps, wie die Nachfolge gelingt, finden sie hier:

Busunternehmerin Elke Müller zeigt das erste Fahrzeug, mit dem ihr Urgroßvater das Busunternehmen vor 100 Jahren gründete
Mit einem Bus wie diesem fing es bei vielen Busunternehmen einst an - wie bei Müller Reisen aus Bad Waldsee, das Elke Müller heute in vierter Generation führt
© Foto: Mireille Pruvost/OMNIBUSREVUE

Spezialisierung vertiefen, Nische besetzen

Es gibt einen Bereich, in dem das Busunternehmen richtig gut und erfolgreich ist. Oder es gibt einen Bereich, der gut läuft und der das Potenzial hat, noch erfolgreicher zu werden. Dann kann es dem Busunternehmen gelingen, eine Nische zu besetzen und so Marktführer in dem Segment zu werden. Das können Sportreisen sein, Kulturreisen, gehobene Reisen im Luxussegment mit komfortablen Bussen mit 2+1-Bestuhlung, exklusiver Bord-Gastronomie, einem exquisiten Ausflugsprogramm jenseits vom Mainstream, besonders charmanten Unterkünften, Einkehr in Restaurants mit feiner Küche etc … Oder aber auch eine Spezialisierung auf Single-Reisende, Yoga, Genuss. Wenn es eine Zielgruppe gibt, sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

Ein Busunternehmer aus Passau, der selbst sein Leben lang eine Affinität für Musik hatte, hat sich zum Beispiel auf besondere Musikreisen in seiner Region spezialisiert und muss kaum Reisen absagen, weil er ein treues Stammpublikum hat, dessen Nerv er mit seiner Auswahl immer wieder trifft.

Erfolg durch "Koopetition"

Andere Busunternehmen der Region nicht als Wettbewerber zu sehen, sondern mit ihnen zu kooperieren, also sich mit ihnen zusammenzuschließen und etwas auf die Beine zu stellen, auch das kann zum erfolgreichen Fortbestand des Unternehmens beitragen. Weil man gemeinsam einfach stärker ist und mehr bewegen kann.

Ziel kann sein, die  Auslastung bei Busreisen zu verbessern und weniger Reisen absagen zu müssen. Das machen Netzwerke wie Busdichweg oder die Reiseallianz. Auch kann das Ziel sein, den ÖPNV mit Buslinien zu stärken. Durch einen Zusammenschluss privater Busunternehmen ist zum Beispiel vor über 20 Jahren, im Jahr 2002, die Regionalverkehr Bodensee-Oberschwaben (RBO) entstanden. 

Neue Geschäftsfelder neben dem Bus suchen

Einige Busunternehmen haben ihr Know-how bei Gruppenreisen auch anderweitig eingesetzt und neben dem Busbetrieb ein anderes Standbein aufgebaut. Schließlich weiß ein Busunternehmen am besten, was Busreisegruppen wollen. So gibt es Busunternehmen, die Cafés als Stop-Over-Ziele eröffnet haben, ein Hotel mit Restaurantbetrieb und Souvenirshop speziell für Gruppen, eine Show-Brauerei mit großem Gastraum für Busgruppen oder ein Paketreiseprogramm in der eigenen Heimat entwickelt haben, das sie Gruppenreiseveranstaltern in anderen Regionen Deutschlands anbieten oder speziell auf Incoming-Tourimus zuschneiden.

Digitalisierung

Ob Abläufe im eigenen Unternehmen, wie die Kommunikation mit Fahrern oder Übermittlung der Dienstpläne, oder der Vertrieb der Reisen samt Kundenkommunikation: Erfolgreiche Busunternehmen haben mit den aktuellen Entwicklungen Schritt gehalten und sich digitalen Projekten gestellt. Oft ist auch hier ein Generationswechsel der Auslöser für eine Modernisierungswelle.

Erfolgsfaktor Personal

Heute die größte Herausforderung für viele Busunternehmen ist der Fahrermangel, der heute schon so gravierend ist, dass Busunternehmen regelrecht ausgebremst werden. Wer keine Fahrer hat, muss Aufträge absagen und kann in Zukunft an weniger Ausschreibungen teilnehmen, weil er einen zuverlässigen Linienbetrieb womöglich gar nicht gewährleisten kann. Deshalb ist auch die Recruitingstrategie mittlerweile existenziell geworden, um den Bedarf an Fahrerinnen und Fahrern zu decken. Auch dafür kann Digitalisierung hilfreich sein, denn den größten Erfolg verspricht heute das Social Recruting über die sozialen Medien, um möglichst viele Menschen zu erreichen, die wechselwillig sind, aber nicht aktiv nach passenden Stellen suchen. Denn die würde ein Busunternehmen über die klassischen Jobportale gar nicht erreichen.

Unsere zehn Strategien gegen den Fahrermangel lesen Sie hier:

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