Im jüngst beschlossenen Entwurfs zur Änderung des Berufskraftfahrerqualifikationsgesetzes seien gegenüber der Fassung vom 11. Juli 2025 „inhaltlich keine substanziellen Anpassungen erfolgt“, zeigen sich der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (bdo) und der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) in einem gemeinsamen Schreiben an Stefan schnorr, den Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium (BMV) enttäuscht. Beide Verbände hatten ein inhaltlich gleichlautendes Schreiben parallel versendet, um das Anliegen der Branche geschlossen zu adressieren.
bdo und VDV sehen Vorschläge nicht umgesetzt
Vor dem Hintergrund der geplanten Änderungen des Berufskraftfahrerqualifikationsgesetzes und der damit verbundenen Auswirkungen sprechen bdo und VDV von einer „sehr unglücklichen Situation“, weil die im Rahmen der Verbändeanhörung im August 2025 eingebrachte gemeinsame Stellungnahme der beiden Branchenverbände – mit konkreten, praxistauglichen Vorschlägen für einen schlanken, qualitätsgesicherten Ausbildungsweg – „bislang keinen Niederschlag“ gefunden habe.
Hürden beim Busführerscheinerwerb abbauen
VDV und bdo schlagen daher vor, im Rahmen eines gemeinsamen Gesprächs (Lenkungskreis) mit den betroffenen Verbänden – neben dem und dem VDV auch die beiden Transport- und Logistikverbände BGL und DSLV) – „schnellstmöglich praktikable Lösungen zu finden, um die seit Jahren beklagten gravierenden Hürden und bürokratischen Hemmnisse bei der Berufskraftfahrerqualifikation und dem Busführerscheinerwerb abzubauen“.
Abbau eines nationalen „Over- Compliance“
Die in der gemeinsamen bdo/VDV-Stellungnahme zusammengefassten Vorschläge sehen unter anderem den Abbau eines nationalen „Over- Compliance“ vor, dazu sollen Überschneidungen zwischen Fahrausbildung und Berufskraftfahrerqualifikation vermieden werden, Prüfungen gebündelt und modernisiert sowie digitale Lernwege mit echter Wahlfreiheit (synchron wie asynchron) klar geregelt werden – selbstverständlich alles bei unveränderter Ausbildungsqualität. Ergänzend schlagen bdo und VDV praktikable Erleichterungen beim Berufszugang vor (u. a. Anerkennung einschlägiger Vorerfahrungen und Drittstaatenqualifikationen).
Gravierender Mangel an Fahrpersonal
Bundesweit fehlen aktuell rund 25.000 Busfahrerinnen und -fahrer im ÖPNV und Gelegenheitsverkehr. Mehr als die Hälfte des bestehenden Fahrpersonals ist über 50 Jahre alt. Das bedeutet laut bdo und VDV, dass jedes Jahr durchschnittlich 6000 Fahrerinnen und Fahrer in Rente gehen und ersetzt werden müssen. „Wir gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2030 rund 50.000 bis 60.000 Busfahrerinnen und -fahrer im ÖPNV fehlen werden. Hinzu kommt ein weiterer Bedarf insbesondere für den ÖPNV-Ausbau“, heißt es in der bdo/VDV-Stellungnahme. Die Branche brauche die Busführerscheinreform „zwingend, damit die aktuellen Angebote im ÖPNV sichergestellt und der weitere ÖPNV-Ausbau realisiert werden“ könne.