Hat die angespannte konjunkturelle Lage mit weiterhin spürbarer Inflation und hohen Energie- und Strompreisen - verbunden mit unsicheren Perspektiven durch Kriege und Krisen Einfluss auf das Reiseverhalten der Deutschen im neuen Jahr?
Nein, prognostiziert der Deutsche Reiseverband (DRV), die Reisewirtschaft blicke zuversichtlich auf das neue Reisejahr 2024. Vor allem für die kommenden Sommermonate zeichne sich bereits jetzt eine hohe Urlaubsnachfrage ab. Der DRV rechnet für den Markt der Urlaubs- und Privatreisen ab mindestens einer Übernachtung mit einem moderaten Umsatzwachstum von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Es wird erwartet, dass die Deutschen für Reiseleistungen, die vor Urlaubsantritt gebucht werden, insgesamt 78 Milliarden Euro ausgeben werden – sowohl für Pauschalreisen von Reiseveranstaltern als auch für individuell zusammengestellten Urlaub. Diese Einschätzung beruht auf einer neuen Marktprognose, die der DRV zusammen mit Branchenexperten entwickelt hat.
Für das Gesamtjahr rechnet der DRV trotz des Umsatzanstiegs aber mit einem leichten Rückgang bei der Anzahl der Reisenden. Bereits 2023 verreisten laut dem Verband weniger Menschen mit Reiseveranstaltern als vor der Pandemie, der erwartete Rückgang in diesem Jahr wird den Experten zufolge aber nicht mehr so stark wie 2023 ausfallen.
Sparen vor allem bei Gastronomiebesuchen
Auch das Bayerische Zentrum für Tourismus (BZT) hat zum Jahreswechsel eine Studie in Auftrag gegeben und auf Basis einer bevölkerungsrepräsentativen Online-Befragung ermittelt, dass Urlaub mit 22 Prozent auf Platz drei der Lebens- und Konsumbereiche rangiert, in denen die Befragten sparen wollen.
Mehr als bei Reisen wollen die Befragten an Restaurant-, Café- und Barbesuchen sparen, mit 31 Prozent führt Gastronomie die Liste der Sparmaßnahmen an. Auf Platz zwei liegen Einsparungen beim Stromverbrauch.
Von den Personen, die am Urlaub sparen wollen, überlegt gut die Hälfte (55 Prozent), den Urlaub ganz ausfallen zu lassen. Insbesondere in den Einkommensgruppen mit einem geringeren Haushaltsnettoeinkommen ist dies der Befragung zufolge eine Option:
Reiselust groß, der Sparzwang ist es auch
Auch eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts Forsa im Auftrag eines RTL-Fernsehmagazins kommt zu dem Ergebnis, dass die Reiselust bei einem erheblichen Teil der Deutschen dieses Jahr von einem Sparkurs ausgebremst wird: Knapp jeder dritte Urlauber will dieses Jahr kürzer oder seltener reisen, um Geld zu sparen. Jeder Fünfte will ein günstigeres Urlaubsziel oder -land wählen. Wenn Kinder mitreisen ist es sogar jeder Dritte.
Doch die gute Nachricht, die sich aus der Forsa-Umfrage herauslesen lässt: Theoretisch hätten 81 Prozent der Deutschen nach eigener Angabe das Geld dafür, dieses Jahr für mindestens eine Woche in den Urlaub zu fahren.