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Nach Corona und 9-Euro-Ticket: VDV zieht verhalten positive Bilanz

25.01.2023 13:21 Uhr | Lesezeit: 5 min
Nach Corona und 9-Euro-Ticket: VDV zieht verhalten positive Bilanz
Klimaschutz im Verkehr braucht ein erfolgreiches Deutschland-Ticket und eine Ausbauoffensive im ÖPNV, meint der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV).
© Foto: iStock/VioletaStoimenova

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat eine positive Bilanz nach Corona und 9-Euro-Ticket gewagt. Die anhaltende Corona-Pandemie, die Energiekrise und die stark steigende Inflation hätten die Fahrgastahlen deutlich nach unten gedrückt. Durch das 9-Euro-Ticket hätten allerdings zahlreiche Fahrgäste zurück und neu hinzugewonnen werden können.

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Aktuell liegen die ÖPNV-Fahrgastzahlen im bundesweiten Durchschnitt nach VDV-Angaben bei etwa 90 Prozent der Nachfrage, die es im bisherigen Rekordjahr 2019 gab. Damals zählten die Verkehrsunternehmen und Verbünde etwa 10,4 Milliarden Fahrten, im Jahr 2022 waren es laut Prognose rund 9,3 Milliarden, heißt es in einer Pressemitteilung. „Wir haben also noch Potenzial bei den Fahrgastzahlen, aber nach über zwei Jahren Coronapandemie, einer Energiekrise und extrem steigender Inflation sind wir mit der aktuellen Nachfrage im ÖPNV nicht unzufrieden“, so VDV-Präsident Ingo Wortmann. Man habe auch deutlich gemerkt, dass das 9-Euro-Ticket in den drei Monaten seiner Gültigkeit die Fahrgastzahlen deutlich erhöht habe. Was dabei positiv nach vorne blicken lasse, sei, dass fast 30 Prozent der Fahrgäste auch nach Ende des 9-Euro-Tickets dem ÖPNV treu geblieben seien – „wenn auch leider nicht alle“, wie Wortmann bedauert.

Marktforschungsergebnisse vielversprechend

Die abschließende Marktforschung zum 9-Euro-Ticket habe einige interessante Ergebnisse hinsichtlich der Planungen für das kommende bundesweit gültige Deutschland-Ticket geliefert:

  • 12 Prozent der Bundesbürger gäben an, dass sie die 9-Euro-Ticket-Aktion veranlasst hat, den ÖPNV auch danach häufiger zu nutzen
  • fast 30 Prozent der durch das 9-Euro-Ticket gewonnenen Neukunden, die den ÖPNV zuvor nicht genutzt haben, seien zwischen September und November weiterhin mit dem ÖPNV gefahren, was rund 1,8 Millionen Fahrgästen entspräche
  • nochmal etwa 1,6 Millionen Fahrgäste hätten angegeben, dass sie nach der Aktion häufiger ÖPNV nutzen als vorher (vorher „seltener als zweimal im Jahr“, jetzt „mindestens einen Tag im Monat“)

Allerdings habe die Befragung nach dem 9-Euro-Ticket auch gezeigt, dass die Häufigkeit von Autofahrten bei den Befragten wieder auf dem alten Niveau liege, heißt es vom VDV. „Von den zahlreichen verlagerten Pkw-Fahrten ist nach Ende der Aktion nicht viel übriggeblieben. Das darf aber auch nicht verwundern, denn innerhalb von nur drei Monaten ändern die Menschen ihr Mobilitätsverhalten nicht dauerhaft.“ Wortmann sieht in dieser Entwicklung eher das Potenzial, die Zielgruppen mit einem längerfristigen Angebot wie dem Deutschland-Ticket wieder vom ÖPNV zu überzeugen.

Offensive statt Defensive

Bis zur Einführung des Deutschland-Tickets gibt es noch zahlreiche Prozesse, die sowohl politisch als auch von den Verkehrsunternehmen und Verbünden umgesetzt werden müssen, meint man beim VDV. „Wir wollen das Deutschland-Ticket zum Erfolg werden lassen. Erfolg heißt in dem Fall: deutlicher Fahrgastzuwachs und gute Beförderungsqualität für möglichst alle Kundinnen und Kunden, auch wenn es mal voller wird“, so Wortmann. In einer ersten Abschätzung prognostiziert der VDV, dass rund 5,6 Millionen „Neueinsteiger“ mit einem Deutschland-Ticket erstmals ein ÖPNV-Abo abschließen könnten. Zudem geht der Verband von etwa 11,3 Millionen „Umsteigern“ aus, Fahrgästen also, die aus einem anderen Abo in das neue Angebot wechseln würden. Ehe das Deutschland-Ticket tatsächlich verkauft werden könne, seien jedoch noch zahlreiche Vorarbeiten und politische Beschlüsse nötig. So fehlen unter anderem die Rückmeldung der EU-Kommission zur beihilferechtlichen Prüfung, eine bundesweite Tarifgenehmigung sowie die Anpassung des Regionalisierungsgesetzes mit dem die Mittel zur Finanzierung und Sicherung der Liquidität der Branche sichergestellt werden müssen.

Zu guter Letzt weist der VDV im Zuge der Debatten ums Deutschland-Ticket darauf hin, dass allein mit einem günstigen bundesweiten Nahverkehrsticket die Klimaschutzziele im Verkehrssektor bis 2030 nicht zu erreichen sind. Daneben müsse es, wie bereits im Koalitionsvertrag der Bundesregierung vereinbart, eine Ausbau- und Modernisierungsoffensive für die ÖPNV-Systeme geben. Dazu zählen neben deutlicher Kapazitätsausweitung auch neue Straßenbahn- und U-Bahn-Projekte sowie die Sanierung, Instandsetzung und der barrierefreie Ausbau der vorhandenen Infrastrukturen. „Die Einführung des Deutschland-Tickets stellt uns ohne Frage vor große Herausforderungen“, so Wortmann. „Aber ungleich größer ist die Mammutaufgabe, die wir hinsichtlich der Modernisierung und des Ausbaus des gesamten deutschen ÖPNV-Systems vor uns haben.“ Allein im Jahr 2030 fehlten dem ÖPNV elf Milliarden Euro für Investitionen ins System, habe ein Gutachten ergeben. „Durch die Energiekrise und die steigende Inflation ist dieser Bedarf inzwischen eher noch gestiegen.“

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