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VDV-Jahrestagung: Verkehrswende und Klimaschutz

27.06.2023 17:05 Uhr | Lesezeit: 4 min
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Wer möchte denn hier James Bond sein, fragte Autor Frank Schätzing bei der VDV-Jahrestagung in den Saal
© Foto: Thomas Burgert

In mancherlei Hinsicht wirken die Fortschritte in der Verkehrspolitik trotz Deutschlandticket zäh. Wie 007 die große Krise Klimaschutz angehen würde, zeigte in einem unterhaltsamen Vortrag Bestseller-Autor Frank Schätzing bei der diesjährigen VDV-Jahrestagung auf.

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Eine dramatische Klimakrise bedroht uns und kein Bond in Sicht, der die Welt rettet – mit diesem Szenario läutete Bestseller-Autor Frank Schätzing, unter anderem Verfasser des Romans „Der Schwarm“, bei der diesjährigen Jahrestagung des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) vom 21. und 23. Juni in Leipzig seinen Impulsvortrag ein. „Was, wenn wir einfach die Welt retten?“ lautete der Titel von Schätzings Vortrag, in dem dieser thematisch einen großen Bogen spannte.

Schätzing sah angesichts der zahlreichen Krisen das Problem, dass man sich im Klein-Klein verliere und von einem Masterplan keine Spur zu sehen sei, ehe er bildhaft darlegte, wie 007 eine Mission angehen würde, bei dem es um nichts Geringeres als die Rettung der Welt geht.

Zunächst einmal gehe es darum, die Bedrohung zu verstehen, dann müsse man das Übel erkennen und dieses mit der Wurzel beseitigen, so Schätzing, anstatt wie aktuell vor allem an Symptomen herumzudoktern. Die Ursache sehr vieler weltweiter Krisen sei aber der Klimawandel und daher müsse man dieses Problem entschlossen angehen. Unter anderem müsse man die Menschen für dieses Ziel gewinnen, indem man solide finanzierte Maßnahmen vorschlage, statt ambitionierte Ziele auszugeben, die völlig unrealisierbar seien und mit denen man nur alle verschrecke.

Detailliert schilderte Schätzing viele Technologien, die man einsetzen könne, um die Erderwärmung zu bremsen, seien es neue Möglichkeiten, um Sonnen- oder Windenergie zu gewinnen, die Städte klimaneutral zu machen oder den sinnvollen Einsatz von KI zum Nutzen der Menschen. Dabei gelte es vor allem, Strom aus erneuerbaren Energiequellen zu gewinnen. „Strom ist alles“, meinte Schätzing, der in seinem unterhaltsamen Vortrag viele Charaktere aus den zahlreichen James-Bond-Filmen ins Spiel brachte, von „M“ über „Q“ bis zum Erzbösewicht Ernst Stavro Blofeld.

Immer wieder wurde in seinem Vortrag deutlich, wie sehr er beim Klimaschutz auf technologische Lösungen, also auf Innovationen, setzt. „Der Klimawandel ist ein durch Technologie verursachtes Problem, es lässt sich also auch durch Technologie lösen", sagte Schätzing und fügte hinzu: „Und das ist eine gute Nachricht.“

Einnahmeverteilung beim Deutschlandticket als Herausforderung

Beim zweiten Tag der VDV-Jahrestagung standen verschiedene verkehrspolitischen Reden im Fokus. Unter anderem machte VDV-Präsident Ingo Wortmann in seiner Rede deutlich, dass ihm manches in der Verkehrspolitik aktuell nicht zügig genug vorangeht. Er verwies darauf, dass der Verkehrsbereich der einzige Sektor ist, der in den letzten Jahren seine Treibhausemissionen nicht wesentlich reduzieren konnte. „Wir können es uns nicht leisten, keinen Klimaschutz zu betreiben“, sagte Wortmann.

Zudem warnte Wortmann vor einer sich immer weiter öffnenden Schere zwischen Stadt und Land, was beim Deutschlandticket sehr deutlich geworden sei. Eine gewaltige Aufgabe werde auch noch die Einnahmeverteilung beim Deutschlandticket, eine Angelegenheit, aus der sich die Politik vollkommen zurückgezogen habe, wie der VDV-Präsident anmerkte. Man müsse hier in Gesprächen zwischen den beteiligten Akteuren zügig zu einer Lösung kommen, die für alle akzeptabel ist, sagte Wortmann, der hinzufügte: „Wir werden hier auch über unseren eigenen Schatten springen müssen.“

Generell sei das, was man derzeit mache, „noch nicht die Verkehrswende“, sagte Wortmann, der meinte: „Wir müssen was tun, das sich zumindest so anfühlt wie die Verkehrswende“ und weiter ausführte: „Ein verbilligtes Ticket für halb Deutschland ist noch nicht die Lösung.“ Wortmann mahnte zudem eine auskömmliche Finanzierung des Deutschlandtickets sowie des ÖPNV generell an und forderte die Politik auf, die entsprechenden Entscheidungen zu treffen. „Ich wäre sehr dankbar, wenn wir schneller würden“, sagte der VDV-Präsident abschließend.

ÖPNV als Rückgrat einer neu organisierten Mobilität

Burkhard Jung, der Oberbürgermeister von Leipzig, bezeichnete die Mobilitätswende mit Blick auf den Klimaschutz als eines der „größten Instrumente“ um eine CO2-Reduzierung zu erreichen. Dabei gehe es darum, die Mobilität nach Jahrzehnten der Fokussierung auf den Pkw neu zu gestalten und hier werde der ÖPNV „das Rückgrat einer neu organisierten Mobilität“ bilden, sagte Jung.

Mit Blick auf die aktuelle Situation, sagte Jung, hätte er es grundsätzlich gerne gesehen, wenn man vor der Einführung des Deutschlandtickets in Infrastruktur und Angebot investiert hätte, wofür es im Saal reichlich Applaus gab. Die Frage der auskömmlichen Finanzierung des Deutschlandtickets „treibt mir schon den Schweiß auf die Stirn“, meinte Jung. Dies gelte auch deswegen, weil auf das billige Ticket unbedingt ein ÖPNV-Ausbau folgen müsse. „Wir müssen eine neue Form der Finanzierung für den ÖPNV, auch den Betrieb finden“, sagte Jung, wobei er hier den Bund in der Pflicht sah.

Man sieht: die Welt eines 007 ist doch etwas spektakulärer als der Alltag der deutschen Verkehrspolitik, in der tatsächlich ein Klein-Klein herrscht und bei der es den Akteuren der ÖPNV-Branche oft nur zu langsam vorwärts geht. Einen wesentlichen Beitrag zur Emissionsreduzierung im Verkehrssektor aber kann der ÖPNV leisten, und das ganz ohne einen famosen Geheimagenten.

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