Die Menschen in Baden-Württemberg scheinen allen politischen Anstrengungen zum Trotz keine Lust auf Verkehrswende zu haben. Das geht aus einer Umfrage hervor, die von allen Tageszeitungen in Baden-Württemberg gemeinsam beauftragt wurde. Für die daraus hervorgegangene aktuelle Version des „BaWü-Check“ hat das Institut für Demoskopie Allensbach im März 1.000 Erwachsenen in Baden-Württemberg insbesondere die folgenden Fragen gestellt:
- „Wäre es für Sie im Alltag eine ernsthafte Alternative, weniger mit dem Auto und dafür mehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren oder ist der öffentliche Nahverkehr für Sie im Alltag keine ernsthafte Alternative zum Auto?“
- „Welche Note von 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend) würden Sie dem öffentlichen Nahverkehr in Ihrer Region geben?“
- „Wenn Sie einmal an den Verkehr und die Verkehrsinfrastruktur in Baden-Württemberg denken: Was sind da aus Ihrer Sicht große Probleme?“
- „In Welchen Verkehrsbereich sollte in Baden-Württemberg in Zukunft vor allem investiert werden?“
Mehr als die Hälfte der der Befragten hält demnach den öffentlichen Nahverkehr nicht für eine Alternative zum Auto. Nur 28 Prozent der Befragten gaben an, sich vorstellen zu können, das Auto häufiger stehen zu lassen und dafür mit Bus und Bahn zu fahren. Für stolze 62 Prozent ist der Nahverkehr keine ernsthafte Alternative zum Auto. Dabei hat sich die Landesregierung zum Ziel gesetzt, die Zahl der ÖPNV-Nutzer bis 2030 zu verdoppeln.
Ein Grund für den mangelnden Willen zum Umstieg ist laut Umfrage die Unzufriedenheit der Menschen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Befragten stellen dem Nahverkehr lediglich ein durchwachsenes Zeugnis aus. Im Schnitt geben die Menschen in Baden-Württemberg Bus und Bahn die Schulnote 3,7. Noch schlechter fällt das Zeugnis auf dem Land aus: hier kommt der ÖPNV nur auf eine 4,2.
Weitere Baustellen sehen die Befragten bei Ticketpreisen und der schlechten Anbindung auf dem Land. So halten 57 Prozent der Befragten in Großstädten die Preise im ÖPNV für zu hoch. Der Hälfte der Befragten auf dem Land fahren Busse und Bahnen außerdem zu selten.
Dennoch scheint für große Teile der Bevölkerung der Ausbau des ÖPNV Vorrang vor Investitionen in Straßen zu haben. Besonders groß ist die Zustimmung dafür in der jungen Generation. Für mehr als die Hälfte der 18- bis 29-jährigen Befragten hat der Ausbau des ÖPNV oberste Priorität.
(dpa/juf)